Erica Fischer: Aimée & Jaguar

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Erica Fischer: Aimée & Jaguar
Untertitel
Eine Liebesgeschichte, Berlin 1943
Verlag
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783423084062

Informationen zum Buch

Seiten
360

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Lilly Wust, Hausfrau und Mutter, und die aparte Felice Schragenheim lernen einander 1942 in Berlin kennen und verlieben sich. Für beide ist es die große Liebe. Doch ihr Glück währt nur etwas mehr als ein Jahr. Felice ist Jüdin; sie wird 1944 von der Gestapo verhaftet und nach Theresienstadt deportiert.

Erica Fischer hat die Lebenserinnerungen von Aimée aufgezeichnet - als Zeugnis einer außergewöhnlichen Liebe in extremer Zeit.

"Das Buch ist eine dichte Recherche von Fakten und Empfindungen, ist so ergreifend wie informativ"(Frankfurter Rundschau)

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Berlin 1943. Elisabeth "Lilly" Wust zieht ihre vier Söhne weitgehend alleine groß, ihr Mann Günther ist im Kriegseinsatz (und die Ehe von Krisen und Seitensprüngen geprägt). Durch Inge Wolf, die ihr Haushalts-Pflichtjahr in Lillys Haushalt absolvieren soll, lernt sie einige interessante Frauen kennen, unter ihnen auch die eigenwillige Felice Schragenheim, und etwas für sie Unvorstellbares geschieht: sie verliebt sich in die hübsche junge Frau mit den schwarzen Locken und erlebt mit ihr mitten im Krieg großes Glück.

Was erst relativ spät ans Tageslicht kommt: Felice ist Jüdin und hat in Nazideutschland praktisch keine Rechte mehr. Lilly versucht sie zu unterstützen und zu verstecken, doch eines Tages wird Felice doch von der Gestapo abgeholt.

Das Schicksal der vielen Menschen, die im Dritten Reich aufgrund ihrer Herkunft, Religion, "Rasse" oder ähnlichem diskriminiert, misshandelt, verschleppt und getötet wurden, berührt mich immer wieder von neuem, so auch die Geschichte dieser verbotenen Liebe - allerdings mit gewissen Abstrichen. Zunächst störte mich das Hin- und Herspringen zwischen sachlicher Sprache, eingestreuten Originaldokumenten und Augenzeugenberichten und einem eher romanhaften Erzählstil, was sich mit der Zeit zum Glück etwas ausmittelte. Hinzu kam, dass mir Lilly, auf deren Erinnerungen das Buch ja im wesentlichen beruht, nicht wirklich sympathisch war. Natürlich ist das kein Beurteilungsmaßstab, ließ mich aber manches eher kritisch sehen. Lieber hätte ich noch mehr von Felices eigenen Texten und Gedichten gelesen.

Lesenswert ist das Buch allemal als Zeugnis aus dieser furchtbaren Zeit, schön auch der umfangreiche Foto-Anhang. Ich hätte mir aber ein wenig mehr davon versprochen, ohne wirklich sagen zu können, was...
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Dieses Buch verlangt vom Leser eine gehörige Portion Mut ab. Mut, sich den Dingen, die damals passiert sind, zu stellen. Ich hatte zuerst den Film zu diesem Buch geehen und war äußerst neugierig, was in dem Buch stehen würde. Die unzähligen wie auch ausführlichen Rezensionen bestätigten mich nur noch mehr, das Buch unbedingt zu lesen. Und ich tat es!

Schon allein die Widmung ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen: Für Felice. Das Vorwort allerdings paßte so gar nicht zu dem Buch. Die Anmaßung und Überheblichkeit der Autorin triefte nur so und das fand ich sehr schade, denn die Geschichte verlangt Elisabeth Wust mehr als nur Respekt ab.

Elisabeth Wust lernte Felice in Berlin kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick, und dabei sind die zwei Persönlichkeiten so völlig verschieden gewesen. Felice, 21 Jahre alt, jüdischer Abstammung, arbeitete im Untergrund und war ein Organisationstalent. Doch das enorme Selbstbewußtsein der Jüdin kaschierte nur die innere Einsamkeit. Felice war stets auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und Vertrautheit.
Lilly Wust war mit ihren vier kleinen Kindern eine normale deutsche Soldatenfrau. Sie war keine überzeugte Nazi-Anhängerin, lehnte es aber auch nicht völlig ab. Sie schwamm in der Menge mit, um nicht aufzufallen. Während ihr Mann an der Front war, begnügte sie sich mit anderen Männern und stellte dabei fest, daß es irgendwo auch nicht die Lebenserfüllung war.
Erst, als sie Felice kennen lernte, wandelte sich Lilly. Plötzlich sah sie einen Sinn in ihrem Leben. Sie betrachtete Felice als ihren ersten Menschen, der erste Mensch, der sie aus ihrer Erstarrung herausgeholt und ihr Leben eingehaut hatte. In dieser Liebe fand sie die Kraft für ihre zukünftigen Entscheidungen, trennte sich von ihrem Mann und die Scheidung erfolgte so schnell wie möglich. Entgegen aller Widerstände und gutgemeinten Ratschlägen aller Mitwisser gab sie ihre Liebe zu Felice offen zu und hatte keine Scheu vor eventuellen Konsequenzen.

Doch die Liebe, in der extremen Zeit entstanden, war auch geprägt von Unsicherheit und Angst. Erst, als Felice ihr sagte, daß sie eine Jüdin ist, brach das Eis völlig und Felice zog bei ihr ein. Sie machten einen Ehevertrag und tauschten sogar Ringe aus. Lillys Eltern erfuhren davon und irgendwie hatten sie es schon geahnt. Felice bedachte Lilly in ihrem Testament.

Das Fatale an der ganzen Situation ist, daß Felice im Begriff war, jeden Moment entdeckt zu werden. Die Verordnungen und Verbote für die jüdische Bevölkerung, in Berlin auf ein Minimum geschrumpft, ließen Felice wütend werden und sie engagierte sich mehr und mehr und ohne Wissen Lilly im Untergrund. Viele Gefahren nahm sie auf sich, um die Nazis zu unterwandern.

Die einzigen und letzten gemeinsamen Fotos, am 21. August 1944 aufgenommen, zeugen von glücklichen und stolzen Frauen, trotz des bedrückendes Krieges. Doch am Ende diesen Tages wurde Felice verhaftet und wenige Tage später nach Theresienstadt deportiert. Man vermutet, daß Felice Ende Dezember 1944 in Bergen-Belsen ums Leben kam.

Die abgelichteten Dokumente wie Fahrkarten, Ausschnitte aus Felice's Pass oder auch schnell dahin gekritzelte Liebesbriefe beweisen die Authentizität dieser Geschichte. Auch das Buch ist voll von Briefen zwischen den beteiligten Personen, die das Leben während dieser Beziehung schildern und einen enormen Ausdruck dieser außergewöhnlichen Liebe beschreiben. Selbst im KZ gelang es Felice, Briefchen an ihre Liebste zu schreiben und die Tagebuchaufzeichnungen belegen ganz klar, wie sehr Lilly auf sie gewartet, gebetet und gehofft hatte.

Lilly hatte ihr Leben Felice gewidmet und das tut sie wohl bis heute noch. Ihr Leben ohne Felice ist geprägt von Armut, Trauer, Depressionen und Suizid-Versuchen. Ihre Kinder wuchsen mit dem Judentum auf und Lilly gibt ihren Hass auf die Deutschen stark Ausdruck. Sie wäre gern in ein anderes Land ausgewandert, aber die Kinder waren ein großes Handycap, so daß sie es einfach nicht wagte.
Mich persönlich hat es bestürzt, wie aufgrund von den abgelichteten Bildern Lilly Wust innerhalb von drei Jahren um 30 Jahre gealtert war. Aber nicht nur die Geschichte um die außergewöhnliche Liebe ist beeindruckend, sondern auch die Zeitdokumente, wie sehr den Juden im Nazideutschland das Leben schwer gemacht wurde. Anfangs waren es nur Parkbänke, auf denen sie nicht mehr sitzen durften, dann kamen die Fernsprechgeräte und schließlich, man kann es kaum fassen, bekamen sie noch nicht einmal mehr die wichtigsten Grundnahrungsmittel. Die Schilderungen von Überlebenden über die KZ's macht einen nicht nur betroffen, sondern auch wütend und beschämend, weil so etwas passiert war und man heute noch darauf aufmerksam gemacht wird. Aber man kann sich davor nicht schützen, so wie auf uns der Finger gezeigt wird, so zeigen wir mit Fingern auf die Amerikaner wegen Vietnam oder auf die Jugoslawen mit Bosnien und Kosovo. Kein Mensch kann sich freisprechen für die Fehler des eigenen Volkes und auch wenn wir lange nicht mehr damit zu tun haben und auch ganz sicher es nicht gewollt hätten und es gern rückgängig machen würden, so existiert es leider und wir müssen in allen kommenden Generationen damit leben.

Ich halte dieses Dokument der Liebe und der Zeit für mich persönlich als einen wichtigen Schritt, mich mit den Geschehnissen im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen zu können. Man darf die Augen nicht verschließen und es nicht todschweigen. Wir stehen in der Verpflichtung, allen kommenden Generationen darauf aufmerksam zu machen und hoffen und beten, das es nicht noch einmal passiert, egal in welcher Nation.
EH
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