Wenn sie nachts nicht schlafen konnte, machte sie Listen, Listen der Grafschaften Großbritanniens, seiner Industriestädte, der wichtigsten Exportartikel des Empire, Listen der Könige und Königinnen Englands und der Werke William Shakespeares.
Ceylon, das Rascheln der Teeplantagen in der stickigen Nachtluft: Wenn Marianne nicht schlafen konnte, dachte sie an die Grafschaften Englands und an die Shakespeare-Aufführungen. Sie erinnerte sich an die Tage am Meer, an die salzige Seebrise und daran, wie sie und ihre Schwestern in Badekostümen im kalten Wasser der Nordsee standen. Sie vermisste sie schrecklich, und manchmal fragte sie sich, ob sie sie jemals wiedersehen würde - Iris, die sie mit ihrer Eitelkeit manchmal zur Weißglut gebracht und als Krankenschwester ihren Weg gefunden hatte; Eva, deren künstlerische Ambitionen sie nach London an die Akademie geführt hatten und die erst bei Kriegsausbruch 1914 heimkehrte, um im väterlichen Betrieb zu helfen; und Clemency, das Nesthäkchen. Und sie dachte an den Salon in Summerleigh, wo Marianne zum ersten Mal Arthur begegnet war, ihrer großen Liebe, den sie so schnell wieder verloren hatte, noch ehe sie schwanger werden konnte ...
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Alle meine Schestern
Gesamtbewertung
5.0
Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
5.0
Sprache & Stil
5.0
Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr gerne, er ist irgendwie so weich und frisch. Er lullt einen ein, genauso wie die Geschichte. Interessant finde ich immer, dass die Autorin Wendungen in ihrer Geschichte hat, die man nicht ahnte, aber sobald eine einsetze, man zwar wusste, worauf es hinauslaufen würde, es aber trotzdem noch interessant blieb. Dies lag vielleicht an der überaus liebevollen Zeichnung der Schwestern. Sie waren alle so unterschiedlich, aber dennoch liebenswert, dass man sich wünschte, auch eine von denen zu sein. Ich mochte die Entwicklungen, die sie durchgestanden haben und habe immer das Beste für alle gehofft.
Für mich war das Buch ein wenig wie ein moderner Jane Austen Roman. So zog er sich vielleicht an manchen Stellen etwas und verschlungen habe ich ihn nicht, weil ich immer nur ein paar Seiten am Stück gelesen habe, aber dennoch habe ich immer wieder gerne und mit Freude zu diesem Buch gegriffen, wie es mir bei den meisten Jane Austen Romanen eben auch geht.
Sehr gelungen fand ich auch die Einbettung in den historischen Kontext. Besonders gefallen hat mir dabei auch, dass nicht immer die üblichen Ereignisse Erwähnung fanden, sondern auch teilweise welche, die man so nicht auf dem Schirm hatte, aber sich auf das Leben der Schwestern eben irgendwie auswirkte.