Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten

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Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten
Verlag
ET (D)
2005
Ausgabe
Taschenbuch
Originaltitel
Never let me go
ET (Original)
2005
ISBN-13
9783442736102

Informationen zum Buch

Seiten
349

Sonstiges

Übersetzer/in
Erster Satz
Ich heiße Kathy H.

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Handlungsort

Handlungsorte
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Ein großer Sportplatz, freundliche Klassenzimmer und getrennte Schlafsäle für Jungen und Mädchen - auf den ersten Blick scheint Hailsham ein ganz gewöhnliches englisches Internat zu sein. Aber die Lehrer, so engagiert und freundlich sie auch sind, heißen hier Aufseher, und sie lassen die Kinder früh spüren, dass sie für eine besondere Zukunft ausersehen sind. Dieses Gefühl hält Kathy, Ruth und Tommy durch alle Stürme der Pubertät und Verwirrungen der Liebe zusammen - bis es an der Zeit ist, ihrer wahren Bestimmung zu folgen.

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Kathy, die Ich-Erzählerin, arbeitet als Betreuerin und sie macht ihren Job gut, die von ihr betreuten Spender sind mit ihr zufrieden und ihnen geht es ziemlich gut. Das Wiedertreffen mit alten Bekannten aus ihrer Schulzeit lässt diese wieder aufleben und gemeinsam versuchen sie ein Rätsel zu lösen und Antworten auf offene Fragen aus der Schulzeit zu bekommen. Hailsham, die Schule, die sie besuchten, war ein Waisenhaus / Internat, welches völlig von der Außenwelt abgeschirmt wurde. Es gab weder Radio- noch Fernsehempfang, so dass die Schüler nur über zensierte Aufzeichnungen Informationen aus der Welt bekamen, Aufenthalte außerhalb des eingezäunten Geländes waren nicht vorgesehen. Die Schüler verbrachten in dieser Abgeschiedenheit allerdings eine glückliche Kindheit und Jugend, an die sie sich recht gerne erinnern.

Es ist schwierig seine Gefühle gegenüber dem Buch zu beschreiben, ohne zuviel zum Inhalt zu verraten. Die Zeit, in der das Buch spielt, ähnelt größtenteils unseren 1990er Jahren, der Autor hat im Jetzt geschrieben, dabei aber einige gravierende Veränderungen der Gesellschaft vorgenommen. Wie gravierend diese Unterscheide sind, wird dem Leser erst im Laufe der Geschichte klar, sind doch die Dinge, die einen letztendlich am meisten verstören, für die Figuren völlig normale Realität. Das Buch deprimiert ungemein, die Passivität der Personen, ihre Schicksalsergebenheit in ihr anfänglich noch nicht einmal wirklich bekanntes Schicksal, wühlt den Leser auf, der etwas tun will, der will, das etwas passiert und jemand vom vorgegebenen Schicksalspfad abweicht. Man wundert sich über das fehlende Aufbegehren gegen eine fremdbestimmte Zukunft, vor allem da schnell deutlich wird, dass die Vorbestimmtheit nicht alle trifft und einen schon früh ein unangenehmes Gefühl beschleicht, dass die Zukunft der Figuren keine positive ist. Der lakonische Tonfall, die Kühle mit der Kathy die Geschichte erzählt, verstärkt dabei eher noch den intensiven Eindruck den das Buch macht. Ein aufwühlendes Buch, welches einen nicht so schnell wieder loslässt, Liebhabern dystopischer Zukunftsvisionen kann ich „Alles, was wir geben mussten“ jedenfalls nur uneingeschränkt empfehlen.

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Kathy H. wächst in den 90er Jahren in England auf - jedoch nicht in dem England, wie wir es kennen, sondern in einer fiktiven Version davon. Kathy und ihre Freunde leben in Hailsham, einem wunderschön ländlich gelegenen Heim, wo sie eine gute Schulausbildung erhalten und in bescheidenem Rahmen alles haben, was sie zum Leben brauchen. Es gibt Sportanlagen, Spielplätze, Kreativität wird sehr gefördert, es bilden sich die üblichen Cliquen und später entwickeln sich auch erste Liebeleien. Hailsham sieht aus wie eine ganz normale Schule, doch die Schüler wissen gerüchteweise, dass das nicht stimmt.

Kathys Freund Tommy, der auf den ersten Blick manchmal etwas naiv wirkt, beginnt eines Tages, unangenehme Fragen zu stellen, die nur zum Teil beantwortet werden, der Wahrheit aber gefährlich nahekommen, und es entwickelt sich eine explosive Dreiecksbeziehung zwischen Kathy, Tommy und der selbstbewussten und manchmal etwas herrischen Ruth.

Jahre später blickt Kathy zurück auf ihre gemeinsame Schulzeit und ihre Freundschaft und auch darauf, wie sich die Lage von ihresgleichen seitdem verändert hat.

Mit den Dystopien, wie sie vor allem im Young-Adult-Bereich derzeit so "in" sind, hat Ishiguros Roman nur den Grundgedanken gemeinsam. Hier gibt es keine plakativen Schockeffekte, keine blutigen Kämpfe und keinen dramatischen Showdown. Sehr ruhig, sehr gemächlich beginnt er mit Kathys Stimme zu erzählen, die mit Anfang 30 schon fast so etwas wie Altersweisheit an den Tag legt und mit melancholischer Distanz auf ihre jüngeren Jahre zurückblickt.

Ganz allmählich, manchmal schon fast quälend langsam, wird dabei klar, dass Hailsham eben kein idyllisches Internat à la Hanni und Nanni ist und was es genau mit den Schülern dort (und in Pendants im ganzen Land) auf sich hat. Gerade weil das in so leisen, subtilen Tönen daherkommt, wirkt das Ungeheuerliche, was zwischen den Zeilen herauszulesen ist, umso eindrucksvoller und die Tatsache, dass die allermeisten Schüler die Situation einfach hinnehmen, umso bedrückender.

Lesens- und nachdenkenswert, aber keine flotte Zwischendurch- und schon gar keine Wohlfühllektüre - ein Buch, für das man Zeit haben muss, nicht zuletzt, um über die ethischen Fragen nachzusinnen, die es aufwirft.
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Das Buch lässt mich bewegt und zugleich traurig zurück. Das Schicksal der drei Freunde im Buch, sowie aller Randfiguren, bewegt einen ungewollt. Man müsste schon sehr gefühlskalt sein, wenn einen die Geschichte nicht berühren würde.

Ishiguro zeichnet eine Zukunft, die durchaus möglich wäre. Das ist für mich das Beängstigendste dabei! Wir wissen sehr gut, welche Glanzleistungen Menschen durch Wegschauen vollbringen können. Wie sie auf diese Art und Weise ihre Gefühle entkoppeln, nur, um sich nicht mit der Thematik beschäftigen zu müssen und sich rechtfertigen können, das hätten sie nicht gewusst. Erst dadurch ist die Geschichte der Protagonisten so möglich, wie der Leser sie erzählt bekommt.

Die Geschichte hat es geschafft mich in ihren Bann zu ziehen. Da es aus Sicht von Kathy, in Ich-Form, geschrieben wurde, weiß man als Leser nie mehr, als sie durch ihre Erzählung verrät. Man ahnt, dass es schlimm kommen wird, aber wie schlimm, erfährt man erst am Ende. Zum einen fühlt man sich dann endlich erlöst und zum anderen jedoch sprachlos.
Die Spannung baut sich deshalb genau durch dieses Unwissen auf.

Ich war fasziniert davon, wie der Autor es geschafft hat, eine runde Geschichte daraus zu machen. Jeder angefangene Gedanke von Kathy, der nicht sofort ausgeführt wurde, fügte sich später schön und logisch ein. Meines Wissens wurde nichts vergessen, als darauf hingewiesen wurde, dass später näher darauf eingegangen werden würde.

Interessante Ansätze der menschlichen Psyche / Psychologie werden am Ende angerissen. Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing darüber nachzudenken, was tatsächlich für Kathy und die anderen besser gewesen wäre. An dieser Stelle kann ich nicht näher darauf eingehen, da es zu viel verraten würde.

Ich denke, man darf diesen Roman nicht zu sehr zerpflücken und die Randbedingungen hinterfragen. Wenn man sich in Nebensächlichkeiten verrennt und die Logik darin sucht, verliert sich die Magie der Geschichte. Manches muss man einfach so stehen lassen wie es ist.

Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben!
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Schon wieder gelangte ein faszinierendes Buch in meine Hände. In letzter Zeit hatte ich wirklich Glück mit meiner Buchauswahl. Ich habe das Buch im Original gelesen und kann nur hoffen, dass die Übersetzung ebenso gelungen ist. ?Dieses Buch, geschrieben von einem Mann, aus der Sicht einer jungen Frau, ist sehr bewegend. Obwohl, in einer teilweise sehr beklemmenden Stimmung, zieht das Buch absolut in seinen Bann. Die Geschichte ist so unglaublich, dass sie einen auf erschreckende Weise berührt und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Autor schafft es, was Wenigen gelingt, einen quasi an der Hand, auf geradezu vorsichtiger Weise, durch die Geschichte zu führen. Es ist kein Buch, welches man am Ende aus der Hand legt und sich ein neues aus dem Regal nimmt. Die Geschichte arbeitet in einem und man muss sich wirklich damit auseinandersetzen, auch dann wenn die Geschichte an ihrem Ende angelangt ist.?Dieses Buch kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. ?Ohne zu Zögern und mit absoluter Überzeugung
T
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Dieses Buch, geschrieben von einem Mann, aus der Sicht einer jungen Frau, ist absolut bewegend. Obwohl, in einer teilweise sehr beklemmenden Stimmung, zieht das Buch absolut in seinen Bann. Die Geschichte ist so unglaublich, dass sie einen auf erschreckende Weise berührt und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Autor schafft es, was wenigen gelingt, einen quasi an der Hand, auf geradezu vorsichtiger Weise, durch die Geschichte zu führen. Es ist kein Buch, dass man am Ende aus der Hand legt und sich ein neues aus dem Regal nimmt. Die Geschichte arbeitet in einem und man muss sich wirklich damit auseinandersetzen, auch dann wenn die Geschichte an ihrem Ende angelangt ist.
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Never let me go
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Das Lied "Never let me go" der fiktionalen Judy Bridgewater gibt dem Roman im Original nicht nur seinen Namen, sondern zieht sich auch als roter Faden durch das Buch.

Auf der einen Seite ist dieses leidenschaftliche ans kitschig schwüle grenzende Lied das absolute Gegenteil von Ishiguros auffallend kühler Erzählstimme, mit der er die Ich-Erzählerin Kathy H. über ihre Erinnerung an Hailsham, Ruth und Tommy sprechen lässt. Auf der anderen Seite verrät es dem Leser Kathys eigentlich sehr leidenschaftliche Persönlichkeit, die im Lauf der Jahre durch ihre Erziehung, ihre Erlebnisse und der Akzeptanz des eigenen Schicksals abhanden gekommen ist. Zugleich symbolisiert es auch Kathys Festhalten an den Ort ihrer Kindheit und der sie prägenden Personen. So lange sie noch lebt, werden weder Hailsham noch Ruth oder Tommy vergessen sein, weil sie sie in ihrem Herzen hält und damit nicht gehen lässt.

Ishiguro erzählt und erzählt doch nicht in seiner Novelle. Viele Antworten auf beim Lesen aufgeworfenen Fragen sind von Anfang an da, was aber erst in der Rückschau offensichtlich wird. Auf diese Weise bekommt man die Gewissheit von ungeheuerlichen Ahnungen häppchenweise serviert, bis sich das eigene Grauen zum Finale bis an die Schmerzgrenze verdichtet hat.
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