Gina Mayer: Das Lied meiner Schwester

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Gina Mayer: Das Lied meiner Schwester
ET (D)
2010
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783352007866

Informationen zum Buch

Seiten
448

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Wie oft sie die Treppe zum Haus schon emporgestiegen war.

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"Wenn man nur die Ohren schließen könnte wie die Augen." Es ist eine Sternstunde des Swing und Jazz. Doch als Orlanda von den Nazis das Singen verboten wird, beschließt sie, gemeinsam mit ihrer Schwester Anna Widerstand zu leisten. Ein Roman über Verrat und Liebe in schweren Zeiten, die ergreifende Geschichte zweier Schwestern, die ihre Passion höher schätzen als das eigene Leben. "Fesselnd, einfühlsam und akribisch recherchiert." Rheinische Post

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Das Buch beginnt im Jahre 1964. Eine junge Frau bekommt von ihrer Tante die Briefe ihrer Mutter überreicht, die diese 1942/43 in Gefangenschaft an ihre ungeborene Tochter geschrieben hatte. Diese Briefe sind verflochten mit der parallel erzählten Handlung bis zum Zeitpunkt der Gefangenschaft, bis sich dann am Ende wieder der Kreis zu der jungen Frau schließt. Dies passiert sehr unaufdringlich, d. h. die Briefe reißen einen nicht aus der Handlung heraus. Im Gegenteil: sie begleiten die Geschehnisse auf sehr emotionale Weise.

Die Geschichte der beiden Schwestern und ihrer Männer, Freunde und Kollegen hat mich emotional sehr berührt und noch lange beschäftigt, denn alle Charaktere sind sehr menschlich und mit viel Tiefe gezeichnet. Es gibt kein Schwarz und Weiß, aber sehr viel dazwischen. Das was sie antreibt, was sie erwarten, was sie fürchten, was sie wünschen, was sie falsch machen, was sie versäumen, etc. , es ist jeweils irgendwie nachvollziehbar und man kann Verständnis für ihre Handlungen aufbringen, auch wenn man sie nicht immer gut findet und es auch nicht bei allen so einfach ist, denn gerade für eine bestimmte Person konnte ich schwer Sympathien aufbringen. Und natürlich auch gerade, wenn man wie wir Leser von den Gräueln des Dritten Reiches weiß.

Aber das macht die Geschichte auch so authentisch. Sie ist durch die Augen der Menschen erzählt, die Anfang der 30er Jahre nicht wussten, was wir jetzt wissen und die anfangs ungläubig und verständnislos vor der Entwicklung standen und das Ausmaß nicht kommen sahen. Und die denen, die es sahen nicht glauben wollten oder konnten, bis es sie dann doch erreichte. Und gerade weil es so menschlich erzählt wird, stellte man sich als Leser oft selbst die Frage, wie man wohl zu der Zeit handeln würde, wie stumm und starr einen die Angst machen würde. Wie sehr man sich nach dem Wind drehen würde oder wie man den Mut aufbringen würde, sich zu widersetzen, jüdische Freunde zu verstecken, den Mund nicht zu halten. Ein sehr nachdenklich machendes Buch, das die eigene Unsicherheit aufzeigt.

Es ist aber auch ein Buch voll von Musik. Die Musik schwebte die ganze Zeit zwischen den Zeilen, oft hörte ich während des Lesens die beschriebenen Klänge und oft hörte ich gezielt zwischen Lesepausen im Internet in die beschriebenen Stücke hinein.

Und es ist ein Buch voll von Bildern. Die Autorin schafft es mit ihrer Sprache immer wieder, wunderbare und intensive Bilder und Filme im Kopf zu erzeugen und damit eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Zauberhafte Momente voll Freude und Harmonie lassen einen dann auch mal schlucken bei dem Gedanken, was auf die Protagonisten noch alles zukommt. Kleine Ausblicke auf die Zukunft entführen den Leser zwischendurch immer mal wieder kurz von der Geschichte fort und verstärken die besondere Stimmung der Geschichte.

Ein wunderbares und berührendes Buch, für das die Autorin ausführlich recherchiert hat und mir damit zusätzlich noch viele interessante Informationen und Einblicke in die Musik der damaligen Zeit gegeben hat.
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Anna und Orlanda sind Schwestern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Anna ist bodenständig, ordentlich und tugendhaft, während die jüngere Orlanda flatterhaft das Leben genießt, statt es wirklich ernst zu nehmen. Beide eint die Liebe zur Musik, doch während Anna ihrem Vater zu Liebe Orgel spielen lernte, singt Orlanda erst in der Operette, bevor sie später ihre Liebe zum Jazz entdeckt. Gemeinsam erleben die Schwestern das Entstehen und Erstarken des Nationalsozialismus, der auch ihr eigenes Leben immer stärker einschränkt. Nicht nur, weil Jazz und Swing schon bald als entartete Musik verboten werden. Viele ihrer Musikerfreunde sind Juden, so erleben Anna und Orlanda die Folgen der Naziherrschaft direkt mit. Beide beschließen, dass etwas dagegen unternommen werden muss. Jede von ihnen auf ihre eigene Art und Weise.

Die Handlung der Geschichte wird immer wieder von Briefen einer Mutter an ihr noch ungeborenes Kind unterbrochen. Schnell erklärt sich, wer die Mutter ist, nach und nach erfährt man auch, warum sie im Gefängnis sitzt und nur diese Briefe als Möglichkeit hat, sich ihrem Kind mitzuteilen. Die Briefe, und auch die Durchsetzung der Handlung mit kurzen Ausblicken in die Zukunft der gerade handelnden Personen, die selten rosig ist, haben mir am Stil des Romans besonders gut gefallen. Sie machen das Buch zu etwas Besonderem.

„Das Lied meiner Schwester“ hat mich sehr beeindruckt und auch betroffen gemacht. Ohne es wirklich zu wissen, kann ich mir gut vorstellen, dass der Alltag in der damaligen Zeit so aussah. Da die beiden Hauptcharaktere Frauen sind erscheint der Krieg mit seinen Schrecken zwar auch, aber nur in Form von Briefen oder Besuchen ihrer Männer von der Front. Die Haupthandlung beschäftigt sich mit den Problemen der Frauen zu dieser Zeit und den Gefahren des Widerstandes.

Ein wirklich großartiges Buch, ich überlege schon, wen ich damit alles zu Weihnachten bescheren kann. Denn es verdient viele Leser. Zum einen wegen seiner Handlung in einer Zeit, die wir nicht vollständig vergessen sollten, zum anderen wegen seines wirklich sehr schönen Stils, der die Seiten viel zu schnell vergehen ließ.
E(
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Das Buch beginnt im Jahre 1965 mit Frederike. Diese wurde von ihrer Tante und ihrem Onkel großgezogen und hat ihre eigenen Eltern nie kennengelernt. An ihrem 21. Geburtstag überreicht ihre Tante ihr Briefe von ihrer Mutter, die sie noch vor der Geburt von Frederike an diese verfasst hat, während sie von den Nazis in Gefangenschaft gehalten wurde. Während Frederike die Briefe liest, wird der Leser mitgenommen auf eine Zeitreise zurück mit Start in den frühen 30er Jahren. Man lernt die Schwestern Anna und Orlanda kennen und ihre Männer: Leopold, Clemens und Johannes und erfährt so nach und nach welche Beweggründe und welche Zusammenhänge schließlich dazu geführt haben, dass eine der Schwestern in Gefangenschaft der Nazis geraten ist.

Gina Mayer versteht es die damalige Zeit sehr lebendig vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Ich habe mich sofort in die 30er Jahre versetzt gefühlt und konnte die Musik, die eine ganz große Rolle in diesem Buch spielt, teilweise richtig „hören“.

Die Handlung um die Schwestern wird geschickt mit dem Aufstieg der Nazis verbunden. Nur durch kleine Nebenbemerkungen teilweise, teilweise aber auch durch Blicke in die Zukunft erhält der Leser ein Bild darüber, wie doch teilweise schleichend die Machtübernahme der Nazis erfolgt ist. Wie sich erst kleine Dinge verändert haben, kleine Ungerechtigkeiten passiert sind, gegen die keiner vorgehen wollte oder es nicht für nötig befunden hat und wie schließlich gefühlt die Welt aus den Rudern läuft.

Während der Lektüre des Buches habe ich mir oft die Frage gestellt: Wie hätte ich gehandelt oder wie würde ich handeln? Mit unserem heutigen Wissen, sagt es sich leicht, dass man sich natürlich dem Widerstand angeschlossen hätte. Aber ist das wirklich so? Wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht, wie würde man sich entscheiden? Wird man Widerstandskämpfer oder doch einfach Mitläufer? Durch die Charaktere und ihr Verhalten ergeben sich diese Fragen während der Lektüre automatisch. Eine Antwort auf die Fragen gibt es nicht. Die kann jeder nur für sich alleine beantworten. Wäre ich ein Leopold oder doch eher ein Clemens gewesen bzw. wäre es?

Über die Personen erhält der Leser einen Eindruck davon, wie die Meinungen damals gewesen sein können, wie die Sicht der Bevölkerung war und wie im Kleinen doch dafür gekämpft wurde, zumindest ein bisschen Freiheit noch zu haben bzw. für Gerechtigkeit zu sorgen.

Viel wird dabei auch über die Musik bzw. Musikstücke ausgedrückt, was ich sehr gelungen fand. Viele der genannten Stücke habe ich so gar nicht gekannt und habe mir vieles auch noch im Nachgang angehört. Was mir bis zu dieser Lektüre auch nicht so bewusst war, welche großen Einschnitte die Ideologie der Nazis in den Alltag bedeutet hat, gerade auch im Bereich der Musik. Durch das Verbot der jüdischen Komponisten und jüdischer Sänger, Schauspieler etc. litt auch die Kultur erheblich unter der Ideologie, durch gezielte Sabotage-Akte seitens der Nazis wurde aber jeder Aufstand fast sofort im Keim erstickt und schließlich beugten sich die großen Theater und Opern der neuen Macht.

Die einzelnen Charaktere wurden sehr gut eingeführt und so weit beschrieben, dass ich ihre Handlungen nachvollziehen konnte. Dabei gibt es jetzt keinen „Helden“ in der Geschichte. Jede Figur hat ihre Stärken und Schwächen, die sie mal sympathischer erschienen ließen, aber auch teilweise bei mir für Kopfschütteln sorgten. Aber sie werden einfach menschlich gezeichnet. So wie wenn es gute Nachbarn von mir wären. Ganz toll gemacht.

Insgesamt kann ich sagen, dass die Lektüre dieses Buches für mich doch ein Lese-Highlight in diesem Jahr darstellt. Das Buch hat mich sehr berührt, mir sehr viele historische Details vermittelt, die mir vorher gar nicht so bewusst waren und mich immer wieder sehr nachdenklich zurückgelassen.

Für mich ein absoluter Buchtipp.
T
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