Hilal Sezgin: Landleben: Von einer, die raus zog

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Hilal Sezgin: Landleben: Von einer, die raus zog
Verlag
ET (D)
2012
Ausgabe
Taschenbuch (Broschiert)
ISBN-13
9783832161903

Informationen zum Buch

Seiten
269

Sonstiges

Originalsprache
deutsch

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Handlungsort

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Früher war Hilal Sezgin eine Stubenhockerin: Großstadt, Bürojob, am Wochenende schlief sie gerne aus. Heute hat sie nicht nur gülleresistente Stiefel, sondern auch Schafe, Ziegen, Gänse, Hühner und Katzen. Und vor allem: ein Haus auf dem Land. Sie nimmt den Leser mit auf ihre ganz persönliche Reise ins Glück. Sie berichtet von den erhofften Vorzügen und den unerwarteten Problemen des Landlebens; angefangen bei der Suche nach dem perfekten Haus über den Bau von Stallungen und das Einmachen von Obst bis hin zur korrekten Tierhaltung. Dem Verzicht auf gewohnte Bequemlichkeiten steht eine neue Form von Selbstbestimmung gegenüber. Aus dem "Leben ohne" ist vor allem ein "Leben mit" geworden: "Ein Leben mit weitem Blick aus allen Fenstern, ein Leben mit den Jahreszeiten, ein Leben mit Tieren, ein Leben mit Schnee im Winter, Kuckucksrufen im Frühjahr, Faulenzen im eigenen Garten im Sommer und Pilzsammel- und Einkochorgien im Herbst."

Autoren-Bewertung

1 Bewertung
Eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe
(Aktualisiert: 02 Dezember 2012)
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
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Charaktere
 
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Sprache & Stil
 
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Hilal Sezgin, die türkisch-deutsche Schriftstellerin, Publizistin und Journalistin zog es im Jahre 2006 von der Großstadt Frankfurt in die dörfliche Einsamkeit eines 500-Seelen-Dorfes in der Lüneburger Heide. Danach war ihr Leben geprägt vom Einkauf güllerestistenter Gummistiefel, dem Einfangen ausgebüchster Schafe und der Klauenpflege derselben. Sezgin berichtet über die anfänglichen Schwierigkeiten, ein passendes Haus zu finden und es nahezu blind einzurichten und sie erzählt liebevoll von ihren neuen Nachbarn und Freunden, die sie nach ihrem Umzug ins Ungewisse gefunden hat.

Bevorzugte Themen der freien Autorin sind Feminismus, Islam und Islamophobie in Europa, Tierrechte und Tierethik. Sie verfasst Feuilletonbeiträge und andere für ZEIT sowie Essays und anderes für Kursbuch, Literaturen und „Times mager“-Kolumnen der Frankfurter Rundschau. Sezgin ist auch eine der Schlagloch-Kolumnistinnen auf der taz-Meinungsseite und gehörte zu den vier regelmäßigen Autoren des Islamischen Worts beim SWR. (Quelle: Wikipedia)

In verschiedenen Rezensionen wird ihr vorgeworfen, dass sie "Landleben" zu sehr ihren Stempel aufdrückt. Nun handelt es sich hier aber um ein autobiografisches Buch - was anderes, als ein sehr persönliches Werk sollte dabei denn herauskommen, frage ich mich? Ich mag authentische Menschen und in Hilal Sezgin konnte ich mich fast auf Anhieb wiederfinden. Bereits mit den ersten Sätzen hatte sie mich eingefangen:

"Am häufigsten fiel das Stichwort Mut. Was ich da vorhätte, sei aber sehr mutig, kommentierten Freunde. Den Mut hätten sie nicht, erklärten Bekannte, als wir einander auf einer Silvesterparty von unseren Plänen fürs nächste Jahr erzählten. So oft war von meinem angeblichen Mut die Rede, dass das bisschen Mut, das ich tatsächlich besaß, immer weiter schwand."

Besonders oft erzählt Hilal über ihre Schafherde und da ich selbst seit einigen Wochen zwei Schafe zu meiner Familie zählen kann, war auch hier der Identifikationsfaktor sehr hoch. Früher dachte ich, Schafe seien eher langweilig und dumm. Doch auch dieses Mal trifft die Autorin wieder den Punkt: "Als ich in meinen ersten Wochen hin und wieder vor dem Zaun in die Knie ging und diese halb vorsichtigen, halb neugierigen Tiere sich entschieden, nicht davonzulaufen, sondern mit anzuschauen, mit einem scheuen Blinzeln im Blick, merkte ich, dass ich bisher etwas übersehen hatte, wenn ich das Schaf nur mit Wolle und teddybärmäßiger Behäbigkeit verband. Die Blicke aus diesen schönen Augen sind seelenvoll."

Dass eine Frau, die Philosophie unter anderem mit dem Schwerpunkt Moralphilosophie studiert hat auch auf Tierethik zu sprechen kommt, liegt auf der Hand und sie konnte mir mit ihren Zeilen sanft über gewisse Dinge die Augen öffnen, ohne missionarisch zu wirken. Natürlich beschreibt sie auch ein paar Schattenseiten des Landlebens auf einem so kleinen Dorf: Man könne nicht einfach mal so beim Bäcker am Sonntagmorgen Brötchen und drei verschiedene Zeitungen holen. Café-Besuche am Nachmittag? Fehlanzeige (von abendlichen Unternehmungen ganz zu schweigen).

Und dennoch ... "Landleben" ist eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Sezgin schreibt so leicht und einnehmend, mit so großer Wärme in jedem Satz, dass ich mich am liebsten für immer bei ihr in ihrem Haus mit den Schafen auf der Weide einnisten würde. Zum Schluss noch ein Zitat, das mich ganz besonders überwältigt und tief in meinem Innersten berührt hat:

"Viele Menschen, deren Wege sich mit unserem kreuzen, werden nicht dauerhaft bleiben - und dennoch haben sie etwas zu geben, in der kurzen Zeit, in der wir mit ihnen zusammen sind. Auch wenn es einem aus vielfältigen Gründen vielleicht nicht vergönnt ist, den einen Menschen zu haben, mit dem man seine Geschichte teilt, kann man sich aus den Begegnungen mit vielen Menschen eine Geschichte aufbauen, die nicht einsam ist."

Unbedingte Kauf- und Leseempfehlung! Mir wurde es mit keinem Satz langweilig.
SK
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