Bewertungsdetails

Kinder- & Jugendbücher 1194
Bittersüße Pferdegeschichte
Gesamtbewertung
 
4.7
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
5.0
Anstatt den Eignungstest für das College zu machen, zieht Merritt um die Häuser und betrinkt sich. Schließlich hat für sie alles keinen Sinn mehr, seit ihre geliebte Großmutter und deren edles Reitpferd Noble nicht mehr auf der Welt sind. Als ihre Eltern die Notbremse ziehen und sie in eine pferdegestützte Therapieeinrichtung bringen, lernt sie das ehemalige Rennpferd Big Red kennen. Auch er ist ein Außenseiter und kommt in seinem Pferdeleben mit niemandem klar. Aber nun haben die beiden sich gefunden und bilden ein unschlagbares Team, das bei den Turnieren an der Ostküste der USA abräumt. Ist nun die Welt der beiden plötzlich wieder im Lot?

Was sich zunächst wie eine unterhaltsame Geschichte aus einer heilen Pferdewelt anhört, entpuppt sich ganz schnell zu einem anderen, viel schwierigeren Stoff.

Die Geschichte wird abwechslungsweise aus der Sicht von Merritt und aus der Sicht von Red in der Ich-Perspektive erzählt. Ein heikles Unterfangen, wie ich finde; denn aus der Ich-Perspektive eines Tieres zu erzählen, schließt immer auch mit ein, dass das Tier in seinem Denken vermenschlicht wird. Auch in Reds Gedanken vermischen sich ganz pferdetypische Komponenten mit menschlichen Gefühlen und Interpretationen; da es aber wirklich gut gemacht ist, kann ich diese Erzählweise trotzdem akzeptieren. Faszinierend ist es allemal, was diesem verkorksten Pferd durch den Kopf geht und wie es sich an diesen einen Menschen seines Herzens hängt, wie es Pläne schmiedet und Gewissensbisse hat.

Bei Merritt tat ich mich viel leichter; sie ist eine gescheiterte Teenagerin mit gebrochenem Herzen und einer schweren Last im Gepäck. Dass ihre Eltern nicht an sie heran kommen und ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihrem Kind haben, macht die Sache nicht leichter. Daher steht im Vordergrund der Geschichte die genaue Kartographie ihrer Psyche. Als sie in der pferdegestützten Therapieeinrichtung "Good Fences" untergebracht wird, verstärkt dies natürlich noch diesen Aspekt, denn dort sind weitere problembelastete Jugendliche untergebracht, deren Geschichte wir erfahren.

Als sie sich mit Red anfreundet und dank ihrer bereits vorhandenen Reitkenntnisse als einziger Mensch mit ihm vernünftig arbeiten kann, gibt es einen Bruch in der Handlung; plötzlich steht die Turnierszene im Mittelpunkt, und Merritt und Red bestreiten eine Prüfung nach der anderen. Dieser Pferdeteil der Geschichte hat mir gut gefallen, ist sehr anschaulich und unterhaltsam geschildert, ein echtes Highlight für alle Pferdemädels. Auch ein gutaussehender junger Mann taucht auf und verwirrt Merritt auf die eine oder andere Weise, aber das gehört ja schließlich dazu. Die erste Liebe, Unsicherheiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht, Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch.... eigentlich alles gut, oder?

Doch so einfach hat es die Autorin sich und den LeserInnen nicht gemacht. Probleme werden nicht einfach weggeritten, weder bei Menschen noch Pferden. Und so wird die Handlung schwieriger, tiefer, düsterer, nachdenklicher, trauriger. Kein einfacher Stoff, noch dazu für das jugendliche Zielpublikum, für die das Buch gedacht ist. Es gibt auch kein weichgespültes Ende, sondern es bleibt vieles offen, viel Stoff zum Nachdenken und auch der kleine Hintergedanke, ob die Autorin vielleicht sogar an eine Fortsetzung gedacht hat. Weil, interessieren würde es mich schon, wie die Geschichte weitergeht.

Eine faszinierende, bittersüße Geschichte um Pferd und Mensch, bei der mich zwar nicht alle Pferdeszenen restlos überzeugen konnten, die mich aber trotzdem in ihren Bann gezogen hat. Wer bei einem Pferdebuch nicht nur Unterhaltung und heile Pferdewelt sucht, sondern bereits reif genug ist, auch mit einem anspruchsvolleren Stoff zurecht zu kommen, dem empfehle ich "Dark Horses" gerne weiter. Der Verlag empfiehlt das Buch für LeserInnen ab 13 Jahren.
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