Jonathan Safran Foer: Tiere essen

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Jonathan Safran Foer: Tiere essen
ET (D)
2010
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
Originaltitel
Eating Animals
ET (Original)
2009
ISBN-13
9783462040449

Informationen zum Buch

Seiten
399

Sonstiges

Schlagworte
Erster Satz
Die Recherchen für dieses Buch fanden zwar in den USA statt und viele Statistiken beziehen sich auf die US-Landwirtschaft, doch im Grunde könnte man eine fast gleich lautende Geschichte über die deutsche Landwirtschaft erzählen.

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Mit seinem ersten Roman "Everything is illuminated" landete Jonathan Safran Foer in den USA einen sensationellen Erfolg. Angeregt durch seine Vaterschaft, stellte sich der Gelegenheitsvegetarierer Safran Foer nun die ernsthafte Frage nach unserer gegenwärtigen Ernährung und ihren weitreichenden Konsequenzen. In "Eating animals" verarbeitet er seine Odysee von traditionellen Bauernhöfen über die industrielle Tierproduktion bis zum Schlachthof zu einem kritischen Sachbuch über unseren Fleischkonsum.

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Objektivität
 
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Verhältnis Text/Bild
 
5.0
Ich bin ein Fleischfresser. Ich esse gerne Fleisch und werde auch nach der Lektüre dieses Buches Fleisch essen. Allerdings nicht auf dieselbe Art und Weise wie davor.
Jonathan Safran Foer führt seine Leser ganz sachte in das Thema ein. Mit seiner persönlichen Geschichte, die ihn überhaupt dazu gebracht hat, ein Buch über den Konsum von Fleisch zu schreiben. Der Übergang von Vorgeschichte zu Fakten gelingt ihm dabei spielerisch und liest sich so spannend wie ein Roman.

Das Hauptaugenmerk liegt hier an den sogenannten "factory farms", aus denen 99% des in den USA gegessenen Fleisches stammt. Die entsetzlichen Zustände in solchen "Farmen", die grauenhaften Misshandlungen der Tiere und die Auswirkungen von factory farming auf die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Umwelt werden alle erwähnt. Foer schafft es sehr geschickt, die Zweifel seiner Leser vorweg zu nehmen und somit gleich zu entkräften. Er schreibt so etwa gleich zu Anfang, dass wir Leser keine Angst zu haben brauchen, dass er hier einen Konvertierungsversuch zum Veganismus vorlegt. Er versucht wirklich, nicht reißerisch oder zu subjektiv zu schreiben - auch wenn seine eigenen Meinung natürlich oft erwähnt wird.
Hier findet man Interviews und Berichte von Menschen, die in solchen Massentierhaltungshöfen arbeiten und Bauern, denen der Titel noch zusteht. Darunter finden sich auch eine vegetarische Bäuerin und ein Veganer, der Schlachthäuser baut.
Es berichten Menschen, die für und solche die gegen Massentierhaltung sind - sie argumentieren jeweils für ihre Seite und geben dem Leser so die Möglichkeit, für sich selbst zu entscheiden. Auch wenn - und der Autor sagt das auch selbst - hier eigntlich keine richtige Entscheidung nötig ist. Die Fakten liegen klar auf der Hand und auch ohne dieses Buch wissen wir, dass kein Mensch mit einem Funken Tierliebe (oder Moral), Massentierhaltungen gut findet. Aber um halbwegs sachlich zu bleiben, lesen wir eben auch über die andere Seite und Beweggründe, die über Geld hinausgehen.

Die Struktur des Buches ist auffällig gut aufgebaut. Am Anfang geht Foer alphabetisch vor (alphabetisch auf englisch zumindest) und definiert erst mal, was ein Tier (Animal) ist. Er spricht über das schlechte Gewissen und Essen als kultureller Bestandteil des menschlichen Lebens. Hier habe ich mich besonders angesprochen gefühlt, da wirklich nicht nur in PETA-Manier auf dem moralischen Standpunkt herumgehämmert wird, sondern einfach gewisse Dinge erwähnt werden, die der Wahrheit entsprechen. Es macht einen großen Unterschied, ob man mit Freunden essen geht und einem der einzige Vegetarier eine Standpauke hält, weil man Steak ist. Andererseits fühlt man sich auch als Fleischfresserchen unter Vegetariern verloren - was die Menschen um einen herum essen, ist wichtig. Aber Konvertierungsversuche sind selten von Erfolg gekrönt.

In den weiteren Abschnitten des Buches geht Foer sehr genau auf das Leben eines Tieres ein, das in factory farms "lebt". Dabei spricht er einzeln über Hühner, Schweine, Fische und Rinder. Erstaunlicherweise haben mich diese Beschreibungen doch noch schockieren können - trotz der Videos, die man in der Schule und bei PETA-Aktionen zu sehen bekommt. Am schlimmsten fand ich hier die Tatsache, dass die Tiere nicht nur ständig mit Antibiotika vollgepumpt werden (das wusste ich schon), sondern dass sie genetisch so verändert sind, dass sie sich nicht natürlich fortpflanzen können und dass sie praktisch dafür vorbestimmt sind, poröse Knochen, Missbildungen und sonstige schlimme Dinge zu erleiden. Dass auch im "Leben" der Tiere noch weiter manipuliert wird, ist fast genauso schlimm.
Hühner werden wochenlang in totaler Dunkelheit gehalten, um danach wiederum wochenlang hellem Licht ausgesetzt zu werden - das Simuliert den Frühling und bringt die Legehühner dazu, wie wild Eier zu legen. Danach werden sie getötet, denn im zweiten "Frühling" legen die Hennen nicht mehr so viel. Es "lohnt sich" also mehr, neue Hühner anzuschaffen als die alten ein weiteres "Jahr" zu füttern.

Die Praktiken beim Schlachten der Tiere erwähne ich hier nicht. Sie sind aber wie erwartet entsetzlich und die Statstiken machen das tatäschlich schlimmer. Man denkt immer: Diese ganz schlimmen Grausamkeiten werden rausgepickt um ein Argument zu untermalen. Aber Foer kommt hier wirklich mit Zahlen (hinten im Buch finden sich auch sämtlichen Quellenangaben) und diese nehmen einen den Boden unter den Füßen.

Diese Berichte beziehen sich auf Amerika, sicher. Aber sie haben mich animiert, mich genauer über die Situation in Europa und natürlich meinem Heimatland zu informieren. Herausgekommen ist für mich: Bei uns sieht es wesentlich besser aus als in den USA, aber auch in Europa gibt es viele factory farms. Ich habe in meiner Nähe eine Schlächterei gefunden, die eng mit Biobauern zusammenarbeitet und auf "meinem" Bauernmarkt sogar zwei Stände hat. Der Vorsatz, dort so viel wie möglich meiner Lebensmittel zu kaufen ist also gewachsen.

Zum Veganer oder Vegetarier hat Foer mich nicht gemacht, aber ich bin viel skeptischer geworden, was "Bio" und "freilaufend" betrifft. Das Buch hat mich zum Recherchieren animiert und seit ich mit der Lektüre begonnen habe, habe ich nicht mehr blind Fleisch gekauft. Und das ist doch schon ein Anfang.

Letzen Endes möchte ich erwähnen, dass das Buch ein bisschen wie eine Mogelpackung wirkt. Gut ein Viertel ist nämlich eine Auflistung von Quellen und die Danksagung. Das macht es nicht schlechter, es wird alles gesagt, was gesagt werden soll, aber ein bisschen erstaunt war ich doch, wie früh die Danksagung beginnt.
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