Jürgen Seibold von Hysterika

Auf Literaturschock werden in regelmäßigen Abständen interessante Bücherblogs, Literaturseiten und Rezensionsportale vorgestellt. Die ursprüngliche Idee könnt ihr im Artikel Bücherblogs, Literaturseiten, Rezensionsportale ... ? nachlesen. Heute stelle ich euch Jürgen Seibold von Hysterika vor.

Jürgens Steckbrief in Kürze

Echter Name: Jürgen Seibold vs. „hab keinen festen Nickname"
Geburtsjahr: 1971
Oft anzutreffen: „Offine“ stehe ich meistens am Rand eines Fussballplatzes, da ich eine Jugendmannschaft trainiere. Online hab ich keine festen Plätze - überwiegend in den üblichen sozialen Medien.
Interessen (neben der Literatur): besagtes Training einer Jugendmannschaft (Geburtsjahr 2004), außerdem versuche ich Gitarre zu lernen und auch wieder mit dem Schreiben anzufangen (was mir noch sehr schwer fällt).
Aktuelles Buch vs. spontane Buchempfehlung: Nachdem sich die aktuellen Bücher zu schnell ändern und ich seit ich denken kann, alles von Stephen King lese und liebe, kann ich nur ihn empfehlen. Hierbei liebe ich „ES“ und die Reihe „Der Dunkle Turm“ wohl am meisten - was sich durch die Häufigkeit des Lesens dieser Werke darstellt.

Steckbrief von Hysterika

Webseite Hysterika

Online seit: 2003
Schwerpunkte: Fantasy, Horror, Thriller, Science Fiction und ein bisschen Historik
Besucher pro Monat: keine Ahnung, da mein integrierter Zähler nur unterschiedliche IP-Adressen zu zählen scheint und im Gegenzug die monatliche Statistik meines Hosters erheblich mehr meldet. Beim Podcast sind es angeblich schon über 1.300 Abonnenten, weiß aber nicht, in wie man so einer Statistik glauben kann.
Dein Lieblingsartikel auf deiner Seite vs. Linktipp (z.B. andere Literaturseite): Puh, da bin ich etwas überfragt. Ich glaube, einige Podcastfolgen halte ich für nennenswert. Zum einen gab es eine sehr schöne Kulturschockfolge mit einer Interviewpartnerin, die drei Monate nach Japan musste und zum anderen fand ich den Podcast zusammen mit Thomas Finn sehr sehr interessant, da dieser eine schöne und offen geführte Eigendynamik bekam.

Hysterika & Social Media Facebook

Im Gespräch mit Jürgen

Hysterika ist sowohl Blog als auch Podcast. Wie und warum hast du diese Themen und die Kombination miteinander angepackt und welches Ziel hattest du dabei?

Da muss ich wohl ein wenig ausholen: Hysterikas Ursprung liegt bereits sehr lange zurück. Ende der 80er Jahre gründete ich einen Depeche-Mode-Fan-Club namens Hysterika, auf Basis dessen ich einige DinA5-Zeitschriften herausbrachte und an Abonennten verschickte. Nachdem dann leider eine kleine Depeche-Mode-Durststrecke kam, wandelte ich diese themenbezogene Zeitschrift in ein Musik-Underground-Magazin um, welches innerhalb der Gothic-Szene doch einen recht guten Namen hatte. Highlights waren darin zum Beispiel ein Interview mit der danach sehr erfolgreich gewordenen Band „Deine Lakaien“ und noch weitere andere aufstrebende Bands (Das Ich, Wolfsheim, etc.). Das Magazin fusionierte dann mit der Gothic von Jörg Kleudgen (Sänger von „House Of Usher“) und wir veröffentlichten noch einige wenige Nummern zusammen. Damals gab es ja noch nicht wirklich ein Internet und somit musste ich leider das Magazin aufgrund fehlender finanzieller Mittel (Druckkosten sind nicht gerade günstig gewesen - und ich war nur Azubi) einstellen.

Irgendwie verfolgte mich aber weiterhin der Name „Hysterika“ und ich dachte viele Jahre nach, ob ich nicht doch wieder irgendetwas machen soll. Dann kam das Internet so richtig auf und ich überlegte, eine Webseite aufzubauen. Als Musikliebhaber dachte ich ursprünglich erneut an Musikrezensionen - Musik ist aber zu schnelllebig und damit auch zu zeitintensiv. Nachdem ich aber auch schon immer und ewig leidenschaftlicher Leser bin, baute ich einfach eine Seite auf, in der ich Cover und Rezensionen von Büchern veröffentlichte. Anfangs nur mit Büchern, die in meinem Lesestapel waren.

Sobald ausreichend Inhalt vorhanden war, kontaktierte ich einfach mal auf Verdacht einige Verlage und machte sie auf Hysterika aufmerksam. Interessanterweise sind dabei einige recht schnell darauf aufgesprungen und es kamen plötzlich Rezensionsexemplare. Anfangs veröffentlichte ich dabei jegliches Cover - auch ohne Rezension, um ein wenig Werbung für diese Bücher zu machen. Mittlerweile werden nur noch rezensierte Artikel von mir online gestellt. Darüber hinaus suche ich mir nun sehr gezielt Werke aus und gehe auch wieder vermehrt dazu über „selbstbestimmt“ zu lesen und mich nicht auf jedes neue Buch einzulassen (die Zeit ist das Problem).

Hysterika

Podcasts gingen an mir komplett vorbei. Mein Podcast-Kollege Waldemar jedoch, war ein großer Podcast-Hörer und erzählte mir dann regelmäßig, wie toll das ist. Anfangs fand ich überhaupt keinen Bezug dazu, bis ich mich dann doch darauf eingelassen habe.

Relativ schnell wuchs dann in mir der Gedanke, so etwas ebenfalls zu probieren und ich machte Waldemar während eines Stammtisches und nach einigen Bier den Vorschlag, dies doch einfach zu versuchen.

Das Konzept sollte dabei sehr flexibel sein und - vor allem um Zeit zu sparen - keine Vorbereitung unsererseits verlangen. Relativ schnell konnten wir zusätzlich auch noch Interviewpartner finden und in diesem Wechsel befinden wir uns nun schon bei der 53. Folge. Ziel gibt es dabei nicht wirklich. Hauptsächlich sprechen wir über die Bücher, die wir kürzlich gelesen haben, reden über Filme und auch über philosophische als auch politische Themen. Je nachdem, was uns gerade so einfällt.
Sehr schön sind dabei die nun doch mehr und mehr auftretenden Interviewpartner, die das Podcasting sogleich viel interessanter machen.

Alles in allem wird beides - die Seite und der Podcast - einfach nur aus Spaß gemacht, was Grund genug sein sollte.

Nebenbei erwähnt: Es gibt auch noch einen Kurzgeschichtenpodcast meinerseits (Hysterika - die Kurzgeschichte), in dem ich einfach eine Kurzgeschichte vorlese. Dieser Podcast hat leider noch sehr wenige Folgen und somit würde ich mich hier sehr über weitere Kurzgeschichten von aufstrebenden Autoren freuen.

Gibt es aktuelle Literaturthemen, die dich ganz besonders beschäftigen?

Am meisten interessieren mich weiterhin gruseligere Sachen - doch momentan versuche ich meinen persönlichen Fokus aus Interesse ein wenig mehr in Richtung Science Fiction zu legen, da ich glaube, dass sich auch dort viele Perlen befinden. Zu sehr techniklastig sollten diese jedoch nicht sein, sondern auch mit Spannung glänzen.

Dein bestes und dein schlimmstes Erlebnis als Blogger?

Richtig schlechte Erlebnisse hatte ich als Blogger glücklicherweise noch nicht. Lediglich nervige Jungautoren können mich manchmal auf die Palme bringen. Dies trifft besonders auf Leute zu, die einem ohne Vorwarnung ein Rezi-Exemplar senden und dann jeden Tag nachfragen, wann denn endlich die Rezi dazu kommt. Mittlerweile kicken sich diese dann selbst raus und ich lasse deren Werke links liegen. Dieses Problem ist aber in den letzten beiden Jahren so gut wie gar nicht mehr aufgetreten - scheinbar lernen aufstrebende Autoren auch hinzu und versuchen es zuerst mit einer normalen und netten Kontaktaufnahme und dann stehe ich auch sehr oft zur Verfügung, Newcomer zu unterstützen.

Sehr schöne Erlebnisse sind darüber hinaus zwei, drei Awards, die ich vor vielen Jahren online bekommen habe (sind aber leider nicht mehr online) und darüber hinaus finde ich es klasse, wenn Autoren oder Verlage einfach mal so auf Hysterika aufmerksam werden und den Kontakt suchen.

Hysterika BücherregalBeim Podcast ist es genauso und somit freue ich mich über jeden Response. Klasse fand ich übrigens unter anderem den Podcast mit Thomas Finn im Rahmen einer Blogtour mit Literaturschock. Hier entstand sowohl offline als auch online ein sehr schönes Gespräch, dass sich dann nicht mehr nur über sein Buch drehte, sondern auch andere Themen berührte. Das hat einfach richtig Spaß gemacht. Wir mussten uns dann selbst nach 1,5 Stunden Aufnahmezeit zügeln...

Hast Du Lesemacken?

Ich lese fast immer mehrere Bücher gleichzeitig, was meine Frau auf die Palme bringt, da immer irgendwo ein Buch liegt. Witzigerweise handelt es sich dabei aber um eine Mischung aus Buch und eBook, denn auf dem Reader lese ich immer nur ein Buch. Gedruckte Bücher sind dann die Alternative, die irgendwo rumliegen. Somit wird diese Macke sicher bald weniger, da ich mich vermehrt auf das Lesen am Reader stürze. - Ja, Bücher sind haptischer und wirken immer noch besser, aber nachdem sich bei mir meine Augen in Richtung „alter Mann“ umwandeln, benötige ich mehr Licht beim Lesen, wodurch es für mich besser ist, mich auf das eBook ein zu lassen.

Wie reagierst du, wenn dir ein Buch überhaupt nicht gefällt? Schreibst du einen Verriss oder lieber gar nicht darüber?

Anfangs versuchte ich jedes Buch bis zum Ende zu Lesen und darüber zu schreiben. Bei einem Verriss versuchte ich diesen freundlich zu erklären.
Mittlerweile gebe ich einem Buch nur noch die Chance, mir bis spätestens Seite 100 zu gefallen - falls nicht, mach ich es zu und lasse es. Dabei schreibe ich aber ebenfalls eine Rezi, versuche dabei aber dies dem Leser der Rezi bewusst zu machen und zu erklären, woran es bei mir hakte.

Ich finde, Leser von Rezensionen und auch die Autoren sollten immer darauf achten, dass es sich um die Meinung einer einzelnen Person handelt und nichts weiter. Man ist als Rezensent auch davon abhängig, wie die eigene Stimmung ist. Mir ist sehr oft zum Beispiel aufgefallen, dass es ein Buch schwerer hat, wenn ich vorher ein Buch gelesen hatte, welches mich vollumfänglich fesseln konnte und mich sozusagen in die Geschichte eintauchen ließ. Da hat es dann ein nachfolgendes Buch etwas schwerer, den Leser aus dieser Tiefe wieder heraus zu holen und schon schreibt man unter Umständen eine etwas schlechtere Rezi oder man kann gar nichts damit anfangen.

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Ich verweise immer gerne auf das Zitat von einer Figur Stephen Kings, welches ich auch auf meiner Seite rechts oben stehen habe. Für mich ist ein Buch Mittel zum Zweck - das heisst, es soll mich unterhalten. Wenn dies ein Buch schafft, dann hat es schon gewonnen, denn man widmet sich eine gewisse Zeit einer Geschichte und diese Zeit sollte auch schön sein. Genauso ist es auch bei Filmen.

Ich schmunzel dann auch jedesmal über Leute, die sich über die Plausibilität einer Action-Szene Gedanken machen. Ist doch eher egal, ob sowas exakt so möglich ist - genial erzählt und/oder dargestellt muss es sein. Man darf natürlich nicht alles an den Haaren herbei ziehen - somit schon ein klein wenig nachvollziehbar. Wenn ich zum Beispiel einen Zombie-Roman lese, ist mir bewusst, dass die Zombies irreal sind - aber die Vorgehensweise der Darsteller sollte dann trotzdem einigermaßen plausibel erzählt sein.

Was ist dir an deinem Blog ganz besonders wichtig?

Das es einfach weiterlebt, den Leuten gefällt und noch viel Spaß bereitet.

Mit welchen Schwierigkeiten hattest du anfangs zu kämpfen und wie bist du damit umgegangen?

DAnfangs hatte ich das Problem der Webseitenerstellung. Habe zwar viel IT-Verständnis, wusste aber nicht wirklich viel über Erstellung einer Webseite. Glücklicherweise gab es ja auch Software, die dafür sorgt, Webseitenskripts automatisch zu erstellen. Somit konnte man einfach die Seite offline ohne Programmierkenntnisse aufbauen und den Rest machte die Software. Dies war aber leider sehr zeitintensiv, da bei jedem Buch die Seite komplett neu erstellt worden ist und von Upload-Zeiten zur damaligen Zeit möchte ich gar nicht reden. Jetzt gibt es ja Wordpress, was mir die Arbeit erheblich erleichtert hat.

Beim Podcast musste ich mich ersteinmal komplett schlau machen und auch etwas Geld in die Hand nehmen, um ein gutes Mikrofon als auch ein Mischpult zu kaufen. Gibt bestimmt noch Verbesserungspotenzial, aber ich denke, die Qualität ist ausreichend genug.

Welche andere Literaturseite sollte in dieser Gesprächsreihe auf keinen Fall fehlen?

Ich treibe mich eigentlich recht selten auf anderen Seiten herum. Als Vorschlag vielleicht Horror and More, da ich festgestellt habe, dass die Buchtipps der Betreiberin - wohl durch einen ähnlichen Geschmack - sehr gut auf meinen Geschmack zu passen scheinen. Hat mich jedenfalls noch nie enttäuscht, wenn ich mal wieder nach einem Buch gesucht habe.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview!

SuseÜber die Autorin

Susanne K. (Literaturschock.de)

Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.

 

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