Herbie Brennan schrieb seinen ersten Roman mit Mitte Zwanzig. Seitdem hat er unzählige Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, die in mehr als fünfzig Ländern und in einer Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren erschienen sind. Neben dem Schreiben entwickelt er Spiele und Computer-Software und arbeitet für das Radio. Er lebt in County Carlow, Irland.

Literaturschock: Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen?

Herbie Brennan: Ich glaube, als ich ein Kind war. Ich wollte Autor werde, so lange ich denken kann. Ich liebte das Schreiben von Aufsätzen in der Schule. Ich schrieb mein erstes Buch in frühen Teenagerjahren, ein völlig unleserlicher experimenteller Roman, voll mit Teenagerängsten, namens "Song of Autumn". Mit dem professionellen Schreiben begann ich als Journalist im Alter von 18 Jahren und ich hatte den Nerv, den grässlichen Roman an die weltgrößte Literaturagentur, Curtis Brown Ltd. in London, zu senden. Sie lehnten ihn natürlich ab, aber waren freundlich genug, mir zu sagen, dass sie gerne einen Blick auf andere Sachen von mir werfen würfen. Ich schickte ihnen einige Kurzgeschichten und sie befassten sich einige Jahre damit bevor sie es müde wurden, auf einen anderen Roman von mir zu warten und mir schließlich den Laufpass gaben.

Literaturschock: Ist es einfacher für Kinder oder für Erwachsene zu schreiben?

Herbie Brennan: Ich sehe nicht viel Unterschied in beiden. Ich verbrachte viel Zeit damit in der Werbung zu arbeiten und das lehrte mich, wie wichtig es ist, klar zu schreiben. Deshalb versuche ich immer, Anweisungen und Sprache zu vereinfachen. Aber ich versuche das sowohl bei den Erwachsenen- als auch bei den Kinderbüchern, weshalb mein Stil nicht sehr variiert.

Literaturschock: Sie schrieben diese großartigen Elfenromane. Welche Person der Geschichte würden Sie am liebsten sein: Henry, Pyrgus, Blue, Mr. Fogarty oder vielleicht sogar Brimstone? Weshalb?

Herbie Brennan: Was für eine großartige Frage! Ich glaube, ich bin eigentlich schon so wie Henry (oder wenigstens bin ich es gewesen, als ich jünger war) und ich bin natürlich tierlieb wie Pyrgus, obwohl ich nicht diese abenteuerliche Natur habe. Aber das hast Du natürlich nicht gefragt: Die Frage ist, welchen Charakter ich gerne sein würde. Ich glaube, als Ausgleich, müsste es Fogarty sein. Er interessiert sich für dieselben Dinge, für die auch ich mich interessiere, z.B. fliegende Untertassen, subnukleare Physik und Psychotronik, außerdem hört er nicht auf den Unsinn anderer Leute. Und - ich mag die Idee, ein verruchtes Geheimnis in meiner Vergangenheit zu haben, so wie er seine Banküberfälle.

Literaturschock: Was inspirierte Sie, diese Geschichte zu schreiben?

Herbie Brennan: Ein amerikanischer Freund aus der Spielzeugbranche rief mich vor mehreren Jahren an und sagte, dass seine Firma eine Marktumfrage durchführte, die zu erkennen gab, dass das nächste große Geschäft bei Spielzeugen Elfen wären. Sie planten eine Serie von Elfenfiguren mit Schmetterlingsflügeln herauszubringen und sie wollten mich für das Schreiben einiger Werbebroschüren gewinnen. Ich stimmte zu, aber die Zeit verging und aus dem Projekt wurde nichts.

Etwa ein Jahr später, als er Irland besuchte, fragte ich nach den Elfenfiguren und er erzählte mir, dass seine Firma sich für etwas anderes entschied, aber er fügte auch hinzu, dass er sich sicher war, dass die Marktumfrage stichhaltig gewesen sei und schlug mir vor,ich solle ein Buch über Elfen schreiben. Ich sagte zu ihm, ich hätte absolut kein Interesse an etwas in dieser Richtung.

Dann sagte er etwas sehr seltsames. Er fragte mich, ob ich etwas über Schmetterlinge wisse. Ich verneinte und er schlug vor, ich solle mir ein Buch über Schmetterlinge besorgen, denn ihre Namen gäben tolle Fantasycharaktere ab. Also kaufte ich mir am nächsten Morgen einen kleinen Führer über Schmetterlinge und Falter und entdeckte, dass er absolut recht hatte. Die Namen waren märchenhaft: "Purple Emperor" (Großer Schillerfalter), "Brimstone" (Zitronenfalter), "Red Admiral" (Admiral), "Holly Blue" (Faulbaum-Bläuling), "Grizzled Skipper" (Kleiner Würfel-Dickkopffalter), "Painted Lady" (Distelfalter) und so weiter. Sogar ihre lateinischen Namen waren wunderbar: Pyrgus Malvae, Apatura Iris, Cynthia Cardui...

Als ich diese wunderbaren Namen las, wurden Charaktere in meinem Kopf lebendig und ich wusste, dass ich ein Buch schreiben musste. Das Resultat war, dass alle Elfen in ihm nach Schmetterlingen oder Faltern benannt wurden.

Literaturschock: Weshalb wählten Sie eine so schwierige Beziehung zwischen Henrys Eltern?

Herbie Brennan: Das habe ich gar nicht getan. Wenn ich Belletristik schreibe, habe ich überhaupt keine Kontrolle über die Charaktere. Ich las irgendwo, dass J. K. Rowling Schuhschachteln voll mit Notizen hat,zu allem was Harry Potter geschehen wird. Ich könnte so etwas niemals tun. Ich endeckte vor Jahren, dass wenn ich versuche die Handlung eines Buches zu erarbeiten, es niemals so wird, wie ich es anfangs vorhatte, und so hörte ich mit diesen Versuchen auf. Nun gebe ich den Charakteren einfach ihren Willen und schaue, was passiert. Das kann ein bißchen haarsträubend sein, weil ich niemals sagne kann, wohin ein Buch führt oder wie es enden wird: Schreiben, das ist für mich ein Prozess der Entdeckung. Ich kann mich noch an den Schock erinnern, den ich fühlte, als Henrys Vater Henry erzählte, seine Mutter sei eine Lesbe. Ich dachte: Das kannst du in einem Kinderbuch nicht bringen! Aber da war es schon zu spät. Die Charaktere gingen ihren eigenen Weg und da war es auch schon auf der Seite geschrieben.

Literaturschock: Glauben Sie an Elfen und Zauberer?

Herbie Brennan: Ich übte mich in der Zauberei 9 Jahre lang, deshalb denke ich, dass ich an Magie glaube (obwohl sie nicht auf die Art funktioniert, wie es die meisten Leute glauben.). Mit den Elfen war das ein bißchen schwieriger, bis ich in einer Halloween-Nacht eine Herde von Elfenpferden bei einem Megalith-Erdwerk in Irland sah. Es gab dort ungefähr 25 von ihnen, rein weiß und nur zwei Fuß hoch. Zu dieser Zeit war ein Freund bei mir, der sie auch sah, was Halluzination ausschloß. Viele Jahre später fand ich heraus, dass ich kleine eneriegeladene Schatten über bestimmten Blumen im Sommer sehen konnte; und brachte anderen bei, sie ebenfalls mit ein bißchen Mühe sehen zu können. Aber ich bin nicht sicher, ob diese Elfen denen ähneln, über die ich schreibe.

Literaturschock: Angenommen, Sie treffen eine Elfe: Was wäre die erste Frage, die Sie ihr stellen?

Herbie Brennan: 'Woher kommst Du?'

Literaturschock: Ein Zauberer kommt zu Ihnen und gibt Ihnen die Chance, etwas zu verändern - nur eine Sache - in Ihrem Leben. Was wäre das?

Herbie Brennan: Ich glaube, ich würde ihn bitten, den Wunsch so lange aufzubewahren, bis ich ihn wirklich brauche. Ich habe momentan ein schrecklich glückliches Leben: eine liebe Frau, zwei nette Töchter, viele Katzen; Ich schreibe das, was ich will und liebe Menschen aus Deutschland möchten mich interviewen.

Literaturschock: Wählen Sie Ihre Buchcover selbst aus? Falls ja: Haben sie eine bestimmte Bedeutung?

Herbie Brennan: Nein. Wie bei den meisten Autoren verbieten auch meine Standardverträge oft die Mitsprache bei der Präsentation des fertigen Buches, das Cover eingeschlossen. Das heißt, die meisten meiner Verleger sind höflich genug, mich in ihre Coverpläne mit einzubeziehen und sogar Änderungen, die ich vielleicht vorschlage, zu berücksichtigen. Ich liebe die deutschen Cover von "Das Elfenportal" (das war eines meiner beiden absoluten Lieblingscover, das andere ist das japanische.). Ich mag die britischen Cover sehr. Ich mag die amerikanischen Cover teilweise gar nicht, doch die Verleger sagten, dass sie gut in den Markt passten und das war dann schließlich richtig. Deshalb ist es wahrscheinlich eine gute Sache, dass sie mich nichtselbständig Cover aussuchen lassen.

Literaturschock: Wären Sie so nett und würden uns etwas über die beiden Forsetzungsromaneerzählen?

Herbie Brennan: "Das Elfenportal" ist auf viele Arten Henrys Geschichte: Ein Junge, der vor seinen Problemen zu Hause in eine Welt flüchtet, die ihm hilft, erwachsen zu werden. "Der Purpurkaiser" ist im wesentlichen Pyrgus' Geschichte: Ein Junge, der mit den Problemen konfrontiert wird, was es heißt, in die Fußstapfen seines Vaters treten zu müssen. Das dritte Buch mit dem Arbeitstitel "Blue" ist als Holly Blues Geschichte geplant und ich bin gespannt, was das gibt.(ich noch eher als Blue). Das vierte Buch mit dem Arbeitstitel "Dragonfire" wird hoffentlich alle diese Geschichten zusammenführen und die Probleme auflösen, wie zum Beispiel die Beziehung zwischen Henry und Blue. Danach, falls dann immer noch jemand über das Elfenreich lesen möchte, werde ich vielleicht etwas vom Weg schlendern und die Geschichte einer der anderen Charaktere ausbauen. Ich habe das Verlangen, ein Buch über den jungen Brimstone zu schreiben, zu versuchen herauszufinden, was aus ihm dieses Monster gemacht hat, zu dem er schließlich wurde.

Literaturschock: Vielen Herzlichen Dank, Mr. Brennan! Es war sehr nett, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.

Das Interview wurde von Maria Scherrer für Literaturschock geführt

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