Andrea Ecker: Mein Schreibtag hat keine Zeitvorgaben

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Andrea Ecker wurde in Bochum geboren und wuchs dort auf. Seit 1999 lebt sie in Essen. Beruflich stehen Sprachen im Fokus ihres Interesses. Mit Abschlüssen in Englisch und Italienisch arbeitete sie unter anderem als Übersetzerin und Fremdsprachenassistentin, unterrichtete gelegentlich und gab Kurse in der Erwachsenenbildung. Daneben gehört ihre große Leidenschaft der Literatur und dem kreativen Schreiben. Romane bilden dabei seit mehr als zehn Jahren den Schwerpunkt. „Lichtwechsel“ war im Jahr 2012 ihre erste Veröffentlichung. Die Konfrontation mit unerwarteten Wendungen, Brüchen, Chancen – das ist es, was Andrea Ecker fasziniert. An Romanfiguren. Und am Leben. (Quelle: Edition Oberkassel)

Hinweis: Buchcover anklicken und Rezensionen lesen.

Andrea Ecker

Susanne Kasper: Liebe Andrea zuerst einmal vielen Dank, dass Sie sich  Zeit für dieses kleine Interview nehmen. Fangen wir doch mal ganz harmlos an. Erzählen Sie erst einmal etwas über sich. Was bringt Sie zur Weißglut und was macht Ihnen besonders viel Freude?

Andrea Ecker: Ich bin eigentlich ein unkomplizierter Mensch. Ich lache gern und viel und versuche, mich nicht mehr so wie früher von Kleinigkeiten aus der Fassung bringen zu lassen. Das gelingt natürlich nicht immer. Ich bin immer noch recht ungeduldig. Wenn etwas nicht gleich so gelingt, wie gedacht oder erhofft, bringt mich das schon schnell auf die Palme. Außerdem mache ich mir oft zu viele Gedanken, fast immer völlig unnötig, das nervt mich. Freude finde ich ganz schnell und oft, dazu braucht es nicht viel. Zeit mit lieben Menschen verbringen, laute Musik hören (ja, mit laut meine ich wirklich Hardrock), tolle Filme ansehen, ein fesselndes Buch lesen, Improvisationstheater, Hunde … habe ich etwas vergessen? Ach ja natürlich, das Schreiben!

Susanne Kasper: Neben Andrea Ecker, der Autorin, gibt es noch … ?

Andrea Ecker: Andrea Ecker, die Sekretärin. Ich habe einen ganz normalen Vollzeitjob und Alltag, in dem ich dafür sorgen muss, dass genug Raum zum Schreiben geschaffen wird. Das gelingt mir aber in der Regel ziemlich gut.

Susanne Kasper: Wie sieht ein "Schreibtag" bei Ihnen aus?

Der Schreibtag hat keine Zeitvorgaben

Andrea Ecker: Nicht zu früh anfangen, denn morgens brauche ich eine Weile, um in die Gänge zu kommen. Ich sorge für ein bisschen Hintergrund, Musik oder Straßengeräusche, weil völlige Stille im Raum meine Stimmung dämpft. Ein großer Becher Kaffee, und dann geht es los. Mal beginne ich mit dem Einarbeiten von Notizen, die ich zuvor angesammelt habe, mal schreibe ich direkt am Manuskript weiter. Wichtig ist, dass mich sonst nichts ablenkt in meiner Umgebung – also ist der Haushalt idealerweise erledigt, oder er wird für den Moment zur Nebensache erklärt und ausgeblendet. Das Telefon ist ausgeschaltet. Der Schreibtag hat keine Zeitvorgaben, denn wichtig ist für mich in erster Linie, dass ich mit der Entwicklung der Geschichte glücklich bin und/oder für ein bestehendes Problem eine gute Lösung gefunden habe.

Susanne Kasper: Nun würde ich Ihnen gerne einige Fragen zu Ihrem aktuellen Buch "Die Nebelgängerin", erschienen bei Edition Oberkassel, stellen. Wie kam es zu der Idee, ein Buch über eher düstere Themen zu schreiben? Es handelt ja nicht nur von verlorenen Geschwistern, sondern auch von Seelenqual, Depression, Selbstmord und einer gewissen Form von Stalking.

Schreiben mit Kaffee

Andrea Ecker: Die Idee, über Geschwister zu schreiben, die vollkommen verschieden sind und sozusagen eine helle und eine dunkle Seite verkörpern, war schon lange da. Irgendwann entwickelte sich daraus die Geschichte eines Zwillingspaares, das getrennt voneinander und unter ganz unterschiedlichen Bedingungen, Umständen aufgewachsen ist. Wie stark werden sie davon geprägt, und was passiert, wenn sie sich dann schließlich begegnen? Dabei habe ich vorher keine Charakterstudie oder Biografie verfasst, die Figuren sind erst mit dem Schreibprozess gewachsen. Ihre Abgründe, Ängste, Charaktereigenschaften und Persönlichkeiten haben sich mir selbst erst mit der Entwicklung der Handlung eröffnet. Dabei war die Protagonistin Teresa mir von Anfang an sehr viel näher und präsenter als ihr Zwilling Alice.

Susanne Kasper: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht leicht war, über solche Themen zu schreiben. Was tun Sie, um das auszugleichen?

Manchmal muss man die Arbeit einfach mal liegen lassen

Andrea Ecker: Das ist ganz unterschiedlich, je nach Stimmung. Mal brauche ich ein bisschen Action, mal tanke ich Energie in ruhigen Momenten. Auch hilft es, die  Arbeit bisweilen etwas an die Seite zu schieben, liegen zu lassen, und sich dann wieder damit zu befassen. Das bringt zum Teil ganz neue Sichtweisen, eine neue Wahrnehmung. Auch finde ich es immer spannend, mich mit befreundeten Autoren über die eigene Arbeit auszutauschen. Das bringt oft viele neue Erkenntnisse.

Susanne Kasper: Fällt Ihnen das Schreiben leicht? Oder gibt es auch Schwierigkeiten, die Sie immer mal wieder umschiffen müssen?

Andrea Ecker: Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Da ich einen Plot nie detailliert vorkonzipiere, sondern gleich mit dem Schreiben beginne, sobald eine Idee ausgereift und tragfähig ist, tauchen beim Schreiben natürlich immer wieder Hürden auf. Mal sind das ganz praktische Fragen, die nur gründliche Recherche oder Überlegungen erfordern, mal ist es eine ausgewachsene Schreibblockade, während der ich überhaupt nicht weiß, wie es weitergehen soll. Bis so ein Roman wirklich fertig ist, sind einige Herausforderungen zu bewältigen, das kostet oft Nerven, aber gerade das macht es ja auch reizvoll. Ich habe andere Herangehensweisen versucht, aber einen Plot vor dem Schreiben bis ins Letzte festzulegen und auszuarbeiten funktioniert bei mir einfach nicht. Wenn ich eine Idee habe, muss sie aufs Papier, ich möchte loslegen und mich treiben, überraschen, mitziehen lassen. Ich finde es spannend, nur vage zu wissen, wo ich am Ende ankommen werde – aber nicht, was auf dem Weg dahin alles passiert. Immer wieder neue Ideen, Inspirationen einbauen zu können, die mir spontan begegnen. Das macht für mich die Faszination am Schreiben aus.

Unter Finalisten

Die NebelgängerinSusanne Kasper: Wie gingen Sie bei der Verlagssuche für Ihr erstes Buch vor?

Andrea Ecker: Die Veröffentlichung meines ersten Romans „Lichtwechsel“ kam durch einen Romanwettbewerb im Internet zustande, den die Verlegerin ausgeschrieben hatte. Der Siegertitel sollte veröffentlicht werden. Den ersten Platz habe ich zwar nicht gemacht, war aber unter den Finalisten. Die Verlegerin entschied dann, auch die Romane der nächstplatzierten Teilnehmer zu veröffentlichen, und ich war dabei. Es lohnt sich also absolut, regelmäßig die Literaturausschreibungen im Internet anzusehen und mitzumachen.

Susanne Kasper: Was sind Ihre nächsten Buchprojekte?

Andrea Ecker: Ich arbeite an einem nächsten Roman, möchte aber an dieser Stelle noch nichts darüber verraten, da alles noch sehr vage ist und am Anfang steht.

Susanne Kasper: Wer sind Ihre Lieblingsschriftsteller? Was Ihre Lieblingsbücher?

Andrea Ecker: Meine Lesevorlieben sind ganz vielfältig. Unter den Krimi- und Thrillerautoren sind Mo Hayder, Val McDermid und Patrick Redmond meine  Lieblingsschriftsteller, wobei ich die Bücher am liebsten im englischen Original lese. Ich mag aber auch die Bücher von Feridun Zaimoglu sehr. Meine bisherigen Lieblingstitel sind „Tokyo“ von Mo Hayder, „The Night Villa“ von Carol Goodman und „Der Schützling“ von Patrick Redmond. Es gibt aber eine lange Liste von Büchern und Autoren, die ich gern noch entdecken möchte.

Susanne Kasper: Vielen Dank, Andrea, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben!

Das Interview wurde im Rahmen einer Blogtour geführt von Susanne Kasper. Kommentiert und gewinnt. Die Blogtour findet vom 12. bis zum 16. September statt. Natürlich gibt es auch eine genauere Übersicht zu den einzelnen Stationen und Gewinnen.

Gewinnspiel

Beantworte die folgende Frage und du erhältst das fünfte und letzte Wort für deinen Lösungssatz, welchen du nun per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! einschicken kannst.

Welche/r Autor/in gehört nicht zu Andrea Eckers Lieblingen?
1. Patrick Redmond (Verlusts)
2. Stephen King (Glücks)
3. Mo Hayer (Verhängnisses)

Das gibt es zu gewinnen:
- fünfmal je ein Exemplar von "Die Nebelgängerin"


© Autorenfoto: Andrea Ecker

SuseÜber die Autorin

Susanne K. (Literaturschock.de)

Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.

 

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