Harald Evers wurde 1957 in München geboren. Bereits mit 10 Jahren wurde er von Perry Rhodan zum Schreiben inspiriert. Und so schrieb er auf der Reiseschreibmaschine seines Vaters die ersten Geschichten. Als 14-jähriger konnte er bereits auf erste mehrere hundert Seiten umfassenden Romane verweisen.

Literaturschock: Wenn Sie sich in eine Schublade stecken müssten. Welche wäre das?

Harald Evers: Tja... fast schon suggestiv, diese Frage: wer lässt sich schon gerne in eine Schublade stecken? Also gut, hier meine Schubladen-Nummer: Fantasy-Spannung-Gefühle-Inhalte. Die Erklärung dazu: Die Bezeichnung Fantasy übersetze ich mal mit 'Phantasie', weniger damit, dass immerzu "nur" Drachen, Zauberei und Schwerter bei mir vorkommen (werden). Selbst in der Höhlenwelt-Saga kommem mit dem 5. Band ganz neue Impulse daher, und ich werde sicher auch Romane schreiben, die mal auf einem anderen Szenario aufbauen. Dennoch: Ich habe eine Neigung zu ein paar typischen Fantasy-Elementen: spektakuläre Schauplätze, exotische Wesen und ungewöhnliche Handlungsrahmen. "Spannung" und "Inhalte" hängen für mich zusammen. Ich würde immer versuchen, eine anspruchsvolle Aussage in eine spannende Handlung zu kleiden. Ich werde vermutlich nie einen Ehekriegs-Roman schreiben, aber es könnte durchaus passieren, dass ich einen Fantasy-Roman schreibe, in dem ein Ehekrieg vorkommt, der den Roman teilweise lenkt, und in dem ich Aussagen über einen Ehekrieg treffe. "Gefühle" bedeutet, dass ich Wert auf gut entwickelte Charaktere lege, welche die Geschichte reflektieren (sich also entwickeln und verändern). Ich mag's mitunter auch romantisch, emotional oder erotisch. Eben alle Gefühls-Elemente, die einen Menschen so durchs Leben beuteln.

Literaturschock: Im Sommer erscheint der 5. Teil der Höhlenweltsaga und damit der erste Teil des 2. Zyklus' (hoffentlich habe ich jetzt niemanden verwirrt?). Zuerst einmal Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg! In der letzten Zeit wurden einige neue deutsche Autoren für den Bereich Fantasy entdeckt, dennoch sind sie doch eher eine Seltenheit neben den englischsprachigen Autoren. Was glauben Sie, woran das liegen könnte? Gibt es einfach keinen kreativen Nachwuchs in Deutschland?

Harald Evers: Danke für das Lob - das höre ich immer gerne. Ich will hier mal meine Theorie veröffentlichen: Die Deutschen (vornehmlich auch die Presse) haben einen Hang zur Ernsthaftigkeit. Shakespeare war offenbar ein lustiger Knabe, der trotz allen Ernstes auch witzige Komödien geschrieben hat, während wir in Deutschland unter den Goethes, Schillers, Hesses oder Zweigs einen humorvollen Vertreter schmerzlich missen. Das scheint die deutsche Literaturszene nachhaltig geprägt zu haben. Die Deutschen lesen nicht gerne Phantastisches. Das scheint dem deutschen Ordnungssinn zu widersprechen (Zauberei! Unfug! Phantasterei!) und die Presse bemüht sich nach Kräften, dies hochzuhalten. Nie im Leben würde man in der "Süddeutschen" auch nur eine fünfzeilige Kritik über einen SF- oder Fantasy-Roman lesen, während es für die New York Times nicht das geringste Problem ist, den neuesten 'Jordan' oder 'Martin' seitenlang zu besprechen oder auf Platz 1 der Bestsellerlisten zu setzen. Auch in den Buchhandlungen gibt es nur winzige Nischenplätze für SF/Fantasy, in vielen davon nicht ein einziges Buch. Als ich den Buchhändler in meiner Heimatstadt fragte, warum das so ist, erhielt ich die Antwort: "Bei uns kennt sich keiner damit aus". Das hieß gleichzeitig: 'Hier wird sich auch nie jemand damit auskennen, denn das ist Schund.' Einziges Gegenmittel: Die Fantasy-Leser müssen sich empanzipieren und das verlangen, was sie gerne haben möchten. Dann werden Presse und Handel nachziehen. Aber das wird noch lange dauern (leider).

Literaturschock: Der Heyneverlag gab Ihnen vor, die Seitenanzahl von 500 pro Buch nicht zu überschreiten. Was sagen Sie persönlich zu so einer Richtlinie? Was hat es damit auf sich?

Harald Evers: Ich weiß, dass Fantasy-Leser gerne dicke Schwarten lesen, und ich selber schreibe auch gerne dicke Schwarten. Aber diese Dinger sind problematisch. Eine gewisse Leserzahl verschmäht Bücher über 500 Seiten (das sind gar nicht so wenige), und die Kosten für so dicke Bücher sind zu hoch. Ein Roman transportiert keine Werbung, aus dem heraus er sich finanzieren könnte, und die Auflagen sind viel, viel geringer, als z.B. die einer Illustrierten. Es ist wirklich so: Einen Roman zu publizieren kostet einiges, und viel wollen ja auch etwas daran verdienen. Was nun den Autor angeht: Ein 800-Seiten Roman macht nicht doppelt so viel Arbeit wie ein 400-Seiten-Roman. Sondern vier mal so viel. Ein Roman wird mit seinem Volumen auch sehr viel komplexer, und das ist sehr aufwendig für den Schreiber. Deswegen bin ich eigentlich froh, nun ein bisschen zu 'dünneren' Romanen (sind 500 Seiten 'dünn'???) gedrängt zu werden. Zumal auch ich meine Arbeitszeit in Bezug zu den Einkünften setzen muss. Und so lange ich (noch) keine wirklich großen Auflagen erzielen kann, liegt mein Stundenverdienst weit, weit unter dem eines schlechtbezahlen Hilfsarbeiters. Das ist keine Übertreibung, wirklich nicht.

Literaturschock: Mit dem neuen Band wird die Höhlenwelt-Saga in Heynes "Allgemeine Reihe" veröffentlicht. Was ist der Grund dafür und was bedeutet es für die Bücher im Endeffekt? Mir ist nicht ganz klar, warum ein Fantasyzyklus nicht mehr in der Fantasyreihe erscheint. Ist das nicht eine Verleugnung des Genre?

Harald Evers: Ein Roman ist das, was drin steht, und nicht, was außen drauf gedruckt ist. "Fantasy" ist nur eine Schublade, um das Einsortieren ins Regal zu erleichtern. Das wäre ja noch schöner, wenn dieses kleine 'F' auf dem Einband der entscheidende Faktor wäre, der über allem steht, und die Marschrichtung vorgibt. Das ist zum Beispiel ein typisches der Probleme, warum SF/Fantasy einen so geringen Stellenwert in Deutschland hat. Hier ist eine Schublade, in die man alle Phantastereien 'reinstecken, und sie dann zuschmettern und verschließen kann. In amerikanischen Buchhandlungen gibt es so etwas nicht: Da heißen die Regale "Fiction" und da stehen sie alle nebeneinander: Tom Clancy, Stephen King, Robert Jordan und Anne McCaffrey. Aus der Nische "Fantasy" herauszukommen, ist in Deutschland für jeden Roman ein Glück. Er kommt dann nämlich aus der Sparte "Schubladendenken" heraus und findet den Weg (wobei er dennoch 'Fantasy' bleibt) zwischen die 'geachteten' und 'respektierten' Bücher (sorry, das ist nicht meine Definition). Ich will keinesfalls behaupten, dass alles aus der Nische 'Fantasy' schlecht wäre, im Gegenteil. Ich finde nur, jeder Autor sollte sich bemühen, für sich selbst und sein Werk, und nicht für eine Schublade zu stehen. Im Übrigen bedeutet eine Veröffentlichung in der "Allgemeinen Reihe" für mich eine wesentlich höhere Präsenz in den Buchhandlungen. Ich werde auch in jenen aufliegen, die keine 'Fantasy' führen, und das sind, wie gesagt, sehr, sehr viele. Die Überführung in die "Allgemeine Reihe" habe ich meinem Erfolg und meinem Agenten Herrn Meller zu verdanken.

Literaturschock: Auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass Sie erst durch den Computer so richtig zur Schriftstellerei kamen und ich zitiere "Entweder sind wir alle, die wir heute schreiben, nur Stümper mit Computerkrücke, und haben in Wahrheit nie das wahre Handwerk erlernt. Oder aber man fragt sich: Was hätten Goethe und Schiller wohl erst zuwege gebracht, wenn sie einen Computer mit Textverarbeitungbesessen hätten?" Zwei Ansichten zur Auswahl, aber zu welcher tendieren Sie persönlich?

Harald Evers: Das sollte kein Werturteil sein. Ich vermute nur, dass viele heutige Autoren (vielleicht auch ich) niemals einen Roman veröffentlicht hätten, wenn ihnen das Werkzeug 'Textverarbeitung' nicht zur Verfügung gestanden hätte. Ich stelle mir vor, dass die Schreiberei in vergangenen Jahrhunderten ein extrem mühseliges Geschäft war. Dabei möchte ich anmerken, dass ich die Textverarbeitung uneingeschränkt für einen echten Segen halte. Eines der wenigen Dinge, an denen man eigentlich nicht die geringsten Bedenken haben muss.

Literaturschock: Hieß die Schreibmaschine Ihres Vaters wirklich "Gabriele"? Warum??

Harald Evers: Das war kein Kosename, sondern eine Typenbezeichnung des Herstellers. Ich glaube von ADLER.

Literaturschock: Ich muss gestehen, dass ich mich etwas schwer tat eine so typische Fantasywelt mit einer Science Fiction Welt a la Star Trek vermischt zu lesen - vielleicht weil es für mich etwas völlig Neues war. Nun soll der Hauptcharakter Leandra ja sogar im 5. Teil in der Milchstraße landen. Wie kamen Sie auf die Idee die beiden Genres so extrem zu vermischen?

Harald Evers: So ist es ja gar nicht. Ich gehe nicht her, entwerfe eine Fantasy-Welt und denke mir dann: "Ach, ich knalle da jetzt mal ein paar Raumschiffe und eine Milchstraße rein, damit es anders wird." So ist es überhaupt nicht. Im Übrigen wäre es äußerst schade, wenn die Lesergemeinde hier **schon wieder** Schubladen öffnen, und sich nach "SF" und "Fantasy" auseinander dividieren würde. Ich will nun mal provokativ werden und behaupte, dass meine Höhlenwelt-Saga von Anfang an noch nie reine "Fantasy" war. Und zwar hauptsächlich deswegen, weil das Wort "Fantasy" ein Begriff zu sein scheint, der einem Roman eine Art Prädikat verleiht, wenn er nur konsequent Schwerter, Magie und Drachen als Stilmittel verwendet. Was haben Schwerter, Magie und Drachen mit der Klasse eines Romans zu tun? (Es gibt reichlich Romane, die diese Stilmittel verwenden, und furchtbar schlecht sind). Ich kann nur sagen: Meine Höhlenwelt-Saga ist eine große, engagierte Geschichte, in der die Höhlenwelt (und nicht 'Leandra') die Hauptdarstellerin ist. Es geht um das Geschick, die Bedeutung und den Einfluss einer außergewöhnlichen Welt, die Spielball in einer Auseinandersetzung kosmischer Mächte wird. Hinter allem steckt ein Inhalt und eine Aussage, der mich hoffentlich einmal zu einem der etwas besseren Autoren erheben wird, wenn mir diese (zugegeben etwas überheblich klingende) Aussage gestattet ist. Aber bisher (in der Entwicklung der ersten vier Bände, in denen diese 'sogenannte' SF immer konkreter auftritt) hat sich noch kein einziger Leser (wirklich KEINER) bei mir beklagt. Warum? Weil die Höhlenwelt-Saga sich einfach treu bleibt. Die Leute mögen meine Ideen und meine Art zu schreiben, und das ist und bleibt, wie es ist. Nach wie vor wird ein Großteil der Handlung in der Höhlenwelt spielen, die von der Leserschaft geliebten Charaktere bleiben erhalten (und es kommen neue hinzu, die sie sicher ebenfalls lieben werden), und die Höhlenwelt bleibt Brennpunkt aller Ereignisse. Es gibt einfach nur eine noch größere Bedeutung des Ganzen, die außerhalb der Höhlenwelt zu finden ist. Und da wir ja alle spektakuläre Landschaften, exotische Wesen und ungewöhnliche Handlungsrahmen lieben: Warum nicht irgendwo in der Milchstraße? Übrigens liegen sie t-o-t-a-l falsch, wenn sie glauben, dass irgendwas wie 'Star Trek' in die Saga hineinkommen wird. (Wie kommen Sie auf diese Idee? - Übrigens ist Star Trek kein SF)

Literaturschock: Verraten Sie mir, warum Star Trek für Sie keine Science Fiction ist?

Harald Evers: ... also, die "Science Fiction" ist ein Begriff, der in den 20er und 30er Jahren geprägt wurde, als erste Autroen nach dem Vorbild von Jules Verne die Zukunft ausmalten. Ich finde, dass der Begriff "wissenschaftlich" (science) darin schon auf gewisse Weise bindend ist, denn die Autoren strebten über viele Jahrzehnte hinweg nach Zukunftsvisionen. Nach Wegen ins All, nach fremden Welten, möglichen Erscheinungsformen außerirdischer Wesen und Visionen, wie sich die Menschheit entwickeln könnte, und wo ihr Ziel liegt. Die SF stellte philosophische Fragen, und im Vordergrund stand das "wir" (als Menschheit): Wohin gehen wir, was werden wir erreichen, wie können wir eine bessere Welt für uns schaffen. Dass die SF immer mit Raumschiffen zu tun hatte, ist der Sache immanent, erst mit Einzug von Gen- oder Nanotechnologie, oder gar des Cyberpunks, rückte eine ferne Zukunft ins Blickfeld, die ausschließlich HIER, auf der Erde spielen könnte. Aber das kam erst in den letzten zehn, zwölf Jahren auf.

Die Fantasy hingegen ist aus ihrer Seele heraus zutiefst romantisch, abenteuerlich, im Vordergrund steht das aktuelle Schicksal Einzelner oder kleiner Gruppen, und die Fragen lauten: Wird der Held überleben? Wir er das magische Schwert finden? Oder auch: werden die Kampfjäger des Raumschiffs X den 'Todesstern' ausschalten? Die Fantasy ist keine Literaturgattung, die typischerweise Visionen entwirft (wie z.B. Asimov), oder Probleme möglicher zukünftiger Welten in kleinen Häppchen zum Nachdenken darbietet (wie z.B. Philip K. Dick). "Minority Report" ist ein echter SF-Thriller, auch wenn es im Vordergrund um ein Einzelschicksal geht. Im Hintergrund steht eine Vision, über die nachgedacht wird. Star Trek oder Star Wars hingegen sind Abenteuer von Einzelpersonen (oder Gruppen), hinter denen nur die Frage: Wer gewinnt? bzw. Wird wieder Frieden sein? steht. Eine Vision einer zukünftigen Welt oder eines Weges für die Menschen wird nicht entworfen.

Deshalb meine ich, dass sich SF und Fantasy nicht nach Schwertern oder Raumschiffen unterscheiden, sondern nach Vision und Abenteuer. Das heißt jedoch keinesfalls, dass das "Abenteuer" der "Vision" unterlegen wäre. Nein, im Abenteuer können ebenso Problemstellungen verarbeitet werden, die sich dann jedoch auf das Genretypische beziehen. Übrigens ist der "Herr der Ringe" ganz entschieden Fantasy, da zu keiner Zeit ein Bild entworfen wird, was NACH dem Ringkrieg sein könnte (egal, wer ihn gewinnt). Raumschiff Enterprise hingegen (damals) bemühte sich wenigstens durch diesen gesprochenen Vorspann: "Ferne Weiten... sies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise..." den Schein zu wahren.

Und nun noch folgendes: Meine Höhlenwelt-Saga entwirft das Bild eines Kosmos, in dem ein ungelöster Kriegszustand herrscht, der von der Skrupellosigkeit einer bestimmten Rasse ausgeht. Diese Rasse will die Höhlenwelt für sich gewinnen, um mithilfe der Macht, die dort zu finden ist, diesen Krieg zu gewinnen. Die Höhlenweltler aber entdecken, was alles hinter diesem Krieg steckt, und decken im dritten Zyklus ("Der Ring der Welten") das uralte Geheimnis einer längst vergangenen Rasse auf, welche eine Lösung für all die typischen Probleme ersann, die unsere Milchstraße in den vergangenen Jahrmillionen zu einem Friedhof untergegangener Zivilisationen machten, und nicht zu einem Hort blühenden Lebens. (Das ist extrem knapp ausgedrückt.) DAS ist es, was meine HW-Saga auf lange Sicht gesehen eigentlich zu einem SF-Werk macht. Da steckt eine Vision dahinter, und die Höhlenwelt und ihre Bewohner ist der Brennpunkt all dessen. Fantasy bleibt meine Saga aber auch, weil ich eine Handvoll Personen habe, deren persönliches Schicksal ich mit in die Geschichte einbaue, und weil mir das lieb und wichtig ist.

Uff. Das war jetzt sehr gerafft. Ich hoffe, Sie haben es nachvollziehen können. Ist natürlich nur meine persönliche Meinnung.

Literaturschock: Haben Sie selbst einen Lieblingscharakter in den Büchern? Ich persönlich mag Roya mit ihrer frechen, unverblümten Art sehr gerne.

Harald Evers: Ja, Roya ist auch einer meiner Lieblinge. Um genau zu sein: Ich habe eine Art, meine Kapitel und Unterkapitel so zu schreiben, als würde ich dem aktuellen Darsteller über die Schulter schauen. Ich reflektiere dabei auch seine Gefühle und seine Gedanken. Auf diese Weise ergibt es sich, dass mir eigentlich alle meine Darsteller sehr lieb sind, sogar die Bösewichter. Es kommt darauf an, aus wessen Blickwinkel ich gerade schreibe.

Literaturschock: Was ist das für eine Sache mit diesen erotischen Einlagen? Ständig springen nackte Menschen durch den ersten Teil, wobei das in den späteren Bänden nachlässt. Ich fühlte mich beim Lesen immer wieder an diese typischen Fantasybilder mit "tausenden" von nacken Frauen erinnert (Bilder, deren Maler hauptsächlich Männer sind ;-) )

Harald Evers: Ich persönlich stehe dazu. Ich habe das Genre der sogenannten Fantasy nicht zuletzt deswegen gewählt, weil ich eine sehr romantische Seele habe. Romantik ist nichts Reales, sondern meistens Träumerei. Von spektakulären Schauplätzen... (usw.) Wenn es nicht verboten ist, von Drachen zu träumen, warum soll es dann verboten sein, von Erotik zu träumen? Es sind Dinge, die wir 'im normalen Alltag' (fast) niemals erleben. Also träumen wir davon. Deswegen auch Sex und Erotik - weil es schön ist und Spaß macht, und weil keiner von uns jemals an einem Ort wie Bor Akramoria oder in den Quellen von Quantar ein solches Erlebnis haben wird. Im Übrigen kenne ich kein einziges Bild, auf dem Tausende nackter Frauen vorkommen (bei MIR etwa?). Sollte etwa Boris Vallejo mit seinen erotischen Gemälden Unmut hervorgerufen haben? Das wäre sehr schade - ich mag die Bilder. Glücklicherweise gibt es wenigstens diese BILDER. (Die Bilder von Luis Royo mag ich zum Beispiel nicht: der malt so 'böse' nackte Frauen, die ständig nur mit Folterwerkzeugen hantieren). Die Fantasy-Literatur hingegen ist mir persönlich viel zu prüde. J.R.R. Tolkien in Ehren, aber sein "Herr der Ringe" ist in Sachen Erotik wohl der Totalausfall des Jahrhunderts. Die Frauen haben in seinem Werk so gut wie Null Platz (nicht verwechseln mit dem Film! Da hat der Regisseur (zum Glück) wenigstens ein Minimum an Eigeninitiative entwickelt!) Übrigens habe ich herausgefunden, dass die Höhlenwelt-Leser meine Eigenart, der Erotik einen unverkrampften Platz einzuräumen, besonders mögen. (Ich hatte mal eine Umfrage, da haben sich 88% der Leser dafür ausgesprochen, dass sie das gut finden). Zuletzt möchte ich noch sagen, dass ich stets Wert darauf gelegt habe, bei erotischen Szenen keines der Geschlechter in irgendeiner Weise herabwürdigend oder minderwertig zu beschreiben. Oder ist dieser Eindruck etwa aufgekommen?

Literaturschock: Sie erwähnen, die Schriftstellerei sei Ihr Traumberuf. Ist sie das immer noch? Oder sehen Sie inzwischen eher eine alltägliche Arbeit darin?

Harald Evers: Nein, keinesfalls. Dieses Jahr muss ich zum ersten Mal ganz allein von der Schriftstellerei leben - und das wird ein hartes Jahr für mich werden. Aber ich möchte mit niemandem auf der Welt tauschen, ganz sicher nicht. Für mich ist es wirklich ein Traum, für den ich auf vieles verzichten würde. Es liegt einfach daran, dass ich gern schreibe (wie man an diesen langen Antworten sieht).

Literaturschock: Wie gehen Sie mit Kritik um? Ich könnte mir vorstellen, dass es für einen Autor teilweise sehr verletzend sein kann, wenn das eigene Werk zerrissen wird (das ist auch der Grund, weshalb auf Literaturschock keine Rezensionen, sondern persönliche Meinungen zu finden sind).

Harald Evers: Kritik ist eine Zwei-Seiten-Sache: Der Ton macht die Musik. Es kommt darauf an, auf welche Weise sie geäußert wird. Einesteils kann ich ohne Kritik nicht leben, deshalb habe ich auch meine Website, auf der ich mit meinen Lesern über meine Romane diskutiere. Wüsste ich nicht, was die Leser denken, würde ich mich womöglich falsch entwickeln. Ich lechze geradezu nach Kritik. Allerdings gibt es ein paar Leute, die nicht kritisieren können: Sie hauen einem eins in den Magen, danach gibts noch zwei über die Rübe und zuletzt wird man mit einem Tritt in die Jauchegrube befördert. Am schlimmsten sind die, die sich anfangs mit braven Worten anschleichen, und dann um so schlimmer zuschlagen. Mit solcher Kritik tue ich mich sehr schwer. ***Hier mein Tipp an alle, in Sachen "Kritik üben": Wenn ihr jemanden kritisieren wollt, dann seid zurückhaltend und lasst ihm ein Hintertürchen offen, denn Kritik anzunehmen ist schwer. Sobald sich jemand in die Ecke gedrängt fühlt, wird er 'zumachen', um sich selbst zu schützen. Ist aber das Hintertürchen offen, und sieht er, dass er notfalls abhauen *könnte*, wird er mehr Mut haben, sich zu öffnen. Tipp zwei: Wenn er das tatsächlich tut, dann lasst ihn alsbald wieder in Ruhe, und bohrt nicht weiter. Es ist eine hoch einzuschätzende Sache, wenn jemand eine Kritik annimmt (und sei es auch nur vorläufig)*** So, das war mein Tipp, und das ist auch meine Art bzw. mein Problem mit der Kritik. Ansonsten ist Kriitk etwas Lebensnotwendiges.

Literaturschock: Nun natürlich noch die Frauen-Frage ;-) Glauben Sie, dass Frauen bessere oder schlechtere Fantasy schreiben? Inwiefern unterscheidet sich der Schreibstil der beiden Geschlechter voneinander?

Harald Evers: Ich befürchte, dazu kann ich nicht viel sagen. Ich habe schon mal ein, zwei Frauen-Fantasy Bücher gelesen, die mir von der Machart ZU romantisch verklärt waren (z.B. Maggie Furey, bei der ein erweckter Drache ihr (ausgerechnet) DREI Fragen zugestand, bevor er sie fressen wollte...), aber ich hab auch schon Männer-Fantasy gelesen, die mir zu blutrünstig war (z.B. Gibson). Im Allgemeinen aber würde ich da keinen Unterschied machen.

Literaturschock: Welche Autoren lesen Sie selbst? Bzw. was lesen Sie zur Zeit?

Harald Evers: Beute (Michael Crichton) Pubertät - Loslassen & Halt geben (Jan Uwe Rogge) Das dunkle Herz der Nacht (J.V. Jones) A Storm of Swords (George R.R. Martin)

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