Max Barry verkaufte Computersysteme für Hewlett-Packard, bevor er sich ganz auf die Schriftstellerei konzentrierte. Er wurde am 18.03.1973 geboren und lebt in Melbourne, Australien. Mit seinem ersten Roman Syrup, der in Deutschland unter dem Titel Fukk veröffentlicht wurde, gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Die Verfilmung von Logoland, für die sich Steven Soderbergh und George Clooney die Rechte sicherten, ist in Vorbereitung.

Unter Nationstates findet sich kostenlos das begleitende Internet-Spiel des Autors, bei dem der Spieler seinen eigenen Staat mit seinen eigenen politischen Idealen kreieren kann.

Literaturschock: Bevor wir anfangen: Gibt es eine Frage, die Ihnen nie gestellt wurde, von der Sie es sich aber wünschten?

Max Barry: "Wie schaffen Sie es, dass Ihr Haar so voll und gesund wirkt?" Schade, dass ich das nie gefragt wurde. Ich habe sehr dünnes Haar.

Literaturschock: Mr Barry, wenn Sie in einen Spiegel und in Ihre eigene Seele sehen, was sehen Sie? (Erzählen Sie doch Ihren deutschen Fans etwas über sich).

Max Barry: Wow, das ist mit Abstand die intimste Frage, die mir je gestellt wurde. Am wenigsten in einem Interview. Ich glaube, wir sollten zuerst einige Cocktails zusammen trinken und das Licht dabei dämmen bevor Sie mich solche Dinge fragen. Aber hmm, wollen wir mal sehen ... vielleicht einen 30 Jahre alten Australier, der in den Spiegel schaut. Jetzt bin ich ganz schön überrascht.

Literaturschock: Falls Sie eine Zeitmaschine wie die von H.G. Wells hätten, in welche Zeit(en) und an welche(n) Ort(e) würden Sie reisen und was würden Sie dort tun?

Max Barry: Ich würde an den Knöpfen der Zukunft drehen: Morlocks, Achtung ich komme! Hundert Jahre, 500 Jahre, 5.000 Jahre in der Zukunft: das würde ich gerne sehen. Vorausgesetzt, die Menschheit schafft es, sich bis dahin nicht selbst zu zerstören, würde ich es lieben, herauszufinden wie sich unsere Gesellschaft bis dahin weiterentwickelt hat. Werden wir individualistischer, herkunftsbewusster, gemeinschaftlicher oder etwas ganz anderes? Ich möchte sehen, welche unserer heutigen Werte und moralischen Grundsätze absolut hoffnungslos für die Zukunft sind.

Außerdem würde ich herausfinden, welche Unternehmen in Zukunft erfolgreich sind und sobald ich wieder zurück wäre, würde ich Aktien kaufen.

Literaturschock: Wissen Sie, weshalb deutsche Verleger "Syrup" als "Fukk" veröffentlichten? (Nun, ich weiß natürlich, dass deutsche Verleger dafür bekannt sind, Titel sehr merkwürdig zu übersetzen).

Max Barry: Ich vermute, weil "Fukk" der Name der Cola ist, die in dem Roman vorkommt. Aber Übersetzungen sind mir meistens ein Rätsel. Ich finde es immer sehr merkwürdig, wenn ich die übersetzte Version eines meiner Bücher aufzuschlage und die Charaktere eine Sprache sprechen sehe, die ich nicht verstehe. Wie wissen sie, was zu tun ist? Und wieso spricht in Los Angeles jeder deutsch?

"Fukk" kommt mir ziemlich merkwürdig als Titel für eine deutsche Ausgabe vor, denn es ist eigentlich nur auf englisch amüsant, weil es sich wie ein englisches Schimpfwort anhört. Ich bin mir also nicht sicher, ob die deutschen Verleger einfach den Klang von "Fukk" mochten oder vermuteten, dass alle deutschen zumindest DIESES englische Wort kennen. Letzten Endes glaube ich fest daran, dass sie wissen, was besser in ihrer eigenen Sprache klingt als ich.

Literaturschock: Außer "Fukk" und "Logoland" haben Sie viele Ihrer Manuskripte vernichtet. Was war falsch an ihnen?

Max Barry: Sie waren einfach nicht gut. Das war das Hauptproblem. Nein, eigentlich war nur eines richtig schlecht; der Rest war o.k.. Aber Ich wollte den Leuten nicht zumuten 10 oder 15 EUR zu bezahlen, damit sie die Bücher lesen können. Es gibt genug mittelmäßige Romane in der Welt, ohne dass ich noch einen hinzufüge. Ich möchte, dass jeder Roman, den ich veröffentliche, sich von anderen unterscheidet und überrascht und es wirklich wert ist, gelesen zu werden.

Literaturschock: Was glauben Sie ist das schwierigste und das einfachste am Schreiben?

Max Barry: Der einfachste Teil ist das Schreiben selbst. Ich liebe diesen Teil. Der schwere Teil ist es, wenn andere Leute mich lesen. Es ist fantastisch, wenn jemand sagt, wie sehr er eines meiner Bücher mochte, aber immer ist da noch eine gewisse Verletzlichkeit, wenn Du etwas offenbarst, in das Du so viel von Dir gesteckt hast. Ich wäre auch glücklich, wenn ich einfach nur jeden Tag Romane schreiben könnte und sie niemals jemand lesen würde. Ich wäre dann zwar ziemlich arm, aber auch sehr glücklich.

Literaturschock: Gab es irgendwelche Reaktionen von amerikanischen Einrichtungen auf "Logoland"? Beispielsweise von Nike oder der NRA?

Max Barry: Nein, niemand fühlte sich dazu berufen, mich zu verklagen. Meinungsfreiheit ist eine wunderbare Sache. Ich glaube auch nicht, dass sie das tun würden; Trotz allem ist das Buch ganz klar eine Parodie. Unternehmen bringen durch Marketing bewusst ihre Namen und Marken in unsere Kultur und das macht sie zu Freiwild wie ich es mir ausgedacht habe: Sie können nicht kontrollieren, was wir über sie sagen. Ich dachte, es wäre lächerlich, ein Buch über Unternehmen zu schreiben, ohne eines davon beim Namen zu nennen.

Literaturschock: "Section Eight Films", das Steve Soderbergh und George Clooney gehört, wird die Verfilmung von "Logoland" übernehmen. Herzlichen Glückwunsch! Falls nur Sie die Besetzung vornehmen könnten: Wer würde Jennifer Government, John Nike, Buy Mitsui, Billy NRA und Hack Nike spielen?

Max Barry: Das ist eine schwierige Frage, weil alle diese Charatere für mich eigene Personen sind und es ist schwer daran zu denken, wie sie von Schauspielern gespielt werden. Aber es wäre ziemlich cool, Nicole Kidman oder Sandra Bullock als Jennifer Government zu sehen, und George Clooney wäre ein wunderbarer John Nike. Über den Rest bin ich mir nicht im klaren.

Literaturschock: Was sind Ihre gegenwärtigen Projekte? Geben Sie uns einen kleinen Einblick auf die nächsten Bücher? Oder ist das immer noch ein Geheimnis?

Max Barry: Ich bin zutiefst abergläubisch, und ich glaube mich träfe der Blitz, wenn ich über mein nächstes Buch reden würde, bevor es jemand veröffentlichen konnte. Tut mir also leid, aber ja, es ist immer noch ein Geheimnis.

Literaturschock: Wer sind Ihre Lieblingsautoren und finden Sie überhaupt noch Zeit, sie zu lesen? Was lesen Sie gerade?

Max Barry: Ich lese gerade "Diary" von Chuck Palahniuk -- Er ist ein Autor, von dem ich alles kaufe. Ich freue mich auch auf das neue Buch von Neal Stephenson. Ja, ich lese sehr viel. Ich habe gehört, dass manche Autoren es bevorzugen, nicht zu lesen, während sie selbst an einem Buch areiten, aber ich verstehe nicht, wie das gehen soll. Ich arbeite immer an einem Buch.

Literaturschock: Was ist das eine, das aus einem Buch ein besonderes Buch für Sie macht? Und/Oder was macht ein Buch (eines anderen Autoren) für Sie wichtig? Muss es eine Botschaft enthalten? Oder muss es nur unterhalten?

Max Barry: Meine Allzeit-Lieblingsbücher sind diejenigen, bei denen ich mich in den Hauptcharakter verliebt habe. Das ist etwas, das Bücher besser als Verfilmungen machen: sie erlauben das Wachsen echter Intimität zwischen dem Leser und den Charakteren. Aber ich genieße jeden Roman, der etwas Originelles zu sagen hat und dies auf unterhaltsame Art und Weise tut. Er muss keine Botschaft vermitteln -- tatsächlich ist es ziemlich schwer, einen Roman mit "Botschaft" zu schreiben, ohne langweilig zu werden -- aber er sollte ein kleines Licht auf einen bestimmten Teil unserer Welt werfen.

Literaturschock: Ich danke Ihnen recht herzlich, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben, Mr Barry! Viele Grüße aus dem Schwarzwald!

Max Barry: Vielen Dank für die Gelegenheit!

Max.

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