Stolzenburg, Silvia (deutsches Interview)

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Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Eine liebe Freundin brachte mir von der Leipziger Buchmesse das Buch „Schwerter und Rosen“ von Silvia Stolzenburg mit – natürlich signiert – und als dann noch bei Leserunden.de eine weitere Leserunde mit der Autorin angekündigt wurde, war meine Neugierde geweckt und ich fragte an, ob Sie mir für ein Interview zur Verfügung stehen würde. Silvia Stolzenburg war so lieb und es entstand dieses Interview.

Literaturschock.de: Erzähl uns erst einmal etwas über Dich. Was magst Du? Und was überhaupt nicht? Bist Du eher der Abenteuertyp oder bevorzugst Du doch das romantische?

Silvia Stolzenburg: Hallo Ihr Lieben,

es gibt so viele Dinge, die ich mag, dass es mir ganz schön schwer fällt, mich auf ein paar zu beschränken J Ich liebe Rennradfahren, Schokolade, unberührte Natur, die Sonne, den Sommer, gute Bücher, alte Gemäuer und, da bin ich ein typisches „Mädchen“, Pferde. Was ich überhaupt nicht mag, sind Intoleranz und Fanatismus.

Abenteuer ist nur manchmal mein Fall, ich bin wohl doch eher der romantische Typ.

Literaturschock.de: War der Drang, Bücher zu schreiben, bei Dir schon immer da? Oder gab es einen bestimmten Auslöser?

Silvia Stolzenburg: Eigentlich habe ich nie gedacht, dass ich mal auf der „anderen Seite“ stehen würde. Ich habe Bücher zwar schon immer geliebt und auch schon als Kind verschlungen, aber selbst während meines Studiums (Literaturwissenschaft) bin ich nie auf die Idee gekommen, selber zu schreiben. Der Einfall kam mir erst, als ich mit meiner Dissertation fertig war und darauf gewartet habe, dass die Professoren sie korrigieren. Es war wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel, tja, und dann gab’s kein Halten mehr. Wenn man mal anfängt mit dem Schreiben, kann man nicht mehr aufhören – es ist fast wie eine Droge….

Literaturschock.de: Wie sieht ein „Arbeitstag“ bei Dir aus?  Sitzt Du eine bestimmte Anzahl von Stunden jeden Tag am Schreibtisch und schreibst diszipliniert oder einfach immer nur dann, wenn Du Zeit und Muse hast?

Silvia Stolzenburg: Tatsächlich geht es bei mir ganz diszipliniert zu. Ich unterrichte neben dem Schreiben noch Englisch und dadurch muss ich die Zeit, die ich fürs Schreiben aufwende, ganz streng planen. Wenn ich mich nicht daran halte, dann habe ich selber keinen Druck und dann würden die Bücher vermutlich nie fertig werden.

Literaturschock.de: Brauchst Du zum Schreiben die absolute Ruhe und schottest Dich daher zu Hause total ab? Oder bist Du eher der Typ, der Trubel um sicher herum braucht und daher auch gern mal in einem Kaffee sitzt und schreibt?

Silvia Stolzenburg: Ich brauche Ruhe zum Schreiben – ich wundere mich immer über die Kollegen, die im Café oder sogar im Freibad schreiben können. Da könnte ich mich keine Sekunde lang konzentrieren. Wenn ich schreibe, versetze ich mich in jede meiner Figuren hinein, da stört mich alles, was von außen kommt.

Silvia StolzenburgLiteraturschock.de: Wir müssen wir Leser uns Deine Schreibecke zu Hause vorstellen? Mit Blick ins Grüne? Ist Dein Schreibtisch eher aufgeräumt so dass man jederzeit etwas finden kann oder eher total chaotisch – denn nur das Genie beherrscht das Chaos?

Silvia Stolzenburg: Also, da schäm ich mich jetzt fast ein bisschen, weil ich der absolute Chaos-Typ bin ;-) Wenn ich mit einem neuen Roman anfange, ist alles noch ganz ordentlich und aufgeräumt. Aber je weiter ich in der Geschichte voranschreite, desto unaufgeräumter wird es. Da kleben dann im ganzen Haus post-its und überall liegen kleine und große Zettelchen herum – und ein Schreibtisch reicht bei mir definitiv nicht aus. Das liegt alles auf dem Boden rum.

Literaturschock.de: Was machst Du, wenn Dir mitten am Tag, wenn Du vielleicht mit dem Auto oder mit Freunden / Familie unterwegs bist, Ideen auf Dich einströmen? Hast Du immer ein Notizbuch griffbereit?

Silvia Stolzenburg: Ohne Notizbuch gehe ich nirgendwo hin. Meine Freunde und Bekannten kennen das zum Glück schon, die verdrehen nicht mal mehr die Augen. Manchmal sieht oder hört man etwas, das man sich unbedingt notieren muss – ganz schlimm ist es beim Radeln, da halte ich öfter mal an und hacke mir was ins Handy. Wenn ich ganz allein mit dem Rennrad unterwegs bin, kommen mir die besten Ideen.

Literaturschock.de: Wenn ich einen stressigen Tag hatte und total genervt bin, stelle ich mich am liebsten die Küche, koche oder backe etwas leckeres. Dabei kann ich mich am besten entspannen. Was brauchst Du bzw. was machst Du nach einem stressigen Tag. Hast Du einen „Geheimtipp“ zum Entspannen? Was bringt Dich zum träumen?

Silvia Stolzenburg: Leider bin ich vollkommen untalentiert, was das Kochen angeht J Ich kann mich am besten beim Sport entspannen. Mal mit dem Fahrrad, mal beim Joggen, mal im Fitness-Studio.

Literaturschock.de: Hast Du Hobbys? Was machst Du gern in Deiner Freizeit?

Silvia Stolzenburg: Da wären wir dann schon wieder beim Sport …. Aber ich lese auch wahnsinnig gerne, liebe gute Filme und gehe im Sommer sehr gerne mit Freunden aus.

Literaturschock.de: Momentan lese ich gerade mein erstes Buch von Dir und zwar „Schwerter und Rosen“. Mir fällt auf, dass das Buch sehr viele Handlungsstränge hat und sehr viele Namen da auf den Leser einstürmen. Wie gelingt es Dir, beim Schreiben den Überblick zu behalten und nichts durcheinander zu wirbeln?

Silvia Stolzenburg: Wenn die Handlung so komplex ist, mache ich mir vorher einen Plotplan, in dem ich die unterschiedlichen Handlungsstränge eintrage. So verliere ich nicht den Überblick und es ist leichter, die historisch verbrieften Ereignisse mit den fiktiven zu verknüpfen.

Literaturschock.de: Warum hast Du Dich entschieden, historische Romane zu schreiben? Was fasziniert Dich an der Vergangenheit.

Silvia Stolzenburg: Irgendwie liegt mir das wohl im Blut. Schon als Kind gab’s für mich nichts Spannenderes, als auf Burgruinen rumzukraxeln und meinem Vater Löcher in den Bauch zu fragen, wie das Leben früher war. Die Herkunft meines Namens hat mich auch immer fasziniert – er ist sehr alt und kommt wohl aus der Stauferzeit.

Literaturschock.de: Stell Dir vor, Du dürftest eine Zeitreise machen. In welche Epoche, welche Zeit würdest Du zurückkehren wollen? Welche historische Persönlichkeit würdest Du gern kennenlernen?

Silvia Stolzenburg: Hm, das Mittelalter hat natürlich einen immensen Reiz und mit dem guten Richard Löwenherz würde ich schon ganz gern mal ein Becherchen Wein leeren ;-) Allerdings stört mich in dieser Zeit natürlich, dass man als Frau absolut nichts zu sagen hatte. Dann – das fällt jetzt vermutlich völlig aus dem Rahmen – würde ich auch mal gerne den wilden Westen besuchen….

Literaturschock.de: Du bist im Urlaub und hast einen ganzen Tag zur freien Verfügung. Nutzt Du den eher, um faul am Strand zu liegen und vielleicht ein Buch zu lesen? Oder zieht es Dich zum Shoppen in die Stadt? Oder bist Du eher der Typ, der mit Fotoapparat und Reiseführer durch die Stadt zieht, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen.

Silvia Stolzenburg: Absolut letzteres. Bei der Vorstellung, den ganzen Tag am Strand liegen zu müssen, kriege ich Gänsehaut. Ich würde auf Spurensuche gehen und dann natürlich ein bisschen Sport treiben (ich kann’s nicht lassen).

Literaturschock.de: Voraussichtlich im Mai erscheint Dein neuer Roman „Der Teufelsfürst (Teil 1 der Teufelsfürst-Trilogie)“, der sich mit dem Leben von Vlad beschäftigt. Wie bist Du darauf gekommen, gerade über ihn zu schreiben? Liest Du selber gern Vampirromane?

SignaturSilvia Stolzenburg: Vampirromane sind mir ein absoluter Graus, muss ich zu meiner Schande gestehen. Nein, auf die Figur des Vlad Draculea bin ich bei der Recherche des Donauhandels gestoßen. Ein Teil der Geschichte spielt in Ulm und diese Stadt hatte damals rege Handelsbeziehungen bis in den Fernen Osten. Als ich diese Handelsbeziehungen recherchiert habe, bin ich auf eben diesen Vlad Draculea gestoßen, dessen wahre Geschichte ich viel, viel spannender fand als alle Vampirgeschichten dieser Welt. Und da ich über seine Jugend auf die Schnelle so gut wie nichts herausfinden konnte, war bei mir natürlich die Neugier geweckt.

Literaturschock.de: Stell Dir vor, Du dürfest in einem Buchladen so viele Bücher mitnehmen, wie Du tragen kannst. Welche wären das? Welche würde bei Dir im Einkaufskorb landen?

Silvia Stolzenburg: Ui, das Schlaraffenland! Da kämen auf alle Fälle alle Bücher von Tess Gerritsen rein, Karen Rose wäre auch dabei, dann Jussi Adler-Olsen, John Verdon, Val McDermid und auf alle Fälle auch Harlan Coben.

Literaturschock.de: Was liest Du selbst gern? Welches Genre hat es Dir besonders angetan?

Silvia Stolzenburg: Ich lese so gut wie nur englische Bücher und fast nur Krimis (das brauche ich wohl als Ausgleich).

Literaturschock.de: Welcher Autor / welche Autorin hat Dich in Deiner Kindheit/Jugend begleitet und zu welchen Büchern greifst Du heute noch gern?

Silvia Stolzenburg: Da fällt mir auf Anhieb natürlich Astrid Lindgren ein. Dann noch Ottfried Preußler und der gute, alte Karl May.

Literaturschock.de: Viele Bücher erscheinen ja heute sowohl als Printversion als auch als E-Book. Es gibt die unterschiedlichsten Reader und auch die unterschiedlichsten Meinungen zum elektronischen Buch. Wie stehst Du zu dieser neuen Art Buch? Und wie entscheidest Du Dich? Lieber das „richtige“ Buch in der Hand halten oder liest Du lieber E-Books.

Silvia Stolzenburg: Ich habe inzwischen auch einen E-Reader und finde ihn ganz praktisch. Ich kaufe beides, Print und E-Book, es kommt ganz darauf an, wo ich gerade bin. Generell finde ich die Entwicklung sehr interessant und glaube nicht, dass das E-Book das gedruckte Buch verdrängen wird. Viel eher schätze ich, dass viele Leser einfach beides kaufen werden, so wie ich. Auf Reisen ist so ein E-Reader wahnsinnig praktisch, zu Hause mag ich eher ein gedrucktes Buch. Und als Geschenk natürlich ein schönes Hardcover.

Literaturschock.de: An welchen Projekten arbeitetest Du derzeit? Auf welche Bücher können wir Fans uns demnächst freuen?

Silvia Stolzenburg: Vor ein paar Tagen habe ich Teil 2 der Teufelsfürst Trilogie abgeschlossen, Teil 3 kommt dann im Winter dran. Für den Sommer habe ich mir ein ganz anderes Projekt vorgenommen, über das ich aber noch nichts verraten kann. Nur soviel: Es ist auch ein historischer Roman, der allerdings mit keinem meiner anderen Bücher etwas zu tun hat.

Literaturschock.de: Vielen Dank für Deine Zeit, die geduldige Beantwortung meiner Fragen und viel Erfolg mit Deinen neuen Projekten.

Interview Sternchen28 (Katja Ezold)
Foto: Silvia Stolzenburg