Andreas Föhrs Krimis spielen am Tegernsee in Oberbayern. Am 14. November 2014 sollte er aus seinem neuesten Werk, "Totensonntag", im Rathaussaal Mosbach lesen. Kaum 15 km von mir entfernt, stand es außer Frage, dass ich diese vielversprechende Lesung besuchte, obwohl ich bisher nur von seinen Bücher gehört hatte.

Der Autor

Andreas FöhrAndreas Föhr wurde am 21. Mai 1958 in Kreuzthal im Allgäu geboren. Er studierte nach dem Abitur in München Rechtswissenschaften, woran sich das Referendariat in München und in Nairobi anschloss. Föhr erhielt ein Stipendium am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht. Er schrieb seine Dissertation über den Copyright-Vermerk. Bis 1992 arbeitete er als Rechtsanwalt für die Bayerische Landeszentrale für neue Medien. Ab 1991 machte er sich als Drehbuchautor, unter anderem auch für die Fernsehserien "Die Rosenheim Cops", "Der Bulle von Tölz" und dem "Tatort" selbständig. Daneben schreibt er alpenländische Heimatkriminalromane aus dem Tegernseer Raum. Er ist verheiratet, kinderlos und lebt derzeit im oberbayerischen Wasserburg am Inn östlich von München. Als sprachliche, stilistische Vorbilder nennt er neben den Klassikern des Krimi-Genres John Grisham, Michael Crichton auch aktuelle Autoren wie Frank Schätzing oder Andreas Eschbach. Er schätzt das „kraftvolle Deutsch“ des Heimatdichters Ludwig Thoma.

Im Jahr 2009 startete Andreas Föhr mit "Der Prinzessinnenmörder" eine Kriminalromanreihe um Kommissar Clemens Wallner und Polizeiobermeister Leonhard Kreuthner. Die teilweise skurrilen Fälle der Lokalkrimis werden von den Mitarbeitern der Kripo Miesbach vor der Kulisse des oberbayerischen Voralpenlands gelöst.

Das Buch

"Totensonntag" erzählt Kommissar Wallners allerersten Fall: Im Herbst 1992 ist Clemens Wallner frischgebackener Kriminalkommissar. Bei einem Besäufnis auf einer Berghütte am Tegernsee, zu dem Kreuthner ihn mitgenommen hatte, geraten Wallner und Kreuthner in eine Geiselnahme. Vom Geiselnehmer erfährt Wallner von einer dramatischen Geschichte, die sich in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs ereignet hat und die Kreuthner alias »Leichen-Leo« den Hinweis zur Entdeckung seiner ersten Toten liefert. Es handelt sich um ein Skelett in einem edelsteinbesetzten Sarg mit einer Kugel im Schädel …

TotensonntagDie Lesung

Organisiert wurde die Lesung im Rahmen der 19. Mosbacher Buchwochen. Andreas Föhr folgte einer Einladung der Stadtbibliothek, die im Jahr 2010 ihr 100-jähriges Jubiläum feierte.

Nach einigen begrüßenden Worten des Bibliothekleiters durften die rund 100 Gäste den Autor mit Applaus begrüßen und er begann, aus dem Nähkästchen zu plaudern:

Gerade, wenn er zu Hause in Bayern lese, dann wundere sich der eine oder andere, sobald er ihn zum ersten Mal reden höre. Da komme nicht sehr viel Bayrisches rüber. Das liege an seinem Werdegang, denn zwar habe er seine ganze Schulzeit am Tegernsee (deshalb seine Affinität zur Region) verbracht, aber davor habe er sechs Jahre in Dortmund gelebt. Dennoch sollten wir an diesem Abend noch genügend bayrischen Dialekt hören.

Vier Wochen habe Andreas Föhr nach seiner Geburt im Allgäu verbracht, doch es hänge ihm immer noch nach (Anmerkung: Der Tegernsee befindet sich in den Bayrischen Alpen - also etwas entfernt vom Allgäu). So habe eine Leserin ihm geschrieben, sie sei ein sehr großer Fan, obwohl sie nicht aus dem Allgäu komme. In Hamburg wurde eine Lesung unter dem Motto "Alpträume im Allgäu" veranstaltet und eine begeisterte Amazon-Rezension mit der Höchstzahl von fünf Sternen endete mit dem Fazit: "Kluftinger at its best".

Andreas Föhr verbrachte jedoch nicht viel Zeit mit Vorgeplänkel und las direkt die ersten Kapitel seines Buches. Dies machte er so gewinnend und er mimte einen so hinreißenden Polizeimeister Kreuthner mit einem deftigen (aber immer verständlichen) bayrischen Dialekt, dass die Anwesenden sich geschlossen kugelten vor Lachen.

Natürlich war auch ich sofort hingerissen und fasste schnell den Entschluss: Diese Bücher muss ich lesen! Am besten gestern!

Im Anschluss an die amüsante Lesung fand noch eine kleine Fragerunde statt:

1. Angefangen haben Sie mit dem Schreiben von Drehbüchern. Würden Sie Ihre Romane gerne verfilmt sehen?

Er habe versucht, seine Bücher für Verfilmungen zu schreiben und habe daran zwei Produzenten verschlissen. Inzwischen sei eine Literaturagentin an dem Thema dran, aber so etwas funktioniere eigentlich nur bei Millionen-Bestsellern. Es gebe einfach zu viele Krimis im Fernsehen und Verfilmungen seien immer problematisch, da sich die Vorstellungen der Leser meistens von den Vorstellungen der Filmemacher unterscheiden.

2. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ein Schulfreund kam auf ihn zu mit der Idee, zusammen Drehbücher zu schreiben. Andreas Föhr habe ihn gefragt: "Wie schreibt man Drehbücher?". Als Antwort erhielt er ein "Keine Ahnung.". Trotzdem schrieben sie eines, aber dieses wurde bisher nie verfilmt. Aber hatten sie damit den Fuß in der Tür und die Zeit war damals genau richtig. Er nannte es Goldgräberzeiten für Drehbücher, weil die privaten Sender gerade aufkamen und der Bedarf an Drehbuchautoren hoch war. Irgendwann wollte Andreas Föhr etwas schreiben, das anschließend fertig ist und bei dem nicht noch Unmengen von Menschen weiterarbeiten müssen. Inzwischen lebe Andreas Föhr nur noch vom Schreiben seiner Romane.

3. Läuft sich das Konzept einer Krimiserie irgendwann tot?

Man muss aufpassen. Nach 4 - 5 Büchern habe man gängige Punkte durch und dann werde es mühsamer, dauere insgesamt länger.

Andreas Föhr4. Ich bin fasziniert vom Charakter des Kreuthner. Gibt es für ihn ein reales Vorbild?

Gebe es, aber er werde den Teufel tun und Namen nennen. Allerdings sei Kreuthner er auch ein bisschen zusammengesetzt aus mehreren Menschen, die jeder kenne.

5. Was macht den besonderen Reiz eines Charakters wie Kreuthner aus?

Er tue Dinge, die man selbst nicht tun würde.

6. Was inspiriert Sie Wie beginnen Sie einen neuen Roman?

Es brauche eine Grundidee. Diese komme irgendwann spontan und dann könne es  alles Mögliche sein. Beispielsweise beim Prinzessinenmörder. Hier lag die Überlegung zugrunde: Was könnte hinter der so verstorbenen Leiche stecken? Was für ein interessantes Mordmotiv könnte es geben? Komplexe Geschichten fielen einem aber nicht am Stück ein.

7. War er involviert bei der Hörbuchproduktion?

Nein, die Lizenzen würden von den Print-Verlagen an die Hörbuchverlage weitervermittelt, weshalb seine Beteiligung da nur gering sei. Allerdings schaue er sich für die Lesungen gerne mal die sehr gelungenen Kürzungen ab.

8. Zieht er für die Charakterentwicklung psychologische Beratung hinzu?

Sehr selten. Wichtig sei: Man muss seine Figuren mögen. Auch die Bösen. Sie müssten immer einen menschlichen Touch behalten, um authentisch zu wirken.

Weiterführende Links:

Alle Bücher von Andreas Föhr auf Literaturschock.de

Andreas Föhr bei seinem Verlag Droemer-Knaur

Quelle (Biografie): Wikipedia

19. Mosbacher Buchwochen (Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung)

Diese Lesung wurde in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothk Mosbach organisiert.

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