Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren und studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Köln. Nebenbei nahm er zahlreiche Jobs an, um sich so sein Studium zu finanzieren. Während dieser Zeit entstanden die ersten Texte für Fernsehen und Hörfunk. 1993 zog er nach Dresden und arbeitet ausschließlich als freier Autor.

Die Sommerpause ist vorbei und das Haus des Buches in Dresden lädt ein zu einer neuen Lesezeit – es geht wieder los.

Das Haus des Buches DresdenDie Buchpremiere von Ralf Günther war die erste Lesung nach der Sommerpause, doch das Interesse an der Lesung war nicht so groß. Lag es an dem doch recht unbekannten Autoren oder am traumhaft schönen Wetter oder an dem mangelnden Interesse an dem historischen Thema?

Ganz ehrlich gesagt – ich stand dem Autoren auch sehr skeptisch gegenüber. Seine beiden historischen Romane „Die Pestburg“ und „Der Leibarzt“ stehen bei mir im Bücherschrank. Überzeugt hatten mich beide Bücher nicht. Besonders „Die Pestburg“ war vom Schreibstil und von der recht altmodischen Sprache her absolut nicht mein Fall. Trotzdem – und weil der Autor in Dresden lebt – hatte ich mich trotzdem entschieden, zu der Lesung zu gehen. Und ich habe es nicht bereut.

Zeitiges kommen sichert gute Plätze – ich war eine halbe Stunde vor Beginn da und bekam einen tollen Platz am Fenster, auf den bequemen Bänken des Cafe’s Novelle. Nur wenig mehr als 80 Personen wollten den Dresdner Autoren Ralf Günther sehen und hören. Er machte von Anfang an einen sehr sympathischen Eindruck. Ein Teil der Gäste – geladene Freunde und Wegbegleiter, wurden natürlich von ihm und seiner Frau begrüßt und er nahm sich Zeit für Gespräche.

Auch ich blieb an meinem Tisch nicht allein – zwei nette jungen Leute – vielleicht ein Pärchen, setzte sich zu mir an den Tisch und fragte, ob ich zur Presse gehörte. Es war nicht das erste Mal, das mir an diesem Abend diese Frage gestellt wurde. Ich verneinte und erzählte, was ich hier machte und das ich einen Bericht für die Homepage von Literaturschock.de schreibe – was auf Interesse stieß und die Webadresse wurde auch gleich notiert.

Es kam aber auch ein kritischer Ton von meinem Gegenüber, der überrascht war wie teuer die Lesung doch sein. Sieben Euro kostet die Eintrittskarte – ihm ging es nicht ums Geld sondern er war der Meinung, das eine Lesung und in dem Fall sogar eine Buchpremiere doch Werbung für dien Autoren und das Buch sei.

Ralf Günther - Die TheatergräfinPünktlich um 20.15 Uhr begann dann die Lesung. Eine Mitarbeiterin des Haus des Buches stellte Ralf Günther mit den Worten „Meister des historischen Romans“ vor und übergab das Mikrofon an ihn.

Zuerst – da er es am Ende auf jeden Fall vergessen würde – bedankte sich Ralf Günther bei seiner Frau, seinen Freunden und dem Verlag List für die Unterstützung bei der Entstehung des neuen Buches.

In dem Buch geht es um Ida Gräfin Hahn-Hahn, im Biedermeier eine viel gelesene Schriftstellerin. Sie ist eine der Heldinnen dieses farbenprächtigen Romans. Als eine der ersten Europäerinnen unternimmt sie im Jahr 1843 eine große Orientreise und dort, jenseits aller gesellschaftlichen Zwänge, entdeckt sie in Badehäusern und Frauengemächern eine bislang nie gekannte Sinnlichkeit. Doch ihre Familie zu Hause ist in einer prekären Lage; Ferdinand, Idas traditionell gestimmter Bruder, erwartet, das sie ihren Teil zur Erhaltung von Ehre und Vermögen beiträgt. Schloss Altenhoff, der Stammsitz der Familie Hahn-Hahn, ist heruntergekommen, den Idas Sohn Wolf ist ein Träumer. Die Wanderschauspielerin Marie hat auf dem Schloss Zuflucht gesucht. Gemeinsam mit dem theaterverrückten jungen Grafen probt sie „Romeo und Julia“ und ahnt zum ersten Mal den Zauber wahrer Kunst. Marie verliebt sich in ihren „Romeo“, sie träumt davon, Gräfin zu werden. Von ihrem Bruder alarmiert, kehrt Ida aus der Ferne zurück – fest entschlossen, ihre Unabhängigkeit gegen die Ansprüche der Familie zu verteidigen.

Zweieinhalb Jahre, so erzählte er, dauerte die Entstehung des Buches. In dieser Zeit schrieb er neben dem Manuskript noch einige Artikel über Ida Gräfin Hahn-Hahn.

Für die Recherche zu dem Buch reiste er nicht nur nach Holstein zum Schloss Altenhoff, das noch heute Sitz der Familie Hahn ist. Er reiste auch, zusammen mit zwei Freunden, auf den Spuren der Gräfin durch den Orient.

Seinen Vortrag über Ida Gräfin Hahn-Hahn begleitete er mit Fotos, die er auf dem Schloss Altenhoff gemacht hat.

Das Haus des Buches DresdenIhre Reise durch den Orient, über die das Buch hauptsächlich berichtet, dokumentiere sie in Reisebriefen an Freunde und die Familie und diese Briefe bildeten die Grundlage für das Buch.

Seinen Bericht über seine Orientreise auf den Spuren der Gräfin würzte er mit Fotos und zeitgenössischen Stichen, die die Stationen der Reise eindrucksvoll zeigten. Unterbrochen wurde der Vortrag von einigen Kapiteln aus dem Buch, die er mit ruhiger, sanfter Stimme fesselnd vorlas. Einige Szenen der Kapitel brachten die Zuhörer immer wieder zu lachen.

Durch die Mischung aus Lesung, Diashow und Reisebericht wurde es ein wunderbarer Abend, die Zeit verging wie im Flug und es kam nicht einen Moment Langeweile auf.

Zum Schluss entschuldigte er sich für die Länge der Lesung – was keiner der Anwesenden ihm übel nahm – und mit einem Blumenstrauß wurde er verabschiedet. Aber zuvor lud er uns ein, an der Theke die orientalischen Köstlichkeiten zu probieren, die er bereitstellen lies. Für alle anwesenden ein schöner Abschluss des Abends.

Natürlich nahm er sich anschließend noch Zeit, die doch recht wenigen Signierwünsche zu erfüllen. Und auch ich ging – entgegen meines eigentlichen Vorhabens, nicht ohne das neue Buch nach Hause. Denn die Lesung hatte mich doch überzeugt, ihm noch eine Chance zu geben.

Der Lesungsbericht wurde von Katja Ezold für Literaturschock geschrieben.

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