Die hübschen buntgestrichenen Häuser der alten Dorfstraße von Long Piddleton liegen verschneit, eine weihnachtliche Postkartenlandschaft, in der sich plötzlich zwei gruselige Morde ereignen. Inspektor Jury von Scotland Yard darf wieder einmal in die Provinz reisen - und sich unter den Spitzen der örtlichen Gesellschaft umsehen, die zur Zeit der Morde vollzählig in den Gasthöfen versammelt gewesen waren, der scheinbar vertrottelte Pfarrer, der standesabtrünnige Graf, seine überdrehte amerikanische Tante, ein Kriminalautor von zweifelhaftem Ruf und seine sinnliche Sekretärin, der kultivierte Wirt, die hübsche Dichterin oder der nicht sehr männliche Antiquitätenhändler - einer von ihnen, weiß Inspektor Jury, muß der Mörder sein. Doch ihre Alibis wirken wasserdicht - auf den ersten Blick.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Reif für eine Wieholek
Gesamtbewertung
5.0
Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
5.0
Sprache & Stil
5.0
Ein Krimi, der mir richtig Spaß gemacht hat. Inspector Jury bekommt bei seinem ersten Serienfall alle denkbaren Kuriositäten zur Seite gestellt: Die teils skurrilen Dorfbewohner, den ewig kränkelnden Sergeant Wiggins, Morde, die (wüsste man es nicht besser) eher nach einem Psychopaten Ausschau halten lassen und seinen Chef Racer, der keine Gelegenheit zum Piesacken auslässt.
Besonders geschätzt habe ich den Humor im Buch - die quengelige Tante Agatha als "running gag" oder der sarkastische Melrose Plant, den gar nichts aus der Ruhe bringen kann sowie laufend kleine Pointen. Manchmal durch geschickt gesetzte Absätze, manchmal durch überraschende Interpretation der Ereignisse (Ein Beispiel: Beim Showdown retten zwei unscheinbare Dinge Jurys Leben und für Racer fabuliert er eine hinreißende Erklärung dazu). Wie Melrose macht sich auch Jury nach kurzer Zeit einen Spaß daraus, Tanta Agatha aufzuziehen.
Im Dorf kommt Jury bei seinem Ermittlungen "nebenbei" noch anderen kleinen Schandtaten auf die Schliche und verhilft einigen Menschen zu einer Neuordnung ihrer Verhältnisse. Der Hauptfall selber ist clever gebaut und darin Zusammenhänge zu sehen, ist erst gegen Ende machbar. Ahnungen erwiesen sich als wenig hilfreich. Dieses Buch gehört zu denen, die ich nach einigen Jahren zum Wiederlesen aus dem Regal klaube.