Im verschneiten Dörfchen Washington trifft Inspektor Jury von Scotland Yard eine schöne Frau, in die er sich verlieben könnte. Tags darauf ist sie tot - vergiftet. Zwei Tage später wird ganz in der Nähe eine weitere Frau hinterrücks erschossen - ausgerechnet auf Spinney Abbey, wo Jurys vornehmer Freund und Adlatus Melrose Plant im illustren Kreis von Adeligen, Künstlern und Kritikern geruhsam Weihnachten feiern will. Die beiden stehen vor einem Rätsel. Erst als zum feierlichen Dinner ein vergifteter Drink gereicht wird, ziehen sie ihre messerscharfen Schlüsse.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Amüsante Landpartie
Gesamtbewertung
4.3
Plot / Unterhaltungswert
4.0
Charaktere
4.0
Sprache & Stil
5.0
Jury verabredet sich mit Helen Minton zum Abendessen, nachdem er sie doch gerade erst auf dem Friedhof kennengelernt hat. Doch es wird leider nie dazu kommen: Helen wird im Herrenhaus von Washington tot aufgefunden. Nach Selbstmord sieht es nicht aus; die lokale Polizei erlaubt Jury Fragen zu stellen, nachdem er seine kurze Unterhaltung mit Helen kurz zuvor als Bekanntschaft ausgelegt hat. Zeitgleich trifft Jurys Freund Melrose Plant zusammen mit seinem Butler, der werten Tante Agatha und Vivian Rimington ganz in der Nähe zu einer Einladung auf Spinney Abbey ein - wie könne es anders sein: Ausgerechnet der Gastgeber beherbergt einen Zeugen für den Minton-Fall und es gibt einen Zusammenhang zwischen Helens Tod und den Gästen in der alten Abtei.
Bei diesem Krimi habe ich völlig das Zeitgefühl verloren: Alles spielt sich in Jurys Weihnachtsferien ab und dauert nur wenige Tage. Wie gut, dass hin und wieder Hinweise auftauchen, die die Zeitskala wieder zurechtrücken. Gestört hat es mich beim Lesen aber nicht. Ich mochte die rätselhafte Atmosphäre in Spinney Abbey, Melroses und Jurys Ausflüge, um an anderen Orten Zeugen zu treffen und ihre Ahnungen, dass der Adel rund um Spinneytown durchaus Merkwürdiges zu verbergen hat.
Bis zum Schluss blieb der Fall für mich absolut rätselhaft. Selbst die Ahnung, die sich am Ende einschlich, war doch nur die halbe Wahrheit. Aber es ist ein Ende, dass man den Beteiligten sofort zutrauen würde.
Die Personen waren schön gewählt: Die in den Adel eingeheiratete Verkäuferin, die dralle Autorin von Adelsschnulzen, dazu gelangweilte Maler, eine Lyrik-Autorin, ein Kritiker, die engelsgleiche Gastgeberin oder der talentierte Snooker-Nachwuchs. Und natürlich Tante Agatha, auf deren Auftritte ich in jedem Jury-Roman sehnlichst warte. Hier tischt sie gewaltig auf; schließlich ist sie in genau den Kreisen, die Melrose aufgegeben hat und die ihr daheim so sehr fehlen.
Ein schöner Jury-Krimi in gewohnter Grimes-Manier. Leider habe ich zwischen den Lesezeiten große Pausen gehabt, so dass ich manchmal aus der Geschichte raus war. Aber dank der Personenliste, die ich mir zu diesem Buch angefertigt habe, konnte ich immer alle Namen nachschlagen. Die Auflösung des Falles war mir ein wenig zu hoch und ich habe sie noch immer nicht ganz verstanden. Es war aber sehr intelligent gelöst, Hut ab vor solch einer Konstruktion!