Ana Bilic: Anatomie einer Absicht

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Ana Bilic: Anatomie einer Absicht
Verlag
ET (D)
2016
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783990122945

Informationen zum Buch

Seiten
160

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Ich beschloss meinen Mann umzubringen.

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Handlungsort

Handlungsorte
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Wie verträgt sich Liebe auf Dauer?
Eine Ehe ist ein Vertrag, und eines Tages kommt die Abrechnung.
Eine Frau beschließt nach vierzehn Jahren des Zusammenlebens ihren Ehemann zu töten. Es gibt dafür keinen konkreten Anlass oder Grund, vielmehr ist dieses Vorhaben ihre Konsequenz seiner verachtenswerten Logik von Beziehung.
Mit kühlem Blick schildert die Ich-Erzählerin Gestalt, Lage und Struktur ihrer Absicht, seziert nüchtern den Verlauf ihrer Ehe. Es ist die über die Jahre unerträglich gewordene Sinnlosigkeit seines Lebens, die sie nun, da es aus ihrer Sicht jeglichen Wert eingebüßt hat, in die Tat umsetzen will. Doch letztlich dirigiert der Zufall des Lebens Orchester und schlägt seinen eigenen
Ton an.

Autoren-Bewertung

1 Bewertung
Gute Grundidee, aber etwas zu unrund
Gesamtbewertung
 
3.3
Plot / Unterhaltungswert
 
3.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
4.0
Lidia hat die Nase gestrichen voll. Sie hat beschlossen, einen Schlussstrich unter ihre Ehe zu ziehen - indem sie ihren Ehemann umbringt. Die Möglichkeit hat längst Gestalt angenommen, aber die Beweggründe werden anschaulich dargestellt: Lidia lässt im ersten Abschnitt keinen Zweifel daran, dass sie ihren Mann Helmut als Monster sieht und ihre Ehe als Schreckensszenario.
Nun also möchte sie Helmut mit seinem Lieblingsgericht überraschen - es ist aber auch zu gut, dass er Pilze liebt und sich in dieses Gericht auch schnell mal der ein oder andere giftige verirren kann.

Nun könnte man der Ansicht sein, dass Lidia ein Opfer ist, ja, dass es ihr richtig schlecht geht. Doch weit gefehlt - Lidia führt ein privilegiertes Leben und wird nicht mit Gewalt, Hass oder anderen Bedrohlichkeit konfrontiert. Nachvollziehbar ist, dass Lidia unglücklich ist und so nicht weitermachen möchte - aber zum Scheitern ihrer Ehe tragen sowohl Ehefra als auch Ehemann bei. Hier würde eine Scheidung alle Zwecke erfüllen, doch Lidia will mehr. Sie will ihren Ehemann auslöschen, da sie beschlossen hat, dass er seine Chance auf eine Existenz vertan hat.

[i]"Er existiert nicht mehr, weder für mich noch für sich selbst. Er besteht nur. So wie ein Stuhl oder Stein besteht. Er braucht jetzt eine andere Lebensform, die derzeitige hat er schon verbraucht." (S.11)[/i]

Im zweiten Abschnitt lernen wir Helmut kennen und das ein oder andere besser verstehen. Für mich war Lidia zu Beginn nicht sympathisch und auch der zweite Blickwinkel machte es nicht besser. Wobei das nicht automatisch heißt, dass es sich auf die Seite des unwissenden Ehemanns zu schlagen bedeutet. Vielleicht lohnt sich die Erkenntnis, dass die beiden sich gefunden und auch irgendwie verdient haben? Der schmale Roman lässt aber noch weitere Perspektiven zu...

Viele der Ideen und Beschreibungen, die beinahe wie Sezierungen wirken, sind durchaus beachtenswert - aber irgendwie wollte kein Lesefluss aufkommen. Einige Sätze waren messerscharf und böse, intelligent und irgendwie erfrischend, andererseits ist das "Kaputte" dieser Beziehung auch ganz schön ernüchternd. Nichtsdestotrotz gefällt mit die Grundidee Ana Bilics sehr gut und den nötigen Umgang mit Sprache hat sie in meinen Augen. Aber insgesamt waren mir die 160 Seiten etwas zu holprig, zu unrund - kurz, mir fehlte irgendwie die Klammer, die alles zusammenhält.
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Benutzer-Bewertungen

3 Bewertungen
Gesamtbewertung
 
2.7
Plot / Unterhaltungswert
 
2.3(3)
Charaktere
 
3.0(3)
Sprache & Stil
 
2.7(3)
Ratings
Plot / Unterhaltungswert
Charaktere
Sprache & Stil
Kommentare
Ich weiß, warum ich keine Pilze mag!
Gesamtbewertung
 
4.7
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
"Und heute bringe ich ihn um ..." Ja, wer hat nicht schon einmal diesen Gedanken gehabt, hat innerlich Mordpläne geschmiedet. Pläne, die so eiskalt und kaltblütig waren, dass man vor sich selber erschrocken ist. Die aber ganz tief in deinem Unterbewusstsein einen innerlichen Freudenschrei ausgelöst haben und dich deiner Freiheit ein Stückchen näher haben kommen lassen...
Vielleicht wäre das Ziel des Angriffs der eigene Chef gewesen, unter Umständen der langjährige, feste Freund oder eine scheinbar gute Freundin, vielleicht auch einfach ein Fremder, der lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist und sich unbeliebt gemacht hat ... oder vielleicht doch dein Ehemann? Eben diese Gedanken trägt Lidia in sich. Ehefrau eines Steuerberaters, 14 Jahre lang mit diesem verheiratet und kinderlos. Beide trennt ein Altersunterschied von 20 Jahren und insgeheim noch vieles mehr. Vielleicht ist auch das der Auslöser? Nein, Lidia schaut hinter die Fassade ihres Ehemannes, des erfolgreichen Steuerberaters und entdeckt dort sein wahres Ich: den manipulierenden und bestimmenden Ehemann, der sie Jahr für Jahr unterjocht hat und klein hält. Doch eines Tages ist damit Schluss. Und Lidia beschließt das zu tun, was am besten für sie ist: sie plant den Tod ihres Mannes.
Ganz in der Manier von " Lamb to the Slaughter" von Roald Dahl will sich auch diese Frau endlich zur Wehr setzen und wählt als Mittel zum Zweck die Leibspeise ihres Mannes: Pilze.

" Und heute Morgen sagte ich ihm:
„Helmut, am Abend kriegst du deine feinen Pilze …“
– Er lächelte glücklich wie ein Kind. " ...

und sollte nicht wissen, was ihn dort erwartete ... doch das Schicksal kommt ihr zuvor.
Lidia ist eine geschlagene Frau. Geschlagen nicht im wörtlichen Sinne, sondern im übertragenen Sinne. Sie hat ihre Heimat (Tschechien) und ihre geliebte Familie verlassen, um in Wien ein glückliches Leben mit einem reichen Mann zu verbringen. Doch mehr als Geld, kann dieser ihr nicht schenken, der Kinderwunsch bleibt ein unerfüllter Wunsch. Die Protagonistin Lidia offenbart schon in den ersten Sätzen ihr Vorhaben. Wer jetzt allerdings meint, dass es langweilig sei, wenn man direkt zu Beginn der Geschichte weiß, was geplant ist, der irrt! Die Autorin weiß, wie man den Leser an die Geschichte fesseln kann. Ist das Buch auch recht dünn (beinhaltet es ja nur 160 Seiten), so vermag sie es doch mit ihrer bildhaften Sprache die Psyche der Protagonistin zu offenbaren. Lidia kehrt für den Leser ihr Innerstes nach außen, teilt ihre Gedanken mit und vertraut dem (allwissenden) Leser an, was sie zu dieser Tat verleitet. Im zweiten Teil lernt der Leser die Sichtweise des Ehemannes kennen. Ist er vielleicht doch nicht so ein Scheusal, wie Lidia ihn darstellt? Viel Zeit, ihn kennen zu lernen bleibt allerdings nicht, denn er segnet ziemlich schnell das Zeitliche.

Die Geschichte als solche hat mir von Beginn bis zum Schluss sehr gut gefallen! Die Figur der Lidia wird - trotz ihres Planes - als Opfer dargestellt. Man sympathisiert direkt mit ihr! Ihr Ehemann hingegen hat auch bei mir direkt verspielt. Im Grunde genommen habe ich Lidia in ihrem Vorhaben angefeuert und wurde auch nicht enttäuscht - das Schicksal findet nun mal seinen Weg.

Der Roman ist kein "normaler" Kriminalroman, im Gegenteil, der Leser wird Teil der Geschichte, wird Mitwisser und - vielleicht sogar - Mittäter? Letzten Endes ist es aber die Gerechtigkeit, die siegt.
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Protokoll einer Albtraum-Ehe
Gesamtbewertung
 
2.3
Plot / Unterhaltungswert
 
2.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
2.0
Lidia leidet in ihrer Ehe und möchte ihren Mann umbringen. Sie plant, ihm sein Lieblings-Pilzgericht zu kochen: Schirmpilze, die sehen den hochgiftigen Knollenblätterpilzen zum Verwechseln ähnlich....

Das Buch besteht aus 5 Teilen. Im ersten, umfangreichsten Abschnitt erzählt Lidia von ihrer Ehe, im zweiten kommt ihr Ehemann Helmut zu Wort. Der dritten Teil ist der einzige, in dem etwas "passiert". Der vierte Abschnitt lässt den Anwalt von Lidia und Helmut erzählen, im letzten Teil geht es um Lidias Putzfrau und Freundin.

Für mein Empfinden besteht das Buch nur aus Aneinanderreihungen von Gedanken, Erinnerungen, Weisheiten und Wahrheiten. Manches ist tiefsinnig, regt zum Denken an, manches bringt den Leser zur m Lachen. Unsere Gesellschaft wird kritisch betrachtet und manches überspitzt dargestellt.

Gut, dass die Geschmäcker verschieden sind, dieses Buch hat meinen Geschmack leider nicht getroffen.
CL
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Zähe Geschichte
Gesamtbewertung
 
1.0
Plot / Unterhaltungswert
 
1.0
Charaktere
 
1.0
Sprache & Stil
 
1.0
Lidia hat genug. Genug von ihrem Mann, genug von ihrer Ehe. Sie will den Tod ihres Mannes. Sie schildert wie sie vorgehen möchte, vor allem aber erzählt Lidia, warum ihr nur der Tod ihres Ehemannes Helmut Genugtuung verschaffen kann. Minutiös berichtet sie von ihrer Ehe, ihren Gefühlen und ihrem Mann. Und dann kommt doch alles anders.

Der Roman ist recht kurz, einfach geschrieben und in fünf Abschnitte aufgeteilt, von denen drei Introspektiven sind. Neben Lidia erhält man auch von Helmut Einblicke in seine Sicht auf die Ehe.
Das längste Kapitel gehört Lidia und ihren ausschweifenden Erzählungen, wie schrecklich ihre Ehe sei, wie sehr sie zu leiden habe und warum all dies den Mord an ihren Mann rechtfertigen würde. Sie berichtet davon, wie ihr Mann sie in ihrer Arbeit belächelte, versuchte sie kleinzuhalten, sie als eigenständige Frau nicht ernst nahm. Er wünschte sich eine Accessoire-Frau, die nicht arbeitete sondern zu Hause blieb und, wenn Geschäftspartner oder Freunde zu Besuch kamen, repräsentativ am Tisch saß.
Betrachtet man Lidias Erzählungen nüchtern, lebte sie in einer unglücklichen Ehe. Ebenso nüchtern betrachtet war Lidia aber bei weitem nicht unschuldig daran. Ihr Verhalten erinnert oft an eine bockige Teenagerin, Kommunikation schien ein Fremdwort für sie zu sein, und die Folgen ihres Handelns waren nie ihre, sondern grundsätzlich Herberts Schuld.
Es gibt Situationen, da versteht man, warum ein Mensch den anderen umbringt oder es zumindest möchte. Lidias Ehe gehört nicht dazu, schon gar nicht mit ihrer Argumentation. Eine Scheidung aber reicht ihr nicht, sie will die Existenz ihres Mannes komplett auslöschen, und das aus dem einfachen Grund, weil er nicht so ist und funktioniert wie sie es erwartet.
Lidia bleibt als Charakter fremd. Ihre Gefühlsregungen und Verhalten gegenüber ihrem Mann sind oft einfach nicht nachvollziehbar.

Die fünf Kapitel bilden eine chronologische Linie, aber das ist auch das einzige, das sie verbindet. Kein Kapitel bezieht sich auf das vorherige. Zwei Kapitel stehen sogar derart außerhalb des Geschehens, dass man sich fragt, ob sie wirklich notwendig waren, denn zur Geschichte oder Verständnis von Lidias Beweggründen tragen sie nichts bei.

Hätte ich dieses Buch nicht im Rahmen einer Leserunde bekommen, ich hätte es vermutlich nicht beendet. Dennoch vielen Dank an den Hollitzer Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.
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