Bewertungsdetails

Fantasy & Phantastik 7830
Es fing so gut an...
Gesamtbewertung
 
2.3
Plot / Unterhaltungswert
 
3.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
1.0
Da die positiven Seiten des Buches (die interessanten Figuren, der Ideenreichtum, die Grautöne, die Überraschungen und Schocks) in anderen Rezensionen schon so ausführlich besprochen und gelobt worden sind, werde ich hauptsächlich meine Kritikpunkte darlegen.

Der Stil:
Der etwas altmodische Stil mit manch altertümlicher Wortwahl, in dem Wittgenstein die Geschichte erzählt, hat mir gut gefallen, und er passt auch gut zum Erzähler. Leider wurde an einer Stelle etwas "außen vor gelassen", was zum restlichen Stil überhaupt nicht passt.
Auch das Stilmittel der oft abgehackten, sehr kurzen und unvollständigen Sätze gefiel mir anfangs. Im letzten Drittel begann es mich allerdings zu nerven, und während der letzten 150 Seiten fand ich es nur noch ätzend.
Enervierend.
Dieser Stil!
Zu viel des Guten.
Bei jeder neuen Stelle dieser Art habe ich nur noch die Augen verdreht und geseufzt.
Eigentlich ein gutes Stilmittel, das aber leider durch übermäßigen Gebrauch abgenutzt wurde und seinen Effekt verlor.

Gewisse Formulierungen:
Immer wieder bin ich über Ausdrücke "gestolpert", die meiner Meinung nach nicht stimmen. Einige Beispiele:
- "ein kleines Kind, dass mit den unsicheren Schritten einer Dreijährigen auf sie zuwankte"
Die Dreijährigen, die ich kenne gehen sicher und wanken keinesfalls.
- "Wenngleich Dorian kaum älter als zwanzig sein durfte, wirkte er doch erwachsen."
(Dies sind Emilys Gedanken, die Dorian mit Neil vergleicht.) Für eine 12-jährige ist ein 20-jähriger erwachsen.
- Eine vor kurzem erblindete Person besucht bekannte Räumlichkeiten zum ersten Mal nach Erblindung: "Die Leselampe, die sie hatte ertasten müssen."
Wieso muss eine blinde Person eine Lampe ertasten? Etwa um sie anzuknipsen? Klar, sie kann die Lampe nicht mehr sehen, aber sie benötigt sie ja nicht, also kann von müssen nicht die Rede sein.
Alles dies sind natürlich Kleinigkeiten, die mich aber im Lesefluss immer wieder unterbrochen haben, und die in ihrer Summe meine Beurteilung des Buches negativ beeinflussen.

Die Wiederholungen:
Als äußerst unnötig und störend empfand ich auch die häufigen Wiederholungen. Ich habe leider keine Strichliste darüber geführt, wie oft z. B. Emilys und Auroras erster Kontakt geschildert wurde. Auch der erste Satz des Buches, der eigentlich wunderbar ist, wurde etwas zu häufig in Variationen oder wörtlich wiederverwendet. Und bei der Formulierung "... betrat er durch das dortige Portal die Stadt unter der Stadt, wie sie von den Alten genannt wurde" habe ich geschrien. Auf Seite 773 ist diese Information nun wirklich nicht mehr nötig, da schon des öfteren geliefert. (Dies nur als Beispiel, ich könnte noch einige weitere liefern.)

Die Namen:
Auch die Namensgebung gefiel mir anfangs sehr. Ich liebe es, wenn in ein Buch Hinweise auf andere Bücher eingebaut werden, um so mehr, wenn viele dieser Namen aus Werken meines geliebten Charles Dickens stammen. Aber leider waren einige der Namen zu "sprechend", sie verrieten zu viel über die Person. Wer "Das Bildnis des Dorian Gray" gelesen hat, und außerdem James Steerforth aus Dickens "David Copperfield" kennt, weiß, was von Dorian Steerforth zu halten ist. Das ist schade, denn dadurch entgeht den LeserInnen eine Überraschung.

Die Länge:
Siehe auch "Die Wiederholungen". Es war insgesamt zu lang. Eine Straffung und Kürzung hätte ihm meiner Meinung nach gut getan. Ich nehme an, dass ein Teil des Problems sich dadurch erklärt, dass es als Trilogie geplant war, und erst auf Wunsch des Verlags zum Einteiler überarbeitet wurde. Drei 300 Seiten-Bücher hätten mir besser gefallen, als dieses doch sehr dicke Monstrum, das außerdem noch unbequem zu halten war.

Die Tragik:
Zu einem wirklich gelungenen Buch, gehören für mich unabdingbar tragische Szenen dazu. Auch wenn diese schwer zu lesen sind und kein Feel Good verbreiten, verleihen sie doch einem Buch Tiefe und eine weitere Dimension. Nun gibt es in "Lycidas" ja einige wirklich tragische Szenen, die für mich zu den besten Stellen des Buches gehören, nur werden diese im weiteren Verlauf leider wieder aufgehoben. Gut für's Happy End, schlecht für meine Beurteilung.


So, jetzt habe ich genug gemeckert. Ich möchte betonen, dass mir das Buch nicht etwa schlecht gefallen hat; es war insgesamt recht gut (an einzelnen Stellen sogar sehr gut), hätte aber insgesamt noch viel besser sein können.

Lange wollte ich 4 Sterne vergeben, aber ein Stern ging auf den letzten 150 Seiten verloren, als das Lesen aufgrund des nervenden Stils zur Qual wurde.
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