Die Welt der Literatur gegen alle möglichen Missetäter zu verteidigen, ist eine ehrenvolle, aber auch nervenaufreibende Aufgabe. Wen wundert es also, dass Thursday Next sich zu ihrem Mutterschaftsurlaub in die tiefsten Tiefen des Brunnens der Manuskripte zurückzieht. Genauer gesagt auf ein gemütliches Flug-/Hausboot in einem drittklassigen, unlesbaren Krimi, der wahrscheinlich nie veröffentlicht wird. Hier kann sie sisch auf die Große Dienstprüfung der Jurisfiktion vorbereiten. Aber das Leben im Brunnen der Manuskripte ist nicht ungefährlich: Es ist ein Mörder in diesem Roman unterwegs, der sich auf Jurisfiktions-Agenten spezialisiert hat. TextGrandCentral will das neue Betriebssystem Ultra-Word(TM) mit aller Gewalt durchsetzen.
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Charaktere
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Sprache & Stil
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Auf der Flucht vor ihren Feinden der Außenwelt und um während ihrer Schwangerschaft etwas zu Ruhe zu kommen, nimmt Thursday Next am Figurenaustauschprogramm teil und zieht in ein zum Hausboot umfunktioniertes Flugboot, das in dem drittklassigen (und noch nicht veröffentlichten) Krimi "Caversham Heights" vor Anker liegt. Während Dodo Pick-Wick hingebungsvoll auf dem "In einem anderen Buch" gelegten Ei brütet, nimmt Thursday ihre Auszubildung in Jurisfiction auf und gerät trotz Unterstützung ihrer Omi in den Sog des Vergessens. Mnemonomorph Aornis will sich für den Tod ihres Bruders Acheron Hades rächen und greift Thursdays Erinnerungen an. Der ganz große Wirbel in der BuchWelt wird allerdings von UltraWordTM verursacht - doch nicht nur Begeisterung fährt im Kielwasser dieses neuen Betriebssystems, das die Belletristik revolutionieren soll.
Viele Aufgaben für unsere Thursday, die wir in den beiden Vorgängerbüchern kennen und lieben lernten. "Im Brunnen der Manuskripte" ist eine Achterbahnfahrt voller haarstäubenden Abenteuern mit Grammasiten, kleidertragenden Gorillaweibchen, plockenden Dodos, drei verrückten Hexen, Fußnotofonen, wissbegierigen Rohlingen und einem düsteren Heathcliff, der mit "Sturmhöhe" endlich abschließen möchte. Jasper Fforde setzt seinem Einfallsreichtum eine weitere Krone auf und hält damit sein bisheriges Niveau. Ich schwankte ständig zwischen ungläubigem Erstaunen und dem Drang, laut loszulachen.
"Im Brunnen der Manuskripte" erzählt nicht nur Thursdays Abenteuer in der BuchWelt, sondern auch eine Geschichte über Technologisierung und deren Heimtücke und Gefahren. Die deutsche Übersetzung ist sehr gelungen, obwohl sicherlich viel Wortwitz verlorengeht. Fforde bietet uns neben einer Erklärung, warum man vergeblich auf Godot warten muss, auch dieses Mal zahlreiche Anspielungen auf die Werke der Weltliteratur, lässt die Trivialliteratur zu Wort kommen und überraschte mich mit einem überaus glaubwürdig-unsympathischen Heathcliff. Es ist kaum möglich, auch nur einer Seite der aberwitzigen Ideen des Autors gerecht zu werden - man muss die Abenteuer unserer Heldin einfach selbst lesen und erleben. Dabei sollte man aber möglichst die richtige Reihenfolge einhalten, denn sonst wird der Lesespaß durch fehlende Vorkenntnisse getrübt.
Zwar darf Thursday ihre "Fälle" lösen, ihre Geschichte endet jedoch nicht, sondern wird in "Es ist was faul" fortgesetzt. Ich kann es kaum erwarten, die nächsten Fortsetzungen zu lesen.