Carsten Jensen: Der erste Stein

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Carsten Jensen: Der erste Stein
Verlag
ET (D)
2017
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
Originaltitel
Den første sten
ET (Original)
2015
ISBN-13
9783813507416

Informationen zum Buch

Seiten
640

Sonstiges

Originalsprache
dänisch
Übersetzer/in
Erster Satz
Ich gehe zwischen belegten und leeren Gräbern umher.

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Handlungsort

Kontinent
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Im Herz der Finsternis – Der große Antikriegsroman von einem der schärfsten Gegner des militärischen Engagements des Westens in Afghanistan

In einem Militärcamp in Afghanistan trifft ein Zug dänischer Soldaten ein, 24 Männer und die Soldatin Hannah unter Führung des charismatischen Rasmus Schrøder. Alle sind hochmotiviert, hervorragend ausgebildet und abenteuerhungrig. Doch die Tage fließen monoton dahin, bis durch eine Landmine zwei Männer sterben und eine sich immer schneller drehende Spirale der Gewalt in Gang setzt. Als schließlich Schrøder die Truppe verrät, gerät alles außer Kontrolle.

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1 Bewertung
Unbeabsichtigte Kollateralschäden?
Gesamtbewertung
 
4.7
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
In einem Militärcamp in der afghanischen Provinz Helmand trifft eine Gruppe dänischer Soldaten ein, unter ihnen Hannah, die einzige Frau. Der Alltag im Lager verläuft eintönig. Die Routine lässt Langeweile aufkommen. Bis zu dem Tag, an dem die Gruppe während einer routinemäßigen Patrouille aus dem Hinterhalt beschossen wird. Bei dem Versuch, Deckung zu finden, werden zwei Männer von Minen zerrissen. Die anderen können sich retten, doch dieser Vorfall setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die sich immer weiter hochschaukeln und schließlich im tödlichen Chaos enden.

Es sind ganz unterschiedliche Gründe, die die Soldaten dazu bewogen haben, sich für einen Einsatz in Afghanistan zu melden. Eigentlich sind sie gut ausgebildet und optimistisch, gute Arbeit zu leisten, doch keiner von ihnen hat die volle Tragweite ermessen, was ihnen hier geschehen kann. Krieg mit Waffeneinsatz bedeutet in Afghanistan nicht, dass man sich nur verteidigt. Das Land befindet sich seit Jahrzehnten in der Hand fremder Machthaber und die Bevölkerung ist daran gewöhnt, unterdrückt zu werden. Es gibt jedoch auch Aufständische, die sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen. Dabei geht es nicht nur um die Befreiung des Landes, sondern nicht selten in erster Linie um den eigenen persönlichen Vorteil.

Die dänischen Soldaten erfahren auf schmerzhafte Weise, dass sie nicht von allen als rettende Truppen aus der westlichen Welt angesehen werden. Sie kämpfen nicht nur gegen die Taliban, sondern auch gegen korrupte Warlords, die ihre eigenen Gesetze haben. Was anfangs wie ein kleines Kompetenzgerangel aussieht, entpuppt sich als eine Spirale der Gewalt, die eine ganz eigene Dynamik entwickelt und sich immer weiter hochschraubt bis zur absoluten Eskalation. Selbst die beste Ausbildung kann Soldaten nicht darauf vorbereiten, wie sie unter äußerstem psychischem und mentalem Druck reagieren werden. Der Anblick von Leichen, egal ob Frauen, Kinder oder vorsätzlich verstümmelte Kameraden, lässt sich nicht realistisch zu Übungszecken simulieren. Ebenso wenig bereitet man Soldaten auf Verrat aus den eigenen Reihen vor. Diese Erlebnisse setzen bei den Dänen Reaktionen in Gang, die sie selbst nie für möglich gehalten hätten. Irgendwann geht es nicht mehr darum, andere zu retten; dann steht nur noch der eigene Überlebensinstinkt im Mittelpunkt.

Carsten Jensen hat nach eigenen Angaben viele Reisen nach Afghanistan unternommen und scheint das Land zu kennen. Als Leserin fragt man sich, wie viel von seinen Schilderungen realistisch ist und vielleicht auch, wie man selbst in mancher Situation reagieren würde. Die Skala der menschlichen Gefühle wird im Buch nahezu komplett abgedeckt. Am intensivsten – nicht zuletzt wegen der äußerst detaillierten Schilderungen - bleibt aber der Eindruck des sinnlosen Gemetzels nur um des momentanen Sieges willen. Sind die Kollateralschäden immer unbeabsichtigt? Kann man mit Waffengewalt erzwungenen Frieden als Erfolg bezeichnen? Sollte man sich mit einer europäischen, lebensbejahenden Mentalität in einen Krieg einmischen, dessen Angreifer aus Überzeugung für ihre Sache die Aussicht auf den Tod in Kauf nehmen? Diese Fragen bleiben offen. Man kann darüber streiten, ob Krieg eine Sinnlosigkeit oder eine Notwendigkeit ist.

„Der erste Stein“ ist kein Buch, das man nebenbei zur Unterhaltung liest. Carsten Jensen schreibt sachlich und ohne zu beschönigen. Der Ton unter den Soldaten klingt sehr authentisch, auch die Atmosphäre an den diversen Schauplätzen ist gut getroffen. Trotz aller Kampfhandlungen spielen auch Kameradschaft und Solidarität eine große Rolle. Abstriche gibt es für die inhaltliche Vollbremsung am Ende des ersten Teils, einige zu deutliche Schilderungen von Gewalt sowie manche Ereignisse, die mir zu unwahrscheinlich vorkamen.
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