Die Geschichte, die die englische Autorin Antonia Byatt erzählt, beginnt im Jahr 1987 und führt zurück in die viktorianische Zeit. Es geht um ein Bündel Liebesbriefe, gefunden im Sterbezimmer einer bekannten Dichterin, Briefe, die kompromittieren und einige Personen in Verlegenheit bringen könnten.
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Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
5.0
Sprache & Stil
5.0
Der junge Literaturwissenschaftler Roland Michell stößt bei Recherchen in der Bibliothek zufällig auf zwei bisher unbekannte Originalbriefe des Dichters Randolph Henry Ash an eine unbekannte Frau. Er ist augenblicklich fasziniert von den Dokumenten, die eine willkommene Abwechslung von seinem eher tristen Alltag und seiner festgefahrenen Beziehung darstellen, und schickt sich zu weiteren Recherchen an, in deren Verlauf er Maud Bailey kennenlernt, eine Expertin in Sachen Christabel LaMotte, einer Dichterin und Zeitgenossin von Ash und mutmaßliche Adressatin der Briefe.
Viel mehr vom Inhalt möchte ich gar nicht preisgeben.
Nach einem gemächlichen Beginn mit einer sehr schönen Szene in der Bibliothek, in der Roland die Dokumente entdeckt, musste ich mich erst ein wenig einlesen in den eloquenten Stil einerseits und die akademischen Verwicklungen, die die Ausgangssituation bilden, andererseits. Spätestens als Roland und Maud das alte Herrenhaus aufsuchen, in dem LaMotte einmal gelebt hat, hatte mich das Buch dann aber vollkommen gefangengenommen.
In die Rahmenhandlung um die Entdeckung der Briefe eingebettet sind Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Ash, Christabel und einigen Zeitgenossen wie auch einige Geschichten, Märchen und Gedichte aus der Feder der beiden Dichter, die mir als Abrundung des Gesamteindrucks von den beiden Personen sehr gut gefallen haben.
Durch die verschiedenen Zeitebenen und die zusätzlich eingestreuten kleinen literarischen Werke der Protagonisten verflicht sich Mauds und Rolands akademisches Detektivspiel mit einer viktorianischen Liebesgeschichte und Milieuschilderung, wunderschönen Landschaftsbeschreibungen aus Großbritannien und der Bretagne und vielen Anleihen und Bearbeitungen bretonischer und nordischer Mythologie.
Man braucht Ruhe und Muße für dieses Buch, doch die verdient es auch. Ein kluges, literarisches, schönes Lesevergnügen, das sich auch beim zweiten und dritten Lesen lohnen wird, und eines meiner Highlights in diesem Jahr.
Dieses Buch ist mit Sicherheit gut geschrieben in einem gehaltvollen Stil und gut aufeinander abgestimmten Sätzen, aber …
Es liegt höchstwahrscheinlich an mir persönlich, aber ich habe mich durch dieses Buch gequält. Schon lange habe ich nicht mehr so lange für ein Buch gebraucht und hätte ich es nicht für den SLW gelesen, dann hätte ich es schon längst abgebrochen. Es ist übrigens das erste und einzige Buch, welches mir, obwohl von Valentine empfohlen, gar nicht gefiel.
Die Protagonisten langweilten mich, ich konnte weder zu Roland und Maude noch zu Christabel und Henry Ash eine Beziehung aufbauen.
Für die historische Beziehung waren mir die beiden Dichter zu uninteressant. Es wäre vielleicht anders gewesen, hätte die Autorin bekannte Dichter genommen, aber dann wiederum hätte sie natürlich nicht solch eine Geschichte schreiben können. Die Rahmenhandlung von Maude und Roland empfand ich ebenfalls als nicht ansprechend. Keiner der beiden war mir sympathisch. Sie waren mir auch nicht unsympathisch. Sie waren mir egal, allesamt. Das habe ich selten bei einem Buch und ich weiß nicht, warum es bei diesem so war, von dem doch die meisten Menschen begeistert sind.
Die endlosen Gedichtsauszüge, stellenweise über mehrere Seiten habe ich irgendwann, obwohl sie zum Inhalt des Romans beitragen, nur noch quer gelesen, da ich sie als extrem ermüdend und nichtssagend empfand.
Ich war erleichtert, als ich endlich das letzte Wort las und werde noch erleichterter sein, wenn diese Rezension fertig ist, denn mir fällt partout kein positiver Punkt bei diesem Buch ein.