Louis Drax ist kein normales Kind. Jedes Jahr passiert ihm etwas Schreckliches, lebensbedrohlich Gewaltsames. Seinen neunten Geburtstag verbringt Louis mit seinen Eltern bei einem Picknick, dabei stürzt er in eine Schlucht. Die Ursachen sind höchst mysteriös, zumal der Vater danach verschwunden ist. War der Sturz wirklich ein Unfall? Niemand weiß es, man spricht nicht darüber. Bis zu dem Tag, als Louis, seit dem Sturz im tiefen Koma, beginnt, seine Geschichte zu erzählen ...
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Gesamtbewertung
3.0
Plot / Unterhaltungswert
3.0
Charaktere
3.0
Sprache & Stil
3.0
Louis Drax ist kein normaler Neunjähriger. Er ist ein Einzelgänger, der in der Schule als Spinner gilt, hochintelligent und gelangweilt. Und vor allem wird er ständig in Unfälle verwickelt. Mit seiner Mutter verbindet ihn ein inniges Verhältnis, sein Vater ist als Pilot selten zu Hause. Als die Familie zu einem Geburtstagspicknick in die Berge fährt, kommt es zu einem folgenschweren Unfall.
Man darf nicht zu viel verraten von der Handlung, denn das Buch lebt davon, dass sich das Drama nach und nach vor dem Leser ausbreitet. Rückblickend fallen immer mehr Puzzleteile an ihren Platz und lassen ein Ausmaß erahnen, vor dem man zurückschreckt.
Es beginnt damit, dass Louis selbst erzählt, und zwar so, wie ihm als Neunjähriger der Schnabel gewachsen ist. Da er, wie angekündigt, kein normales Kind ist, sind auch die Themen, die er anschneidet, etwas gewöhnungsbedürftig. Hätte nach dem ersten Kapitel nicht die Perspektive gewechselt, ich hätte das Buch zugeklappt, denn 300 Seiten in diesem Stil wären mir zu viel gewesen. Aber als nächstes folgen wir den Gedanken von Doktor Dannachet, der von seiner ersten Begegnung mit Louis und seiner Mutter Natalie berichtet. Diese Perspektivwechsel bestimmen die Erzählung, wobei Dannachets Parts den größeren Anteil ausmachen. Doch auch die Kapitel von Louis nehmen an Lesbarkeit zu und entwickeln einen eigenen Sog.
Obwohl Jensen keinen Thriller geschrieben hat, baut sie innerhalb kurzer Zeit viel Spannung auf, bietet Ereignisse und Informationshappen, die zum Weiterlesen treiben. Allerdings bricht die Spannungskurve ein, als sich die Handlung zu sehr um Dannachet und Natalie Drax zu drehen beginnt. Das Verhältnis des Arztes zur überforderten und ausgelaugten Mutter blieb für mich bis zum Ende nicht nachvollziehbar und konstruiert, und damit verlor auch die Handlung. Vielleicht rächt sich an dieser Stelle die Recherche, die Jensen betrieben hat, denn die ansonsten gut ausgearbeiteten Figuren werden hier zu Rollenmodellen. Der Punkt der geschickt konstruierten Handlung wird gleichzeitig Vorteil und Nachteil.
Insgesamt lässt mich das Buch etwas ratlos zurück. Es bleibt, dass Jensen erschreckende Eindrücke in die Abgründe der menschlichen Psyche und interessante Erkenntnisse zum menschlichen Gehirn zu einer spannenden Handlung verstrickt hat, bei der aufmerksames Lesen nicht nur von Vorteil ist, um den Protagonisten einen Schritt voraus zu sein.