Bewertungsdetails

Anspruchsvolle Familiengeschichte in einem umkämpften Land
Gesamtbewertung
 
4.7
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
4.0
Dieser Roman ist nicht nur unterhaltsam, er ist auch informativ.
Der Leser durchschreitet hier mehrere Jahrzehnte Geschichte in einem immer fortwährend umkämpften Land. Zuerst unter der Herrschaft der Osmanen, dann als britisches Mandatsgebiert deklariert und schließlich die Ausrufung eines israelischen Staates, mit einem direkt darauf folgenden Angriff 5 arabischer Staaten und welcher in einen weiteren Krieg führt. Die Geschichte Israels, der Weg von einem Stück staubigen Land in einen Staat, ist gut und wahrheitsgemäß beschrieben. Die Beschreibungen von Israel sind klar und so bildhaft, dass sich auch Menschen, die niemals dort waren, ein Bild davon machen können, und genau durch diese instabilen Zeiten, begleitet man die Familie Ermoza und ihre Töchter.

Hauptthema ist hier das Leben der Tochter Luna. Die Erzählperspektiven wechseln oft, und nicht immer weiß man, wer hier berichtet, aber das ist eigentlich auch egal, denn die Geschichte ist so fesselnd, dass dieser Fakt in den Hintergrund tritt.
Die Autorin schreibt von dem Leben der sephardischen Juden und ihrer Kultur, aber auch von der Familie im Allgemeinen. Davon, welche ein Bereicherung und Hilfe eine große Familie sein kann; in guten, wie auch in schlechten Zeiten, aber auch gleichzeitig von dem Fluch, welcher eine Familie sein kann, die keinen Raum für eigenen Wünsche und Entscheidungen lässt.
Rührend ist es dennoch mit zu erleben, wie diese Familie auf Gedeih und Verderb zusammenhält, auch wenn die äußere Welt in Schutt und Asche liegt. Dies sind Familienbindungen, wie sie in der westlichen Welt immer weniger werden, im jüdischen und auch arabischen Raum aber nach wie vor gepflegt werden.
Das Thema Ehe steht hier ebenfalls im Vordergrund, bzw. die zerstörende Wirkung, wenn sie nur noch für die Familie, die Kinder und die Tradition aufrechterhalten wird. Hier wird ganz klar gezeigt, wie tödlich solche Bindungen sind, wenn sie nicht auf Liebe basieren.

Liebe zieht sich durch das ganze Buch. Die Liebe zu den Eltern, zu Geschwistern, zu Kindern und Partnern, aber auch zu den Geliebten.
Die Liebe, die einen Menschen auch Dinge ertragen lässt, an welchen er ansonsten zerbrechen würde.
Hier geht es oft um das Zerbrechen. Das Zerbrechen des Einzelnen, wie auch der Bindungen untereinander. Verursacht durch die falschen Partner, rachsüchtige Mütter, instabile äußere Verhältnisse, falschen Stolz und dem Unvermögen miteinander offen und ehrlich zu sein.

Dieses Buch ist kurzweilig und fesselnd geschrieben, in einer klaren und schnörkellosen Sprache. Der Vergleich jedoch mit Amos Oz‘ Geschichte zwischen Liebe und Finsternis oder gar der Buddenbrooks, ist an den Haaren herbeigezogen und nicht nachvollziehbar.

Mit diesem Buch wird man gut unterhalten. In diesem kurzweiligen Familienepos erfährt man nebenbei interessante Dinge über das kleine umkämpfte Land am Mittelmeer und gewinnt Einblick in eine Kultur, die der Europäischen in nichts gleicht.
Einen Kritikpunkt gibt es, denn es ist schade, dass dieses Buch kein Glossar besitzt, in welchem Leser nachschlagen können, denn viele Ausdrücke und Termini der jüdischen und israelischen Kultur sind nicht gebräuchlich und für den ein oder anderen Leser verwirrend.
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