Mit seinem neusten Roman, Die Knochenuhren“ Ist David Mitchell wieder einmal ein hervorragendes Buch gelungen. Spannend bis zum letzten Kapitel, ja sogar bis zur letzten Zeiten, lässt er den Leser, die ganze Lebensspanne der Protagonistin erzählen. Auch wenn sie vor allem im ersten und im letzten Abschnitt zu Wort kommt und stellenweise sogar, ein wenig in den Hintergrund tritt, ist dieser Charakter der Dreh und Angelpunkt der Geschichte.
Die einzelnen Abschnitte erzählen aus der Sicht verschiedener Personen. Manches wird der Leser zu Beginn nicht direkt verstehen, aber wenn man ein wenig Geduld hat, dann bemerkt man, wie nach und nach die Fäden zusammenlaufen und einen Sinn ergeben, so dass man sogar ab und an die ein oder andere Stelle noch einmal liest.
Dies ist genau der Stil des Erzählens, welcher mir auch schon bei seinem Buch Cloud-Atlas unglaublich gut gefallen hatte. Dennoch unterscheiden sie die beiden Bücher sehr in ihren Inhalten.
Wir gelangen auch hier in die Zukunft, aber in eine Erreichbare. Dies ist übrigens noch ein Punkt, welcher für mich das Buch persönlich so interessant machte, denn die Protagonistin ist fast zur selben Zeit geboren wie ich. Ich erinnerte mich an viele Dinge der 80er Jahre, erinnerte mich erstaunt, wieviel und wie schnell sich alles verändert hat und betrachtet beim Lesen gespannt, wie der Autor sich damit auch meine Zukunft vorstellt.
Nun, dieses Bild der Zukunft, ist durchaus vorstellbar. Aus diesem Grund erhält der Roman eine gewisse Glaubhaftigkeit, und vor allem eine Warnung in mancher Hinsicht an den Leser heute. Dieses Buch hat mich tatsächlich darüber nachdenken lassen, wie ich gewisse Dinge vielleicht ein wenig anders handeln könnte.
Schaut man sich die Charaktere des Romans an, so ist alles dabei. Gut und Böse, aber auch ambivalente Typen, die man auf den ersten Blick nicht wirklich einschätzen kann. Sie alle besitzen Tiefe, und sind lebendig, denn der Autor lässt sie reifen oder moralisch abstürzen. Bei den Charakteren handelt es sich um Menschen, wie Holly, aber auch um Wesen, welche nicht den Gesetzen der Zeit unterliegen und diese brisante Mischung aus realem Leben und Fantasy geben dem Buch einen ganz besonderen Charakter. Mitchell ist es auf perfekte Weise gelungen Fantasy und Realität in Einklang zu bringen.
Allerdings bleiben gewisse Fragen offen und das Ende erscheint ein wenig abrupt, gerade so, als der Autor keine Zeit gehabt weiter zu schreiben und das ist wirklich schade, denn gerade von dem letzten Kapitel erhofft man sich als Leser doch die ein oder andere Erklärung und ich fand es nicht ganz so schön, dermaßen in der Luft hängen gelassen zu werden.
Dies wäre auch mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten ist „Die Knochenuhren“ ein spannender, mystischer und charakterstarker Roman, der ruhig noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte.