Ein wichtiges Buch, gerade in unserer von Medien geprägten Welt
Gesamtbewertung
5.0
Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
5.0
Sprache & Stil
5.0
"Pape Satàn" - die letzten Worte eines der größten Schriftsteller unseres Jahrhunderts. Eco will mit dieser nach seinem Tod erschienenen Kolummnensammlung zum Nachdenken anregen und beschwört vergangene Zeiten hervor. Direkt nach Verkaufsstart wurde es zum Bestseller in seinem Heimatland Italien - es verkaufte sich sage und schreibe über 75.000 Mal alleine am Tag der Veröffentlichung. Ein Jahr nach seinem Tod erschien es in der deutschen Übersetzung.
Seine Gedanken sezieren unsere moderne Gesellschaft auf gewohnt humorvolle und pointierte Art. In der Einleitung geht Eco auf den Titel des Buches ein, der im italienischen Original "Pape Satàn Aleppe. Cronache di una società liquida" lautet. Im Laufe der Jahrhunderte haben viele Experten versucht, den Ausruf des Unterweltgottes Pluto aus Dante Alighieries "Göttliche Komödie" (VII. Gesang) zu interpretieren. Keinen richtigen Sinn ergeben sie, meinten wohl aber jegliche Arten von Teufeleien.
Die im Buch enthaltenen Kolummen wurden seit zwischen 2000 bis 2015 im Nachrichtenmagazin "L'Espresso" veröffentlicht. Allesamt beklagen sie nichts Neues: Populismus, Empörungskultur, Werteverfall, aber auch Rassismus, Massenmedien - und dass Bücher früher nicht aus dem Internet heruntergeladen, sondern auf schönem Papier gedruckt wurden. Dabei spart Eco nicht mit Wehmut und Nostalgie und schwelgt in Erinnerungen an die gute alte Zeit, in der christliche Werte noch etwas galten.
Interessant wird es, wenn Umberto Eco einerseits vor dem wachsenden Rassismus warnt, andererseits sich aber auch gegen Political Correctness ausspricht. Eine falsch verstandene Rücksichtnahme, die Diskussion auf Augenhöhe verhindere und Tabus erschaffe. Nachdrücklich streitet er für mehr Respekt und Toleranz und wenn man seine Kolumnen liest, weiß man: Das eine schließt das andere nicht aus.
"Pape Satàn" ist ein in mancher Hinsicht kontrovers zu lesendes Buch, aber erhellend und so klug, dass es auf jeder Seite das Nachdenken der Leserinnen einfordert. Ein wichtiges Buch, gerade in unserer von Medien geprägten Welt. Man muss nicht allem zustimmen. Man sollte aber über alles nachdenken.
„Pape Satan, alepp; pape Satan!“
Fing Plutus an mit rauher heisrer Stimme.
Doch er, der alles wohlverstand, begann
Mich zu ermutgen: „Lass dich von dem Grimme nicht
schrecken! Wie gewaltig er auch tut,
Er duldet’s, dass dein Fuß hier abwärtsklimme!
Dann, zu der zorngeschwollnen Höllenbrut
Sich wendend, rief er: „ Schweig, Vermaledeiter!
Verzehr dich, Wolf, in deiner eignen Wut!