Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 8884
Berührende Künstlerinnengeschichte
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
INHALT
Gabriele Münter (1877-1962), genannt Ella, ist gerade einmal Mitte zwanzig, als sie den angesehenen und elf Jahre älteren Künstler und Lehrer Wassily Kandinsky kennenlernt. Das Genie und die Tiefgründigkeit des späteren Expressionisten faszinieren sie ab dem ersten Moment. Und bald schon wird sie Kandinskys Musterschülerin und Muse. Ihre Verbindung ist explosiv, künstlerisch kongenial und doch für die damalige Zeit moralisch fragwürdig. Denn Kandinsky ist mit einer anderen verheiratet, lebt aber mit Gabriele in wilder Ehe zusammen – was zum Beginn des 20. Jahrhunderts als skandalös galt. Infolge nahm der Druck von außen und innen, ausgelöst durch die Weltkriege, Kandinskys Freiheitsliebe und Labilität sowie Gabrielles unerfüllten Ehewunsch, merklich zu und die amour fou bekam erste Risse…

MEINUNG
In Mary Bassons biografischen Roman „Die Malerin“ wird das tragische Leben der Künstlerin Gabriele Münter, die bis zum Schluss im Schatten ihrer Jugendliebe Wassily Kandinsky stand, äußerst realistisch beleuchtet. Das liegt zum einen daran, dass Basson im Milwaukee Art Museum arbeitet, in dem sich die größte Gabriele-Münter-Sammlung Nordamerikas befindet, und zum anderen an ihrem bildreichen und emotional packenden Erzählstil. Als Kennerin der Materie weiß sie nicht nur Gabriele Münters reiches Œuvre fachgerecht zu beschreiben, sondern auch deren innere Zerrissenheit zwischen Künstlertum und Familienidyll glaubhaft einzufangen. An der Seite des „Übermalers“ Kandinsky verlor Münter mehr und mehr ihre Individualität und reiste mit ihm fortwährend durch die Welt. Seine Sprunghaftigkeit und seine depressiven Schübe setzten ihr zu. Kandinskys Flucht vor den Nationalsozialisten führte zum endgültigen Bruch. Nur mithilfe ihrer Schwester vermochte sie nach der gescheiterten Beziehung weiterzuleben. An ihre Vorkriegserfolge konnte sie danach leider nicht mehr anknüpfen.

Gabriele Münter war eine talentierte Malerin und zugleich die unbekannte Expressionistin an der Seite von Kandinsky. Fluch und Segen lagen nah beieinander. Die Dramatik dieser Verbindung, vor allem ihre emotionale Abhängigkeit vom russischen Maler und Begründer der Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“, bildet Basson derart frappierend authentisch ab, dass man als Leser stets mit Gabriele mitleidet und ihren Werdegang mit Spannung und Neugier verfolgt. Mein persönliches Highlight war Gabrieles Einsatz und Rettung von Kandinskys Werken vor dem Naziregime. Obschon beide nicht mehr zusammen waren, setzte sie in den 30er-Jahren ihr Leben aufs Spiel und rettete Kandinskys Bilder vor der Zerstörung als sog. entartete Kunst. Hiermit hat die unscheinbare, scheue Frau eine Größe offenbart, die der Nachwelt nicht verborgen bleiben sollte.

Einzig die Abbildungen, zu den im Fließtext beschriebenen Malereien, haben mir gefehlt. Diese hätten m. E. jede angeführte Bildbeschreibung noch eindrucksvoller bzw. plastischer wirken lassen.

FAZIT
Berührendes Künstlerinnenschicksal, das zur Beschäftigung mit der Person und Künstlerin Gabriele Münter einlädt.
JH
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