Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 2380
Aufwühlend und sehr bewegend
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
1939 findet die Liebe Lenkas und Josefs ein jähes Ende: der Einmarsch der Deutschen reißt die beiden frisch Verheirateten auseinander. Während Josef in die Vereinigten Staaten emigrieren kann und dort als Arzt in New York City arbeitet, entkommt seine große Liebe nur knapp dem Vernichtungswahn der Nazis. Lenka überlebt Theresienstadt und Auschwitz und beginnt nach der Befreiung Europas in den USA ein neues Leben. Auch wenn sie sich verloren haben, kann keiner den anderen je vergessen. Und dann, gut 60 Jahre nach ihre Trennung, begegnen sich Lenka und Josef zufällig wieder...

Vom ersten Moment an hat mich dieser Roman gefesselt. Wie traurig und gleichzeitig großartig ist dieser Einstieg, als sich Lenka und Josef, die sich so viele Jahrzehnte für immer verloren hielten, als über 80jährige auf einer Hochzeit in New York City wiederbegegnen. Zwei verlorene Leben möchte man meinen, denn sie haben es ohne den jeweils Anderen gelebt. Andererseits ist es eben auch ein riesiges Glück, dass die große Liebe in diesem hohen Alter noch einmal zurückgekehrt ist.

Sehr gekonnt fängt Alyson Richman das Leben im Prag der 30er Jahre ein. Lenka, Tochter eines Glashändlers und einer künstlerisch sehr begabten Mutter, führt ein behütetes Leben und konnte sich mit einem Kunststudium einen sehr großen Wunsch erfüllen, als sie Josef, einen jungen Medizinstudenten, kennenlernt. Für beide ist es die große Liebe, die nicht einmal die Nazis und all ihre unmenschlichen Taten zu zerstören vermögen.
Ebenso gekonnt fängt die Autorin die Schrecken, die mit dem Einmarsch der Deutschen einhergehen, die Gräueltaten, die sie an der Bevölkerung verüben und den unvorstellbaren Horror der Konzentrationslager, ein. Fast noch bedrückender sind die Schäden, die Lenkas und Josefs Seele genommen haben. Die Schuld der Überlebenden nagt sehr stark an beiden - umso trauriger, dass sie so lange nichts voreinander wussten.

Für mich ist "Abschied in Prag" ein emotional aufwühlender Roman, der mich durch die bildhafte, detailreiche Sprache, die glaubhaften Charaktere und den korrekten historischen Rahmen sehr berührt und vor allen Dingen auch überzeugt hat. Wenn ich ein Buch, das diese dunkelste Zeit gekonnt behandelt, gelesen habe, dann denke ich jedes Mal, dass es immens wichtig ist, dass es solche Romane gibt. Wissenschaftliche Literatur mag vom Prinzip wichtiger sein, aber Literatur kann - wie in diesem Fall - eben auch viel erreichen: nämlich, dass wir begreifen, dass wir diese Zeit und die unzähligen Toten niemals vergessen dürfen. Alleine, damit so etwas nie wieder geschehen kann.
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