Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 1292
Eine Frau sucht ihren Weg
Gesamtbewertung
 
4.0
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
Dottie, die letzte und beste Freundin von Alice hat ihren Mann verlassen und ist in ihrer selbst gewählten Einsamkeit sehr glücklich. Auf der Fahrt zur Beerdigung eines alten Freundes und Arbeitskollegen von Ken macht sich Alice Gedanken über 50 Jahren Gleichgültigkeit, unsinnige Wutausbrüche, Schlägen und geistige Einsamkeit in ihrer Ehe. Was zu Beginn ihrer Bekanntschaft früher funkelnd und verlockend aussah, wirkt heute kalt, verstaubt und abgenutzt. Mutosigkeit tropft aus jeder Zeile. Alice ist erschöpft, ausgelaugt und zutiefst deprimiert. Bis sie beschließt, ihren Sohn Matt in Südfrankreich zu besuchen.

Durch die Erzählung der Geschichte in der Gegenwart bin ich noch näher an Alices Seite und noch tiefer im Geschehen drin. Alice ist eine Frau, deren Verhalten für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Seit Jahren von ihrem Mann gedemütigt und geschlagen, verteidigt sie ihn immer wieder, sieht die Schuld meist bei sich selbst. Findet aber endlich den Mut Ken, erstmal für eine kurze Zeit, zu verlassen und ihren Sohn Matt, den sie sehr selten sieht, in Aix-en-Provence zu besuchen. Mir hat hier besonders die feinfühlige Art sehr gut gefallen, mit der Nick Alexander bzw. der Übersetzer Alex Wolf Alice in ihrem Kummer und ihrer Negativität beschreibt. Sehr schön finde ich die Entwicklung, die sie hier mitmacht.

Ich lerne Alice´ ganze Familie kennen. Aber besonders Natalja, die russische Frau von Tim kommt anfangs mit ihren Gefühlen und unergründlichen Launen, meistens schlechten, in einem sehr negativen Bild daher. Sie hat es in meinen Augen geschafft, dass die Söhne Alex und Boris genau so unzufrieden sind wie sie. Grund dafür sehe ich, und wenn Nat darüber nachdenkt selbst auch so gar keinen. Das Handwerk der Manipulation beherrscht sie hervorragend. Ich mochte sie nicht. Bis Alice auf der Flucht vor ihrem Mann bei ihrem Sohn bzw. ihrer Schwiegertochter Schutz sucht. Da kommt aufeinmal eine ganz andere Nat zum Vorschein. Lebendige, echte und vielschichtige Protagonisten bringen in die oft düstere Geschichte richtig Farbe.
Überhaupt leben die Personen mit denen ich es in England zutun habe irgendwie zwei Leben, haben sich eine Fassade aufgebaut. Ganz anders die Menschen in Südfrankreich. Sie sind offen und herzlich und bemüht, dass Alice endlich positive Seiten an ihrem Leben entdeckt.

Kein einfacher Familienroman, eher die Bewältigung von Lebensfragen. Ich habe meine Zeit gebraucht um mich auf das Buch, auf Fragen, die auch ich mir gestellt habe, und seine Menschen einlassen zu können. Aber ich habe es nicht bereut dran geblieben zu sein. Ein Roman, der die Hoffnung vermittelt, dass es nie zu spät ist, etwas an seinem Leben zu ändern.
GH
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