Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 1426
Parker
Gesamtbewertung
 
3.3
Plot / Unterhaltungswert
 
2.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
5.0
Matthew Parker, Redenschreiber und Bestsellerautor, hat lange Jahre in den USA verbracht, wo er sogar in Obamas Präsidentschaftswahlkampf dabei war. Nun kommt er zurück nach Deutschland, wo er in Kiel eine Woche lang ein Rhetorik-Seminar halten soll. Sein väterlicher Freund Eberhard Jansen versucht außerdem, ihn als Berater in die Mannschaft des aufstrebenden Lokalpolitikers Mahler zu vermitteln. Diesen Job und auch die Einnahmen vom Seminar hat Parker dringend nötig, denn er kann nicht mit Finanzen umgehen und leidet unter chronischer Geldknappheit. Auch privat steht ein Neuanfang an, nachdem seine Freundin sich von ihm getrennt hat, weil er wiederholt fremdging.

Beim Seminar lernt er Anneli kennen, eine Frau aus dem Dunstkreis des Politikers Mahler, die ihm gefällt und die er zu umwerben beginnt. Auch gibt es Treffen mit Mahler und verheißungsvolle Ankündigungen, zunächst scheint also alles nach Plan zu laufen, doch schnell hat man mehr als das halbe Buch gelesen, ohne dass es vorangeht und Parker seinen Zielen nähergekommen ist.

Das Lesen ist durchaus ein Vergnügen, denn Matthias Göritz kann sehr gut mit Sprache umgehen. Seine Sätze sind eloquent und klar, seine Bilder treffend und deutlich. Atmosphäre, Empfindungen und Eindrücke werden sehr genau transportiert. Immer wieder schweifen Parkers Gedanken in seine Vergangenheit ab oder es tauchen kuriose unterhaltsame Details auf. Es wird nie langweilig. Ein kleiner Wermutstropfen sind die ständigen Beschreibungen von Kleidung und Gegenständen durch ihre Markennamen, die einem wenig bis nichts sagen, wenn man (wie ich) die entsprechenden Marken zum größten Teil nicht kennt. Dies trägt aber immerhin zur Charakterisierung von Parkers Welt bei. Die Welt der Politik wird so dargestellt, wie sie wohl auch ist: ein reines Machtspielchen, hohl und inhaltsleer; der Politiker Mahler ein aalglatter Demagoge, der leere Phrasen drischt. Dieser Teil ist einigermaßen deprimierend.

Die aktuelle Handlung rund um Parker dreht sich eher ums Private als ums Politische. Sie wird ausgehend von Details immer wieder unterbrochen durch Erinnerungen Parkers an seine jüngere Vergangenheit in den USA (besonders die gescheiterte Beziehung zu seiner Partnerin Neela) und seine Kindheit in zerrütteten Familienverhältnissen. Letztere verfolgt ihn bis heute und soll wohl erklären, warum er ist, wie er ist, und warum er, der sich als Rhetoriker auf Manipulation verstehen sollte, sich doch auch selber in hohem Maße manipulieren lässt.

Parker wirkt verloren, er irrt durch sein Leben, möchte sich nicht festlegen und mag sich weder privat noch beruflich auf dauerhafte Beziehungen einlassen. Daran ändert auch die unerwartete Wendung gegen Ende des Buches nichts, die zwar einiges in anderem Licht erscheinen lässt und Parker neue Erlebnishorizonte öffnet, aber für meinen Geschmack nicht ganz nachvollziehbar herbeigeführt und viel zu knapp beschrieben wird.

Fazit: sehr schöne und gut lesbare Sprache, aber insgesamt war es mir ein wenig zu belanglos und inhaltsarm, ich hatte mehr Politisches erwartet.
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