Der Titel und das Cover lassen auf einen klassischen Thriller schließen, und wenn nicht der Name Fleischhauer auf dem Buch gestanden hätte, hätte ich es mir vermutlich nicht gekauft. So aber war ich mir ziemlich sicher, dass ich Unterhaltung auf einem hohen Niveau bekommen würde und schon nach einigen Kapiteln war ich dank des fesselnden Schreibstils ganz in der Handlung gefangen. Auch wenn alles recht konventionell mit dem Auffinden einer Leiche bzw. Leichtenteilen anfängt, so wird schnell klar, dass mehr dahintersteckt.
Vor allem die hier beschriebene Verstrickung der Banken in verlustreiche Milliardengeschäfte hat etwas in mir bewegt. Ich stehe allem, was mit Finanzen zu tun hat, sonst sehr misstrauisch gegenüber, weil ich das Gefühl habe, das alles überhaupt nicht überblicken geschweige denn verstehen zu können. Da wäre es einfach zu sagen: "Das interessiert mich nicht!" Aber eigentlich hat es mich als Steuerzahlerin sehr wohl zu interessieren, was mit meinem Geld passiert. Dass die hier geschilderten Ereignisse zum Teil auf wahren Begebenheiten basieren, macht die Sache nur noch ungeheuerlicher. Übrigens fand ich es sehr schön, dass die Erläuterungen zu diesem Thema so verständlich geschrieben worden sind, dass man auch als Laie einigermaßen durchblicken kann.
Ich hatte zwar schon ziemlich früh eine Ahnung, wer der Täter sein könnte, die sich auch als richtig erwies. Das hätte mich bei einem normalen Krimi etwas gestört, aber bei Torso geht es um so viel mehr als um die reine Mördersuche, daher konnte ich gut damit leben. Das Ende bietet einen schönen Ausklang, auch wenn nicht alle Handlungsstränge komplett aufgelöst werden. Dies ist aber auch gar nicht nötig, ich mag es, wenn man als Leser seine eigene Phantasie spielen lassen kann.
Insgesamt gesehen habe ich Torso sehr gerne gelesen, weil es nicht nur sehr spannend war und einige interessante Figuren enthält, sondern auch einiges in mir aufgerüttelt hat. Dennoch vergebe ich nicht die Höchstwertung, aber nur weil mir hier der Wow-Effekt, den ich bei den anderen Fleischhauer-Romanen hatte, gefehlt hat.