Maja Lunde: Die Geschichte des Wassers

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Norwegen im Jahr 2017. In ihrem Heimatort an einem großen Fjord stellt die fast 70-jährige Signe mit Bestürzung fest, dass aus dem Gletscher, für dessen Erhaltung sie schon über 40 Jahre früher gekämpft hat, Eis geschlagen wird, um es als Luxusgut zu exportieren. Kurz entschlossen bemächtigt sie sich einiger Kanister mit Eisbrocken und begibt sich damit auf ihrer Segelyacht in den Süden Europas, um einen der Profiteure zur Rede zu stellen. Rund 25 Jahre später herrscht seit langer Zeit eine Dürre in Südeuropa, die viele Menschen zwingt, ihre Wohnorte zu verlassen und in nördliche Länder auszuwandern, wo die Wasserversorgung noch gewährleistet ist. Unter diesen Flüchtlingen befindet sich auch David mit seiner kleinen Tochter Lou, die vom Rest ihrer Familie getrennt wurden. Sie stehen vor der Entscheidung, entweder auch nach Norden zu wandern oder auf die beiden anderen Familienmitglieder zu warten, über deren Verbleib sie nichts wissen. Nicht nur das Wasser, sondern auch die Nahrungsmittel werden immer knapper und das Leben in der von Dürre geprägten Umgebung gefährlicher.

Um den Klimawandel und seine Auswirkungen kommt man in unserer Zeit kaum noch herum. Deshalb wäre es interessant zu erfahren, wie das Leben in der Zukunft aussehen könnte, wenn Trinkwasser immer rarer wird. Insofern hört sich der Titel "Die Geschichte des Wassers" verheißungsvoll an. Daneben klingen auch die zwei Handlungsstränge des Buches reizvoll und sorgen, besonders in Bezug auf die in der Zukunft angesiedelten Ereignisse, für eine hohe Erwartungshaltung. Leider kommt es in der Hinsicht zu einer Enttäuschung, denn über die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit für die Bevölkerung gibt es kaum Hinweise. Man bekommt zwar Einblicke in das Leben von Personen, die sämtliches Hab und Gut hinter sich lassen mussten, um in ein Lager zu flüchten, in dem wenigstens die Grundversorgung noch gewährleistet ist. Was sich aber europaweit abspielt, bleibt völlig im Dunkeln. Es bleibt noch nicht einmal viel Platz für Spekulationen, weil man abseits der ganz persönlichen Erlebnisse von David und seiner Tochter in deren relativ kleinen Aktionsradius rein gar nichts darüber erfährt, wie ein Europa unter der Last der Dürre aussieht. Der Teil von Signe, der anderen Hauptperson, ist etwas aufschlussreicher, wenn auch nur in Bezug auf allgemeine Umweltbelange. Signes Sensibilität für dieses Thema beginnt schon in ihrer Kindheit, beeinflusst sie ihr Leben lang und verlangt ihr dabei viele Opfer ab. Auf diese Weise bekommt man Einblick in das Leben einer Umweltaktivistin.

Der Titel ist vielleicht etwas unglücklich gewählt und weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Der Originaltitel Blå ist passender, er bezieht sich auf Signes Segelboot, das tatsächlich eine wichtige Rolle spielt und vor allem die Verbindung zwischen den zwei Geschichten im Buch darstellt. Wenn man den Anspruch zurückstellt, detailliert über die Auswirkungen der Wasserarmut auf Umwelt und Bevölkerung zu erfahren – was ohnehin viele Spekulation beinhalten würde – hat die Geschichte doch einiges zu bieten. Schon wenige Aktivisten können etwas bewirken, auch wenn es nur vorübergehend ist. Um das Klima zu retten, bedarf es jedoch mehr als eine Hand voll direkt Betroffener, vor allem, wenn wirtschaftliche Belange Vorrang haben und große Konzerne Einfluss ausüben.

Die Stimmung im Buch spiegelt das ernste Thema wieder. Die beiden Hauptprotagonisten sind keine Menschen, die sofort jeden für sich einnehmen, sondern Figuren mit Ecken und Kanten, die noch nicht abgeschliffen und es vielleicht auch nie sein werden. Sie leben beide unter dem Einfluss des Klimawandels, wobei David die Auswirkungen direkt zu spüren bekommt, die Signe zeitlebens zu verhindern versuchte und dafür ihr persönliches Glück opferte.

Obwohl einiges passiert, ist es alles andere als plakativ. Auf den ersten Blick wirkt der Stil schon sehr zurückhaltend. Das mag schlecht ankommen bei Lesern, die ausgeprägte Reize bevorzugen, um Spannung zu empfinden. Ich glaube nicht, dass Maja Lunde diese Art von Spannung erzeugen will. Sie möchte einfach verdeutlichen, welche Wirkung ein drohender Klimawandel auf die Menschheit hat.

Die Autorin zeigt aber auch die menschliche Seite, sie zeigt, was dem Einzelnen passieren kann. Man braucht eine Aufgabe und ein Ziel, auf das man zusteuern kann, um sich nicht selbst aufzugeben. Auch wenn alles noch so aussichtslos erscheint, darf man nicht aufhören zu glauben, dass eine Besserung machbar ist. Und selbst wenn die Menschlichkeit in vielen Fällen auf der Strecke bleibt, ist immer noch Liebe möglich.

Keine Lektüre mit reinem Unterhaltungsfaktor, sondern auch mit der Absicht, die Augen zu öffnen. Es gab schon andere Bücher mit Zukunftsvisionen, die sich nach Jahrzehnten als äußerst realistisch erwiesen.
D
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