Olivier Adam: Die Summe aller Möglichkeiten

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Olivier Adam: Die Summe aller Möglichkeiten
ET (D)
2017
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
Originaltitel
Peine Perdue
ET (Original)
2014
ISBN-13
9783608980332

Informationen zum Buch

Seiten
445

Sonstiges

Originalsprache
französisch
Erster Satz
Er hört sein Herz in seinem Kopf schlagen.

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Handlungsort

Kontinent
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Was bleibt vom Zauber der Côte d‘Azur, wenn die Touristen abreisen? Der Amateurfußballer Antoine wird beinahe tot geschlagen, seine Heimat, ein kleiner Badeort, von einem Sturm verwüstet. Am Strand taucht eine junge Frau auf, sie spricht kein Wort, und mehrere Männer verschwinden spurlos. Der Fußballtrainer, die Sozialarbeiterin, der Kommissar, Antoines Freunde und Familie, seine Mannschaft und deren Gegner, seine Feinde – sie alle versuchen zu ergründen, was geschehen ist. Sie sind auf sich selbst zurückgeworfen, kreisen um Träume, Pläne, die Liebe. Olivier Adam zeichnet das Panorama eines Frankreichs in der Krise und empfiehlt das Gegengift: Mitgefühl.

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Die Summe aller Möglichkeiten
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'Das ist das Problem mit dem Leben, dachte Antoine. Dasjenige, das man hat, ist immer zu eng, und das, das man gern hätte, ist zu groß, um es sich auch nur vorstellen zu können. Die Summe aller Möglichkeiten ist das Unendliche, das gegen Null tendiert.'

Olivier Adam legt mit "Die Summe aller Möglichkeiten" einen komplexen, fast demoralisierenden Roman vor, der mehr als Studie einfacher Menschen zu verstehen ist. Und das ist keinesfalls negativ gemeint. Aber der Reihe nach.

Die Geschichte startet mit Antoine, einem nicht mehr ganz jungen Mann, der sich jedoch schwer tut, erwachsen zu werden. Er setzt in seinen Augen alles daran, mit seiner Leidenschaft Fußball erfolgreich zu werden. Am Tag nach einem Fußballspiel, in dem eine Kopfnuss einen Rolle spielte, wird Antoine halbtot gefunden - sein Kopf mit einem Baseballschläger zertrümmert...
Doch Antoine ist nur der Anfang, denn Olivier Adam erzählt noch von weiteren Personen, die allesamt Bewohner desselben Badeortes sind und mehr oder weniger mit dem schwer verletzten Fußballspieler zu schaffen haben. Der Ort an der französischen Küste zieht die Schönen und Reichen an, doch die Personen, die wir kennenlernen, stehen auf der anderen, der Verliererseite.

Olivier Adam zeigt ein Frankreich, in dem der Front National teilweise sehr einfaches Spiel hat, da die Bevölkerung durch und durch frustriert ist - wenn nicht gar noch Schlimmeres. Menschen, denen ein Vollzeitjob nicht genügt, um sich über Wasser zu halten. Menschen, deren Kinder von Anfang an dazu verdammt zu sein scheinen, ein Leben in der zweiten Reihe zu leben, da sie sich eine ausgezeichnete Bildung gar nicht leisten könnten. Menschen, die sich abgehängt und nicht verstanden fühlen. Menschen, die sich in einer kontinuierlichen Abwärtsspirale befinden.

"Die Summe aller Möglichkeiten" ist wahrlich kein leicht zu lesender Roman. Der Stoff ist düster, der Stil anspruchsvoll. Ich musste mich an der ein oder anderen Stelle motivieren, weil mich die Geschichte der Figuren bedrückt hat und ich stellenweise fast keinen Ausweg mehr gesehen habe. Aber es gibt eben auch keinen aus diesem Roman, den ich als wichtig erachte. Er zeigt auf, was eine Wirtschaftskrise und das ständige Abstrampeln im täglichen Hamsterrad mit Menschen machen... Wir müssen dringend Lösungen finden, damit sich diese Menschen nicht abgehängt fühlen, Ressentiments entwickeln und der restlichen Gesellschaft eins auswischen wollen. Zum Glück konnte ich mich dann an Emmanuel Macron und den vielleicht reichlich übertriebenen Optimismus erinnern - das ist doch zumindest etwas, oder? Mit der aktuellen Situation lässt sich doch was anstellen! Ich mag gar nicht daran denken, was mit Marine Le Pen passiert wäre...

Olivier Adam zeigt mit diesem Roman etwas sehr Wichtiges: jedes Leben ist wichtig, jedes Leben ist irgendwie interessant. Und so ergeben die über 20 Puzzleteile einzelner Leben ein großes Ganzes. So wie eine Gesellschaft die Summe all ihrer Menschen ist.
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Die Summe aller Möglichkeiten ist immer noch fast Null
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Es ist Frühling in der französischen Kleinstadt am Mittelmeer. Ein Sturm bringt Zerstörung, bevor die Saison beginnt.

Antoine ist Anfang und Ende dieses Buchs. Sonst hat er es zu nicht viel gebracht im Leben: Seine Frau hat ihn ebenso rausgeworfen wie sein Chef. Und seine große Chance hat er sich auch versaut. Im Pokalspiel hat er einen gegnerischen Spieler niedergeschlagen, damit muss seine Mannschaft aus der 4. Liga ohne ihren Stürmer ins Viertelfinale einziehen.

Von diesem Ausgangspunkt, den Stunden vor dem Sturm über einen Zeitraum von einigen Wochen, erzählt Adam jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive, von dem jeweiligen neuen Erzähler hat man meist schon zuvor gehört, ansonsten wird der Zusammenhang schnell hergestellt. Über 20 Personen und ihre Schicksale charakterisiert er dabei und dauerhaftes Glück erfährt keiner von ihnen. Zwischendurch scheint der Tiefpunkt für einige überwunden, aber der nächste Schicksalsschlag wartet eigentlich schon an der nächsten Ecke. Sie alle haben ihre eigenen Sorgen, Probleme, seelische Schmerzen - Hoffnung gibt Adam ihnen und seinen Lesern nicht wirklich.

Die meisten von ihnen bemühen sich sogar, sie versuchen zum Beispiel bessere Eltern zu sein, als sie selbst sie hatten und denken darüber nach, wie sich ihr mieses Schicksal vom Vater auf den Sohn zu vererben scheint. Doch alle Anstrengung nutzt nichts, denn sie haben und sind verloren. In einigen der Episoden verschwindet noch dazu jemand einfach und ist unauffindbar, die Suche nach diesen Figuren zieht sich durch den Roman.

Es geht immer wieder um Menschen, die keinen „ordentlichen“ Platz in unserer Gesellschaft haben, sie haben ihn nie gehabt oder wieder verloren. Sei es weil sie arbeitslos sind oder zwischen mehreren Jobs hin- und herspringen, um finanziell auch nur halbwegs über Runden zu kommen oder sei es, weil sie geliebte Menschen verloren haben, weil diese oder die Liebe gestorben sind und die Einsamkeit an ihnen zerrt.

„Die Summe aller Möglichkeiten“ ist für die Figuren dieses Romans immer noch fast Null, ihre Chancenlosigkeit lähmt auch den Leser. Adam Sammlung deprimierender Schicksale vor dem erwachenden Frühling des Mittelmeers erzeugt eine melancholische Stimmung, weit entfernt von leichter Urlaubslektüre, ist dabei in ihrem Realismus aber durchaus lesenswert. Und ich wüsste zu gerne eine Lösung, mit der man diesen Menschen eine Zukunft geben könnte.

Nachbemerkung: Ich habe den Roman als E-Book gelesen, möglicherweise ist das nur hier aufgetreten: Im ersten Kapitel gab es einige störende Satzfehler („war um“, „vor über“), aber das gab sich, bevor ich zu verärgert wurde.
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