Nach dem großen Erfolg seines Romandebüts Der Prinz der West End Avenue greift Alan Isler mit bekannter Leichtigkeit und Ironie in diesen vier Novellen Literaten, literarische Figuren und Stoffe aus ihrem altbekannten Kontext heraus und bringt sie - gleichsam zwischen den Zeilen - als Bestandteil eines »nicht erwähnten Werkes« in einen neuen, provokativen Zusammenhang. »Das Monstrum«, im 16. Jahrhundert angesiedelt, erzählt von einem monströsen Findling im jüdischen Ghetto von Venedig. Der Protagonist ist ein alter Geldverleiher - niemand anderes als Shylock aus Shakespeares Kaufmann von Venedig. In »Der Bacon-Liebhaber« trifft ein Geigenbauer durch Zufall den jungen, vom Opiumkonsum gezeichneten Coleridge, der wiederum zu seinem Poem Kubla Khan inspiriert wird.
»Die Überfahrt« handelt von einem Reisenden, der auf dem Weg von England nach Amerika mit Oscar Wilde Bekanntschaft macht - und wir erfahren, wem der irische Dichter die Idee für eine seiner berühmtesten Komödien zu verdanken hat. »Die Affäre« schließlich spielt in der Opern- und Musicalszene im zeitgenössischen New York - und hat Anklänge an die historische Dreyfus-Affäre.
Diese teils grotesken, teils derben, aber durchweg raffiniert konstruierten Novellen sind vielschichtig und auch untereinander verwoben. Fast beiläufig, aber um so eindringlicher führt Isler uns vor Augen, wie sich Ausgrenzung und Außenseitertum des jüdischen Protagonisten in einer nicht-jüdischen Welt durch die Jahrhunderte hindurch manifestieren.