Sarah Waters: Der Besucher

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Sarah Waters: Der Besucher
ET (D)
2011
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
Originaltitel
The Little Stranger
ET (Original)
2009
ISBN-13
9783431038309

Informationen zum Buch

Seiten
576

Sonstiges

Übersetzer/in
Erster Satz
Ich sah Hundreds Hall zum ersten Mal im Alter von zehn Jahren, in dem Sommer nach Kriegsende.

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Handlungsort

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Hundreds Hall, ein majestätisches Anwesen im ländlichen England. Hier wohnt die verwitwete Mrs. Ayres mit ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Als der Landarzt Dr. Faraday wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, ist er wie gebannt von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hauses. Schon bald erfährt er, dass in Hundreds Hall merkwürdige Dinge geschehen: Möbelstücke, die ein Eigenleben führen, kryptische Zeichen, die plötzlich an den Wänden auftauchen, bedrohliche Geräusche, die unerklärbar scheinen. Dr. Faraday begegnet der wachsenden Panik der Familie zunächst mit Ruhe und Beschwichtigung. Doch das Schicksal der Ayres nimmt unaufhaltsam seinen Lauf ═ und ist enger mit seinem eigenen verwoben, als er ahnt ...

Autoren-Bewertungen

2 Bewertungen
Düsteres und geheimnisvolles Buch
Gesamtbewertung
 
3.3
Plot / Unterhaltungswert
 
3.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
4.0
Alleine aufgrund des Covers hatte ich bereits ein düsteres und schauriges Buch erwartet und meine Neugier wurde noch verstärkt, als ich im eingeschlagenen Schutzumschlag gelesen habe, dass dieser Roman in der Tradition der viktorianischen Schauerromane geschrieben ist.

Düster und geheimnisvoll ist das Buch auf jeden Fall. Als schaurig habe ich es jetzt eher nicht empfunden. Dafür bleibt die Handlung weitestgehend eher ruhig und plätschert doch gefühlt vor sich hin, was mich aber zu meiner Verwunderung gar nicht so sehr gestört hat. Dieses Ruhige passt irgendwie zu dem Buch.
Das gesamte Buch wird in der Ich-Form aus Sicht des Arztes Dr. Faraday erzählt. Er ist Landarzt in Warwickshire und wird in den 40er Jahren kurz nach Ende des 2. Weltkriegs nach Hundreds Hall zur Familie Ayres gerufen. Hundreds Hall war mal ein majestätisches Anwesen und sehr glanzvoll. Im Zuge des 2. Weltkriegs und der Reformen nach Ende des Krieges hat die Familie jedoch fast ihr gesamtes Vermögen eingebüßt und führt jetzt ein eher asketisches Leben auf dem Anwesen.

Dr. Faraday schafft es zur Vertrauensperson der Familie zu werden und erzählt in Rückblenden über die tragischen Ereignisse, die die Familie Ayres schließlich heimsuchen. Dabei wurde mir der Doktor im Verlaufe des Buches immer unsympathischer und irgendwann empfand ich ihn nur noch als unmöglich. Durch die Erzählweise aus der Ich-Perspektive lernt man Faraday ziemlich gut kennen, trotzdem hatte ich als Leser immer das Gefühl, dass er etwas verbirgt. Spannend ist, dass obwohl mir diese Figur wirklich sehr unsympathisch wurde, ich trotzdem gerne das Buch weitergelesen habe. Auch dieser unmögliche Charakter passt sehr gut für mich in die Gesamtstruktur des Buches.

Die Familie Ayres, bestehend aus der Mutter und den beiden erwachsenen Kindern Roderick und Caroline, ist mir dabei im Laufe des Buches immer mehr ans Herz gewachsen und ihr tragisches Schicksal hat mich ganz schön mitgenommen. Alle sind irgendwie an dieses Haus gebunden und man hat so richtig das Gefühl, dass das Haus ihnen ihren letzten Lebenssaft aussaugt.
Die Autorin beschreibt dabei das gesamte Anwesen so richtig düster und im Verlauf des Buch nimmt das Anwesen immer schaurigere Formen an. Die gesamte Landschaft und auch der englische Ort, in dem sich alles abspielt werden sehr detailliert, aber auch düster beschrieben und in meinem Kopf hat das gesamte Buch inklusive der Geschichte so einen richtigen Schwarz-Weiß-Film ergeben. Mit dunklen Ecken, verwinkelten Zügen und über allem liegt eine graue Schicht, die alles zu überdecken scheint.

Ob schließlich wirklich irgendetwas Fantastisches in den Mauern passiert oder gar wirklich ein jahrelanger Fluch auf der Familie liegt, wird komplett offen gelassen. Jedoch bietet die Autorin auch eine rationale Erklärung, die man als Leser mehr zwischen den Zeilen liest und die mir aber trotzdem am Wahrscheinlichsten erscheint. Trotz dieses doch sehr offenen Endes, bin ich trotzdem mit dem Schluss sehr zufrieden. Das gesamte Buch über wird nämlich immer wieder für Gänsehaut gesorgt und man kann sich überlegen: Steckt ein Mensch hinter den Vorkommnissen oder sind es doch die Geister der Vergangenheit oder sogar das Haus selber?

Ein düsterer Roman, der sehr ruhig abläuft. Das Buch hat bei mir zu keiner Zeit dazu geführt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte, trotz allem habe ich die Lektüre sehr genossen.
War diese Bewertung hilfreich für dich? 4 0
Viel Atmosphäre, aber ...
Gesamtbewertung
 
3.3
Plot / Unterhaltungswert
 
3.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
4.0
Dr. Faraday ist praktischer Arzt im ländlichen Warwickshire kurz nach dem 2. Weltkrieg. Sein Leben ist äußerst unspektakulär und dreht sich hauptsächlich um die Versorgung seiner Patienten. Frau oder Freundin hat er nicht, und er ist mit seinem Dasein als Landarzt weder besonders glücklich noch besonders unglücklich.

Einer seiner vielen Hausbesuche führt ihn nach Hundreds Hall, einem herrschaftlichen Landsitz, den er aus seiner Kindheit noch in ehrfürchtiger Erinnerung hat, weil seine Mutter dort als Hausmädchen arbeitete. Dreißig Jahre nach Faradays letztem (und einzigem) Besuch dort ist aus dem schönen Herrenhaus ein ziemlich heruntergekommener alter Kasten geworden, mit dessen Unterhalt sich die Familie Ayres zunehmend schwertut, obwohl die verwitwete Hausherrin und vor allem ihre beiden Kinder Caroline und Roderick sich alle Mühe geben. Das Geld reicht einfach hinten und vorne nicht, Roderick hat schwer mit den körperlichen und psychischen Nachwehen des Krieges zu tun, und irgendwann ist es, als finge das Haus höchstselbst an, sich gegen seine Besitzer zu wenden.

Geisterhafte Vorkommnisse, mysteriöse Zeichen an den Wänden und das Gefühl, nicht alleine im Haus zu sein, lassen sich zunächst noch als Hirngespinst eines heimwehkranken Dienstmädchens abtun, doch dann wird Faraday mit eigenen Augen Zeuge eines fatalen, schwer zu erklärenden Ereignisses, und Roderick vertraut ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit noch Seltsameres an.

Sarah Waters ist eine Meisterin der Atmosphäre. Wunderbar ihre Schilderung des alten Besitzes, dessen einstige Pracht nur noch zwischen abgesperrten Zimmern mit verhängten Möbeln und dem verwahrlosten Parkgarten zu erahnen ist, und der verzweifelten, vergeblichen Bemühungen der Familie, Haus und Grund zu erhalten. Auch ihre Figuren sind großartig gezeichnet, keine glattgebügelten Genreklischees, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, die sich alle auf ihre Art durchs Leben zu kämpfen versuchen. Das Zwischenmenschliche fand ich fast noch spannender als den vermeintlichen Geist von Hundreds Hall, der Faraday und den Ayres' Rätsel aufgibt. Auch die Beschreibungen des ländlichen Lebens nach dem Krieg, noch geprägt von Warenknappheit, Lebensmittelmarken und Kriegsruinen in den Städten, oder Szenen aus Faradays ärztlicher Tätigkeit habe ich unglaublich gerne gelesen.

Das soll nicht heißen, dass die "Geister"-Handlung mich nicht gepackt hätte, im Gegenteil, ich habe förmlich auf die Auflösung hingefiebert, die hinter den sich bewegenden Gegenständen und den Schriftzeichen an den Wänden und den anderen Kuriositäten steckte. Waters hat in ihren anderen Büchern ja erfreulicherweise auch für die seltsamsten übersinnlich erscheinenden Phänomene immer eine rationale Erklärung gefunden. Diesmal konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wohin die Reise führt - und leider, leider ist das mein großer Kritikpunkt an dem Buch, was auch zu einer schlechteren Bewertung geführt hat: das Ende hat mich überhaupt nicht zufriedengestellt. Nachdem ich 500 Seiten lang gehofft, gebangt und mich gegruselt hatte, nachdem sich die Situation auf Hundreds Hall immer dramatischer zugespitzt hatte, war der Schluss für mich eine echte Enttäuschung. Sehr, sehr schade.
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