Julia Kröhn: Das Geständnis der Amme

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Julia Kröhn: Das Geständnis der Amme
Verlag
ET (D)
2008
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783442738618

Informationen zum Buch

Seiten
640

Sonstiges

Erster Satz
Johannas Wille zu sterben war stärker als ihre Angst vor dem Tod.

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Handlungsort

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Als einfallende Normannen ihr Dorf in Schutt und Asche legen, verliert die junge Johanna ihre gesamte Familie. Neuen Lebenssinn findet sie erst als Amme des kleinen Balduin. Stolz verfolgt sie seinen Werdegang zum ruhmreichen Ritter. Doch dann verliert Balduin sein Herz an die Königstochter Judith. Fortan kämpft er um eine Ehe wider alle Standesgrenzen, wider König und Kirche - und vor allem wider Johanna. Denn die Amme sieht in Judith eine Nebenbuhlerin, und um ihre Macht zu erhalten, ist sie zu allem bereit, sogar zum Mord ...

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Gesamtbewertung
 
4.0
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
Der erste Satz:

„Johannas Wille zu sterben war stärker als ihre Angst vor dem Tod.“

Meine Meinung zum Buch:

Ein toller historischer Roman abseits vom Kitsch.

Besonders gut haben mir in diesem Buch die weiblichen Figurenzeichnungen gefallen. Keiner der vielen weiblichen Charaktere ist wie der andere und auch die kleineren Nebenfiguren sind so detailreich beschrieben, dass man sie deutlich vor Augen hat, ihre Motive verstehen und auch eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann. Das hat mir wirklich beeindruckt und hebt in meinen Augen das Buch deutlich aus der Masse heraus.

Judith ist eine tolle Figur, eine selbstbewusste Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Und doch wirkt sie auch zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, glaubwürdig. Sie ist keine Superfrau, sondern hat aus ihrer Vergangenheit eine eigene Last zu tragen, mit der sie fertig werden muss und die immer wieder ein Hindernis auf ihrem Weg darstellt. Auch Johanna ist auf ihre Art eine starke Frau und bietet einen spannenden Gegenpol zu Judith: auf der einen Seite steht die intellektuelle und hoch geborene Königstochter, die Rivalin ist die Amme aus kleinen Verhältnissen, die im Kampf um Balduin weniger Finesse als körperliche Gewalt einsetzen muss. Daraus ergibt sich ein hoch spannender Konflikt, der sich durch den größten Teil des Buches zieht. Faszinierender fand ich Johanna – die Frage, welches Geheimnis sie mit sich trägt, zieht sich durch die ganze Geschichte und band mich fester an sie als an Judith. Außerdem war sie mir irgendwie näher als die zu Beginn eher kühl erscheinende Königstochter.

Auch Balduin ist kein Superheld mit geheimen Kräften. Die Ausbildung zum Soldaten schafft es zwar, aus ihm einen großen Krieger zu machen, doch seine Erlebnisse als Gefangener bei den Normannen und ein daraus sich ergebendes Trauma machen aus ihm einen Mann, der oft auch gegen sich selbst kämpfen muss, bevor er erkennt, was das Richtige ist.

Leicht verwirrt war ich zu Anfang von den sehr undurchsichtigen Machtverhältnissen im Frankenreich der damaligen Zeit. Aber so waren sie eben und mit der Zeit fand ich die politischen Diskussionen „wer gegen wen und warum“ auch sehr interessant. Viel Vorwissen hatte ich nicht über das Frühmittelalter, aber die Autorin lässt den Leser nicht alleine und erklärt unaufdringlich immer wieder Details, die für das Verständnis der Handlung wichtig sind.

Vom Stil her fand ich das Buch sehr angenehm zu lesen. Die farbigen Beschreibungen vom höfischen Leben, von den Festen, aber auch von den Kriegen, dem Elend und den Verwüstungen haben mir immer geholfen, die Geschehnisse vor Augen zu haben. Außerdem ließ mich die Geschichte auch vom Gefühl her nicht mehr los – die Erlebnisse der Hauptfiguren waren so eindringlich geschildert, dass ich immer mitleiden oder mich mitfreuen konnte.

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde auf leserunden.de gelesen - hier lieferte die Autorin uns noch zusätzliche Informationen über die politischen Wirren der damaligen Zeit und die historischen Personen Judith und Balduin. Das war noch extra interessant!
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Johanna überlebt als Einzige ihres Dorfes den Überfall von Normannen. Schwer traumatisiert findet sie Aufnahme bei Graf Robert und wird die Amme seines Patensohnes Balduin. Balduin wird zu ihrem Rettungsanker nach dem Trauma des Normannenüberfalls und sie überwacht eifersüchtig jeden seiner Schritte und v. a. jede Frau, die ihm zu nahe kommt. Als Balduin und Judith, die Tochter des Königs, zusammen fliehen müssen und sich näher kommen, versucht Johanna alles, um die beiden wieder zu trennen.

Das Buch beginnt mit der Gegenwart: Johanna will ihrem Leben ein Ende setzen, um ihre große Schuld zu sühnen, die sie nicht einmal Balduin beichten möchte. Nach diesem kurzen Zwischenspiel springt die Geschichte zurück in die Vergangenheit zu der ersten Begegnung zwischen Johanna und dem gerade neu geborenen Balduin.

Im Verlauf des Buches gibt es immer wieder kurze Einschübe aus der Gegenwart von Johanna, die sich zuerst noch sehr kryptisch lesen, die aber nach und nach über die Vergangenheit erklärt werden und so einiges immer klarer werden lassen.

Die Charaktere sind alle nicht sehr einfach und keiner der handelnden Personen war mir immer sympathisch, aber auch nicht immer unsympathisch. Ihre Beweggründe und oft doch schweren Traumata werden sehr gut dargestellt und machen die Handlungen der Figuren gut nachvollziehbar.

Das Buch basiert auf der wahren Geschichte von Balduin und Judith und beschreibt dabei eine Liebesgeschichte mal ganz anders. Was passiert, wenn zwei schon hart vom Leben geprägte Menschen aufeinandertreffen und sich trotz aller Standesunterschiede und Barrieren ineinander verlieben? Dieses Zusammenfinden, die harte Entwicklung, die beide durchmachen müssen und schließlich ihr gemeinsamer Weg, werden sehr gut und realistisch dargestellt. Gleichzeitig hat diese realistische Darstellung aber nichts mit irgendwelchen romantischen Vorstellungen gemein, sondern die harte Realität wird schonungslos beschrieben. Für mich ein sehr großer Pluspunkt dieses Buches, was aber das Lesen auch nicht immer zu einem Vergnügen gemacht hat.

Sehr interessant und sehr gut gemacht, fand ich, wie es der Autorin gelingt die ganzen komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse von Judith und ihrer Familie darzustellen. Einige der Stellen musste ich zwar doppelt lesen, aber diese verwinkelten Verhältnisse überhaupt so zu beschreiben, dass der Leser noch mitkommt unter der erschwerten Bedingung, dass viele der Personen auch noch gleich hießen, hat mir sehr hohen Respekt vor der Autorin abgenötigt.

Insgesamt ein für mich sehr gelungener historischer Roman, der wie von Julia Kröhn gewohnt, mit eher kantigen und schwierigen Charakteren aufwartet, was ihn aber gerade so besonders macht.

Dafür vergebe ich 4 Leseratten!
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