Magdeburg im Jahre 1179: Auf dem Hoftag wirft Kaiser Barbarossa Heinrich dem Löwen den Fehdehandschuh hin. Das bedeutet Krieg, und Christian und Marthe müssen jeden Tag damit rechnen, dass er auch ihr Dorf erreicht. Markgraf Otto von Meißen nimmt Christian als einen seiner Heerführer mit in den Kampf, während seine Frau Marthe eine andere Herausforderung zu bestehen hat: Otto hat nämlich für die Zeit des Kriegszuges seinem machtbesessenen ältesten Sohn das Kommando über die Christiansdorfer Burg übertragen. Diesem sind Marthe und ihre besonderen Kräfte schon lange ein Dorn im Auge ...
Autoren-Bewertung
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Plot / Unterhaltungswert
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Charaktere
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Sprache & Stil
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Sie ist einfach nicht totzukriegen, diese Marthe. Was Autorin Sabine Ebert ihrer Heldin im Hebammenrock so zumutet, geht auf keine Kuhhaut. Eingekerkert, fast verbrannt, mehrfach vergewaltigt, blutig geschlagen - und jede Menge Kinder musste sie dazwischen auch noch auf die Welt bringen. Doch man lese Dietrichs (Anmerkung: Dietrich ist der Bruder des Markgrafen von Meißen) Worte und staune : "Die Zeit scheint ihr nichts anzuhaben, dachte er. Man sieht ihr die fünfundzwanzig Jahre nicht an...". Es ist schon fast unanständig von der Autorin, der gebeutelten Maid nicht mal ein paar Sorgenfältchen ins Gesicht zu zaubern. Dabei könnte sie dies ganz gefahrlos tun, denn Marthe müsste einfach nur ihre Hand auflegen, um die Fältchen wieder zu glätten.
Was passiert? Nichts. Und das mindestens gefühlte 5000 Seiten lang. Die Sorgen und Nöte von Marthe und Christian werden in dieser dritten Runde erneut durchgekaut: Böse Männer, deren Lebensinhalt einzig daraus besteht, gewaltsam und sabbernd unter Marthes Rock schlüpfen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen werden ein paar Ränke geschmiedet und erstaunlich wenige Jungfrauen auf dem Weg dahin vergewaltigt (Nur keine Sorge: natürlich bleibt die obligatorische Vergewaltigung nicht aus).
Es ist kaum zu glauben, aber die Autorin scheint ihre Schreibweise grundlegend geändert zu haben: Zwar sind die Charaktere gewohnt oberflächlich und es gibt entweder nur die Guten, Netten, Hübschen oder die Bösen, Hässlichen, Schmerbäuchigen, Doppelkinnigen, Beim-Schreien-Rumspuckenden Gesellen. Aber dafür hat sie die Handlung ordentlich entschleunigt und ich wundere mich nicht, dass die Protagonisten so oft in der Kiste landen. Denen wäre sonst schlicht und einfach zu langweilig!
Das Ende kommt für diejenigen, die Marthe lieben wohl ebenso unerwartet wie für diejengen, die sie hassen: endlich zeigt die Autorin Mut zur Konsequenz - was das Buch aber leider auch nicht mehr retten kann. Ohne blumige Adjektive und die Beschreibung eng ineinander verschlungener Leiber zählte "Die Entscheidung der Hebamme" vermutlich anstatt der 666 Seiten nur ein Bruchteil davon. Die Seitenzahl, die Zahl des Teufels, ist das einzige, das wirklich interessant ist an dem Buch. Meine Vermutung, dass es künstlich auf 666 Seiten aufgebläht wurde, erhärtete sich immer mehr.
Fazit: Ein unterirdisch fader Einheitsbrei, der sich selbst reproduziert. Marthe ist recht vermehrungsfreudig und die nächsten Bände mit ihr selbst oder ihren Kindern sind entweder bereits erhältlich oder geplant. Der letzte Band heißt dann irgendwann vermutlich "Die Apokalypse der Hebamme" und spielt im Jahre 6666.