An dem Tag, an dem Brunin FitzWarin den Männern begegnete, die sein Leben verändern und prägen sollten, war er zehn Jahre alt und schlenderte unbeaufsichtigt zwischen den Ständen des Petersmarktes umher.
England 1148. Brunin FitzWarin ist ein stilles, in sich gekehrtes Kind. Deshalb schickt ihn sein Vater auf die Burg von Ludlow, wo er zu einem starken und unerschrockenen Ritter ausgebildet werden soll. Zwischen Falkenjagden und Kriegszügen verbringt der Junge seine Zeit mit der Tochter des Burgherrn. Der scheue Brunin und die temperamentvolle Hawise freunden sich an. Und eines Tages spüren sie, dass aus ihrer Jugendfreundschaft Liebe geworden ist. Doch ihr Glück ist Gefahren ausgesetzt, denen Brunin mit aller Kraft trotzen muss.
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Charaktere
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Sprache & Stil
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Auch wenn man nach dem Klappentext zunächst vermutet, dass der Vater den jungen Brunin aus Enttäuschung über das stille Kind weggibt, merkt man schon nach wenigen Seiten, dass der Vater seinen Sohn durchaus liebt und in der Fremderziehung die größte Chance für die Zukunft des Jungen sieht. Die familiäre Situation ist einfach zu verfahren, die herrische Großmutter fühlt sich von dem schwarzhaarigen und dunkeläugigen Jungen an ihren verstorbenen und verhassten Ehemann erinnert und nutzt jede Gelegenheit ihn zu quälen. Im Haushalt der de Dinans lernt Brunin dann nicht nur Lebensfreude kennen, er wird auch erfolgreich zum Ritter ausgebildet und gewinnt die Freundschaft und später Liebe der Tochter des Hauses, Hawise.
Wer jetzt glaubt, er bekommt einen Liebesroman in pseudohistorischem Gewand serviert, kennt Elizabeth Chadwick nicht. Ihre Mittelalterromane sind eigentlich immer eine sichere Bank, interessant zu lesen, ohne große historische Fehler oder Unwahrscheinlichkeiten. „Die Erbin der Burg“ ist da keine Ausnahme. Die Figuren reagieren halbwegs realistisch in ihrem Zeitrahmen und Veränderungen an den historisch verbürgten Begebenheiten, zu denen sich die Autorin zugunsten der Story hinreißen ließ, werden im Nachwort erläutert. Brunin und Hawise sind beide sehr sympathisch und ihre Entwicklung wird realistisch und nachvollziehbar geschildert. Nachvollziehbar waren auch die Handlungen der „Bösen“ in dieser Geschichte, sie waren nicht einfach nur stereotype Fieslinge, sondern lebendige Figuren, deren (Un-)Taten sich aus ihrer jeweiligen Vergangenheit ergaben. Hier muss ich aber auch einen kleinen Kritikpunkt anbringen, die Autorin hat einige Personen so tief in die Misere gestürzt, das ich ihre Auflösung des Konflikts dann doch zu flach fand, sie hat den Weg des geringsten Widerstands gewählt, bei dem sich am Ende kein Guter „die Hände schmutzig“ machen musste.
Insgesamt betrachtet bietet Chadwick mit ihrer „Erbin der Festung“ aber einen wirklich guten Mittelalterroman mit allem was dazu gehört, hervorragend geeignet für ein paar Stunden des Abtauchens in die Vergangenheit.