Ulf Schiewe: Die Hure Babylon

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Ulf Schiewe: Die Hure Babylon
Verlag
ET (D)
2012
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783426199305

Informationen zum Buch

Seiten
576

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Sie wollen mir meinen Liebsten nehmen.

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Handlungsort

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Sie sprachen vom himmlischen Frieden – und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit – und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon … Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren – ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen – und so manche Versuchung …

Autoren-Bewertungen

5 Bewertungen
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4.7
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4.8(5)
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4.4(5)
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4.8(5)
Mittelalterliche Recken oder Männer des 21. Jahrhunderts?
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3.3
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
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2.0
Sprache & Stil
 
4.0
Die Verleger und Buchhändler kennen sog. "Genres", nach denen sie ihr aktuelles Angebot sortieren. Das erleichtert ihnen, und dem potenziellen Käufer wohl auch, sich in der Fülle des Angebots zurecht zu finden. Auch wir hier können uns dieser Buchhändlereinteilung nicht ganz entziehen, so ist z.B. "Science Fiction", eines unserer häufig verwendeten Schlagwörter, im Grunde genommen so eine Genre-Bezeichnung. Jedes Genre hat im Übrigen seine Liebhaber, die denn auch gewisse Ansprüche an dieses ihr Genre stellen.

Schiewes 2012 erschienenes Die Hure Babylon gehört demnach ins Genre des "Historischen Romans". Dieses Genre definiert sich so, dass ein Autor des 21. Jahrhunderts eine Geschichte schreibt, deren Handlung um Jahrhunderte in der Zeit zurückgesetzt ist. (Vermutlich - ich habe das allerdings nirgends so festgesetzt gefunden - vermutlich ist es auch so, dass von jener Zeit keine oder zumindest nur noch wenige Augenzeugen mehr existieren dürfen. Wenn ich also heute einen Roman über die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verfasse, wäre der vermutlich nicht "historisch", einer über die 20er vermutlich schon.) Auch andere Ansprüche werden vom Publikum an dieses Genre gestellt: Vor allem müssen die historischen Verhältnisse korrekt wiedergegeben werden (es darf also kein römischer Soldat mit einer Armbanduhr am Handgelenk herumstehen wie in Ben Hur). Optional sind ein Personenverzeichnis und/oder eine Karte mit den wichtigsten Handlungsorten bzw. der jeweiligen Reiseroute. (Beides wird aber auch in andern Genres gern gesehen.) Speziell beim historischen Roman ist es dann wieder fast unumgänglich, dass der Autor erklärt, welche Figuren bzw. Ereignisse des Romans nun historisch, welche fiktiv sind.

All dies weist Die Hure Babylon auf. Das Buch weist noch mehr auf: die offenbar als kundenbindend empfundene Tatsache, Folgeband eines Mehrteilers zu sein. Das Buch bildet aktuell den dritten Teil einer Trilogie, von der ich aber vermute, dass sie noch auf weitere Bände ausgeweitet werden wird. Das Potential dazu hat die Story. Erzählt wird nämlich die Geschichte einer Kastellanen-Familie in Südfrankreich, und Familiengeschichten haben den Vorteil, im Grunde genommen nie fertig zu sein, oder erst dann, wenn der letzte Vertreter der Familie gestorben ist. Und das ist bei Der Hure Babylon nicht der Fall. Andeutungen zu den Katharern lassen mich vermuten, dass, nach den Kreuzzügen in den Nahen Osten in diesem Band, die innereuropäischen Kreuzzüge gegen die Ketzer folgen könnten.

Die Story selber ist rasch zusammengefasst. Arnaut, dessen Geliebte eine Fehlgeburt erleidet, sieht das als Fingerzeig Gottes, dass er für ihr ehebrecherisches Verhältnis büssen muss, und er nimmt deshalb das Kreuz. Er erlebt, was wohl damals so viele erleben mussten, dass die Kreuzzüge nur vordergründig und eher bei Bernhard von Clairvaux (der in Europa blieb) als bei den Führern der tatsächlich Ausziehenden religiös motiviert waren, in Tat und Wahrheit aber machtpolitischen und/oder merkantilen Zwecken dienten. So wird der Leser auf eine Reise mitgenommen, in deren Verlauf der Held vom Knaben zum Mann mutiert.

Soweit, so gut. Grobe historische Schnitzer konnte ich keine feststellen. Ausser dem einen, der mir dieses Genre prinzipiell vergällt: Ich sehe spätmittelalterlichen Recken zu. Ich höre und spüre Männer und Frauen des 21. Jahrhunderts. Wohl mischt der Autor okzitanische und andere Sprachbrocken in die direkte Rede seiner Protagonisten und lässt sie mittelalterlich vom "Wanst" sprechen statt vom "Bauch", um Authentizität zu erreichen. Schon Karl May kannte und verwendete ja diese Technik. Aber wenn z.B. der Held bei seiner Geliebten liegt, ihren durch die Schwangerschaft leicht gewölbten Bauch betrachtet und ihre durch die einschiessende Milch anschwellenden Brüste - dann ist das definitiv ein Mann des 21. Jahrhunderts. Selbst wenn das Kind als Knabe und gesund zur Welt gekommen wäre - was hätte ein Mann des Mittelalters damit anfangen sollen? Es hätte - falls es der Ehemann anerkannt hätte - ja nur die Linie einer andern Familie fortgesetzt. Falls es der Ehemann nicht anerkannt hätte (und die Chance hierfür war gross, war er doch gar nicht bei seiner Gattin zu jenem Zeitpunkt, hatte sie in Tat und Wahrheit ja noch nie gesehen, da die Ehe nur aus politischen Gründen geschlossen worden war), wäre wohl für beide Teile - Schwängerer wie Geschwängerte - nur das übrig geblieben, was auch Abaelard und Heloisa übrig blieb: der Gang ins Kloster. (Und dass sich Abaelard und Heloisa als Muster unbedingter Liebe bis heute gehalten haben, weist auch darauf hin, dass sie schon zu ihrer Zeit die Ausnahme und nicht die Regel darstellten.) Nun, die Dame erleidet eine Fehlgeburt - was nur schon deshalb unumgänglich war, weil ihr historisches Vorbild kinderlos blieb. Ihr Liebhaber übrigens ist - zumindest in der vorliegenden Form - reine Fiktion.

Ich habe also prinzipielle Mühe mit dem Genre des sog. historischen Romans. Es ist auch einem einigermassen wortgewandten Autor (und das ist Schiewe ohne Zweifel) kaum möglich, den 'Look' und das 'Feeling' einer längst vergangenen Zeit zu erwecken. Insofern wundere ich mich auch jedesmal über mich selber, dass ich ausgerechnet bei diesem Genre regelmässig Ausflüge in die aktuelle literarische Tagesproduktion unternehme...
S
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Ein umwerfendes Buch!
(Aktualisiert: 22 März 2013)
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5.0
Sprache & Stil
 
5.0
Das Buch:
Frankreich im 12. Jahrhundert: Die Fürstin Ermengarda und der Edelmann Arnaut lieben sich und sind ein Paar. Doch die Beziehung der beiden ist verboten, denn Ermengarda ist bereits verheiratet. Als sie schwanger ist und das Kind verliert, sieht Arnaut dieses als Aufforderung an, Buße zu tun. Er schließt sich dem Kreuzzug ins Heilige Land an.

Meine Meinung:
Ich bin immer noch ganz gefangen in dieser Geschichte, die mich sehr bewegt hat!
Ulf Schiewe schafft es wirklich, die Vergangenheit noch einmal lebendig werden zu lassen. Die Figuren haben so viel Tiefe, dass ich immer mitgefiebert, gebangt und gehofft habe. Auch wirkt die ganze Geschichte so authentisch, was sicherlich auch daran liegt, dass hier sehr gut recherchiert wurde!
Bei den Beschreibungen der Foltermethoden und der Kampfszenen war ich mittendrin, was mir jedesmal eine Gänsehaut beschert hat.
Aber auch bei den schönen Szenen, die es natürlich auch gab, konnte ich genau so mitfühlen.
Somit hat mich der Roman insgesamt sehr bewegt und wird mich sicherlich noch lange beschäftigen!
Ganz besonders gut hat mir auch am Ende noch der Anhang gefallen! Hier werden die letzten offenen Fragen geklärt und die Personen alle noch einmal aufgeführt und beschrieben.
Ich muss hier nicht lange überlegen und gebe dem Buch fünf Sterne; es ist ausgezeichnet!
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Im Namen der Kirche
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
Anno Domini 1147, Narbonne in Südfrankreich.
Die Vizegräfin Ermengarda herrscht über ihr kleines Reich. Sie hat zwar einen Ehemann, aber die Ehe existiert nur auf dem Papier, dafür hat sie eine innige Liebesbeziehung zu Arnaut de Montalban, einem jungen Edelmann, von dem sie nun sogar ein Kind erwartet. Eigentlich geht es ihnen gut, doch Ermengarda macht sich große Sorgen, aufgrund der Aufrufe der Priester zur Teilnahme am Kreuzzug.
Als sie ihr Kind verliert, sieht Arnaut dies als Strafe für ihr ehebrecherisches Verhalten und will Buße tun, indem er sich dem Heer der beiden Könige Lois VII. und Konrad III. anschließt, die losziehen, um die Stadt Edessa von den Ungläubigen zu befreien.

Zumindest wird diese Befreiung Edessas als Ziel genannt. Doch nachdem sich der unglaubliche Tross aus zigtausenden Menschen in Richtung Osten in Bewegung gesetzt hat und furchtbare, verlustreiche Schlachten geschlagen werden müssen, beginnt Arnaut nach und nach, die Motive hinter dem ganzen Unternehmen kritisch zu hinterfragen.

Krieg im Namen der Religion ist ein leider auch heute immer noch aktuelles Thema. Dem Autor gelingt es großartig, den Wahnsinn eines derartigen Unterfangens wie der Kreuzzüge zu schildern. Bei vielen Äußerungen schüttelt man ungläubig den Kopf, nur um nach kurzem Nachdenken festzustellen, dass die Menschheit heute nicht wesentlich schlauer geworden ist.

Durch eine hervorragende Kombination von historischen Fakten und fiktiven Schicksalen liest sich das Buch sehr spannend. Dies liegt auch an den sehr gut gezeichneten Nebenfiguren, die als Einzelschicksale die schier unfassbare Menge an Teilnehmern des Kreuzzuges spannend repräsentieren. Obwohl der Großteil des Buches Arnaut auf seiner Reise begleitet, kommt zu Beginn jedes Abschnittes auch die daheimgebliebene Ermengarda zu Wort. Eine äußerst interessante Frauengestalt, die die politischen Ereignisse ihrer Zeit mit bemerkenswerter Intelligenz durchschaut hat. Die Verknüpfung mit der fiktiven Handlung um Arnaut ist wunderbar in den historischen Rahmen der Geschichte eingepasst worden. Erst das Namensverzeichnis und die Anmerkungen des Autors am Schluss zeigen auf, welche Teile des Romans fiktiv und welche historisch belegt sind. Sehr gelungen ist meiner Meinung nach auch die Darstellung der historischen Figuren, wie zum Beispiel die von Louis Gemahlin Alienor, der späteren Eleonore von Aquitanien, oder die des Herzogs Raymond von Antiochia.
Insgesamt eine wortgewaltige und farbenprächtige Darstellung einer äußerst finsteren Episode des Christentums!

Die Handlung nimmt immer wieder kurz Bezug auf frühere Ereignisse, die in „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ beschrieben wurden. Dennoch ist „Die Hure von Babylon“ problemlos ohne Vorkenntnisse zu lesen, die Hinweise machen höchstens neugierig auf die anderen Bücher!
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Die Hure Babylon
(Aktualisiert: 21 März 2013)
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
Inhalt:
Erzählt wird die Geschichte von Arnaut de Montalban. Er ist ein junger Edelmann aus Südfrankreich im 12 Jahrhundert. Seine Geliebte ist die Gräfin Ermengarda von Narbonne. Diese Liebe muss ein Geheimnis bleiben da die Gräfin offiziell verheiratet ist. Doch dann erlebt sie eine Fehlgeburt. Für Arnaut ist es das Zeichen sich dem Kreuzzug ins heilige Land anzuschließen. So macht er sich mit dem fränkischen Herr auf den Weg nach Osten.

Meine Meinung:
Für mich war „die Hure Babylon“ der erste Roman den ich von Ulf Schiewe gelesen hatte. Ein wenig skeptisch ging ich dann auch an das Buch heran. Der Klappentext klang sehr viel versprechend und so war ich dann auch gespannt. Tatsächlich fiel mir der Einstieg in die Geschichte dann sehr leicht. Der Erzählstil des Autors ist bildhaft und mein Kopfkino wurde schnell in Gang gesetzt. Leider gab es auch Szenen die ich mir lieber nicht vorstellen wollte. Der Autor hat auch die Greueltaten die diese Kreuzzüge begleiteten eindrucksvoll geschildert. So entstand ein lebhaftes Bild des Kreuzzuges vor mir. Die Strapazen die ein solcher Ritt mit sich brachte waren gut und glaubwürdig dargestellt. Einzelne Szenen spannend geschrieben und der Wechsel zu den einzelnen Kapitel sorgte dafür, dass dieser Spannungsbogen auch hoch gehalten wurde.

Zwischendurch wurde dann aus Sicht von Ermengarda erzählt. So dass ich als Leser auch wusste wie es in Narbonne stand. Welche Gefühle die Gräfin hatte und was sie durchmachen musste. Gerade diese Wechsel zwischen Arnaut im heiligen Land und Ermengarda haben mir gut gefallen.
Interessant fand ich wie der Autor die Gedanken der Menschen darstellte. Von ihren Gefühlen was die Richtigkeit dieser Kreuzzüge anbelangte und wie sie damit umgegangen sind. Vor allem wie es Herrn Schiewe gelungen ist hier seine fiktiven Protagonisten mit den historischen belegten Personen der Zeit zu vermischen hat mir gefallen. Zwischendurch könnte man glatt vergessen, dass es sich hier um einen fiktiven Roman handelt. Die Geschichte um Arnaut hätte auch durchaus so geschehen sein können.

Die Protagonisten selbst sind facettenreich gestaltet, sie haben Ecken und Kanten und ihre eigenen Macken, die sie schnell liebenswürdig machen. Nicht nur Arnaut sondern gerade die Menschen in seiner Nähe haben mir gut gefallen. Sie haben dafür gesorgt, dass diese Geschichte authentisch und glaubhaft auf mich wirkte.
Die Aufmachung dieses Buches hat mir zudem auch noch gut gefallen. Das Cover ist eine bildhafte Darstellung einiger Ritter die in einen Kampf ziehen und passt gut zur Geschichte. Gleich im innern des Covers gibt es eine Karte die den Weg zeigt den Arnaut und seine Gefährten gegangen sind. Am Ende gibt es ein Personenregister, ein Glossar und ein ausführliches Nachwort des Autors. Gut gefallen hat mir auch, dass das Buch in einzelne Bücher unterteilt ist, die einzelnen Kapiteln Überschriften haben, so wusste ich gleich um wen es wo geht. Es gibt sogar ein Inhaltsverzeichnis. Um die gute Aufmachung des Buches noch abzurunden ist auch ein Lesebändchen vorhanden, toll. Ich mag so was immer sehr gern und hat mir auch hier gut gefallen.

Mein Fazit: „Die Hure Babylon“ ist ein historischer Roman, dem die gute Recherchearbeit im Vorfeld anzumerken ist. Er ist stimmig und glaubwürdig in sich und auch wenn es sich hier eigentlich um den dritten Band einer Trilogie handelt kann man ihn wunderbar für sich allein lesen. Ich kenne die beiden Vorgänger „Der Bastard von Tolosa (2009), Die Comtessa (2011)“ selbst nicht, sie stehen aber fest auf meiner Wunschliste, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl etwas Wichtiges verpasst zu haben oder irgendwelche Zusammenhänge nicht zu verstehen. Jeder der gern etwas über die Kreuzzüge lesen möchte kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Mir hat es gut gefallen und ich freue mich darauf mehr von Ulf Schiewe zu lesen.

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Gut recherchierter spannender Roman über die Kreuzzüge im 12. Jahrhundert
Gesamtbewertung
 
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Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut und die Fürstin von Narbonne, Ermengarda führen eine heimliche Liebesbeziehung. Als sie erneut ein Kind verliert, ist Arnaut davon überzeugt, dass sie von Gott für ihre Sünde bestraft werden und meldet sich für den heiligen Kreuzzug. Für diesen werden schon seit längerem Freiwillige angeworben und so macht sich Arnaut mit tausenden von anderen Kriegern und Soldaten auf ins geheiligte Land, um dieses von den Ungläubigen zu befreien. Jedoch muss Arnaut bald erkennen, dass es in diesem Kreuzzug weniger um Gott, als um Macht geht und er Dinge mit ansieht, die er sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht erträumt hätte.

Das Buch ist in fünf Teilbücher aufgeteilt und jeder Teil beginnt mit einem Kapitel aus der Ich-Perspektive von Ermengarda. Erst im Verlauf des Buches wurde mir klar, dass durch diese Ich-Kapitel von Ermengarda auch die Sicht derer, die zurück bleiben und nicht am Kreuzzug teilnehmen, dargestellt wird. Gerade die Frauen, deren Männer für Monate, wenn nicht Jahre gingen, haben so zumindest eine kleine Stimme bekommen.

Der Hauptteil erzählt dann über die Reise von Arnaut und schildert die Grausamkeiten und Brutalitäten, die alle im Namen von Gott durchgeführt wurden. Schön wird gezeigt, wie es den Adeligen und auch den Kirchenvertretern weniger um Gott, als um Macht und Reichtum ging und wie gnadenlos die Menschen verheizt wurden, nur damit sich jemand mehr Land einverleiben kann oder seinen Reichtum häufen kann.

Der gesamte Irrsinn, aber auch die unglaubliche Anzahl von Leuten, die sich auf diesen Kreuzzug begeben haben, wird sehr gut dargestellt und schön gezeigt, dass auch während des Kreuzzuges eine klare Zwei-Klassen-Gesellschaft vorgeherrscht hat. Die Adeligen wurden auch als Gefangene ganz anders behandelt, als ein gemeiner Soldat.

Die einzelnen Figuren sind dabei sehr detailliert ausgearbeitet und ich habe mit allen mitgelitten und mitgefiebert. Sehr gut gefällt mir, dass die Personen sich weiter entwickeln und man als Leser diese Entwicklung richtig gut nachvollziehen kann.

Die Reiseroute, die Städte und Plätze und auch die Schlachten sind ebenfalls sehr gut und detailliert beschrieben und mein Kopfkino lief auf Hochtouren. Ich konnte jederzeit die Landschaft sehr gut vor mir sehen, hatte aber auch das Gefühl mitten drin im Schlachtgetümmel dabei zu sein.

Schön ist, dass der Autor sich sehr stark an historischen Begebenheiten orientiert hat und ein ausführliches Nachwort genau erläutert, was Tatsachen entspricht und wobei es sich um Fiktion handelt.

Insgesamt ein sehr gut recherchierter und spannend erzählter historischer Roman, der mich restlos überzeugt hat, mir aber auch wieder mal die Sinnlosigkeit der Kreuzzüge vor Augen geführt hat. Ein ganz toller Roman, den ich einfach nur weiter empfehlen kann.
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Fesselnder Kreuzzugroman
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"Die Hure Babylon" von Ulf Schiewe ist der Nachfolgeband von „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“, lässt sich aber auch gut als Einzelband lesen.

Die Geschichte spielt in Südfrankreich im 12. Jahrhundert. Bernhard von Clairvaux predigt und ruft zum Kreuzzug auf. Ermengarda, die Herrscherin von Narbona ist eine der Hauptpersonen. Sie führt eine Scheinehe, hat eine Beziehung zu Arnault de Montalban und regiert ihr Land sehr umsichtig. Doch Arnaut wird zu einem Duell gefordert, unterliegt und in der Aufregung verliert Ermengarda ihr Kind. Arnaut deutet beides als die Strafe Gottes und schließt sich mit seinen Leuten dem Kreuzzug an, um Edessa zurückzuerobern und den Christen in Qutremer beizustehen.

Die Handlung wechselt von da an zwischen Narbona und dem Kreuzzug, wobei auf letzterem der Schwerpunkt legt. Schonungslos erzählt Schiewe von der entbehrungsreichen Reise ins Heilige Land, den Schlachten und politischen Ränkespielen, denen vor allem die einfachen Soldaten zum Opfer fallen.

Immer mehr wird klar, dass es den hohen Herren weniger um den Glauben als um die eigene Macht geht. Durch die gut gestalteten Charaktere und die Einbindung historischer Personen bekommt die erzählte Geschichte ein Gesicht, der Stil ist bildhaft und spannend.
Mir hat "Die Hure Babylon" sehr gut gefallen und ich kann sie jedem, der historische Romane mag, sehr empfehlen.

Das Glossar und das Personenverzeichnis, in dem er die wichtigsten historischen Personen, die im Buch eine Rolle spielen, aufgeführt sind, sowie ein schön gestaltetes Cover und eine Karte tragen zum sehr guten Gesamteindruck des Buches bei.
I
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