Kirsten Schützhofer: Die Tochter des Advokaten

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Kirsten Schützhofer: Die Tochter des Advokaten
Verlag
ET (D)
2005
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783453351097

Informationen zum Buch

Seiten
444

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Er hatte seine Hand unter ihren Nacken geschoben und ihren Kopf leicht angehoben, sodass er ihr ins Gesicht schauen konnte.

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Paris, 1789. Es herrscht revolutionäre Aufbruchstimmung, als die wissbegierige und lebensfrohe junge Sophie Fouquet aus der Provence in die große Stadt kommt. Dort wird sie Gesellschafterin bei Cécile de Montfort, einer Frau, die über den Verlust ihres Kindes nicht hinwegkommt und deren Ehe mit ihrem Mann Jules von Anfang an unglücklich war. Sophie hingegen fühlt sich hingezogen zu dem belesenen Jules, der sie schon bald ansteckt mit seinen gefährlichen politischen Ideen. Eine große Liebe beginnt, verboten - und zugleich gefährlich, denn Cécile hat ihren Mann an die Royalisten verraten ... Der jungen deutschen Autorin gelingt mit ihrem Debütroman das schier Unglaubliche: Sie macht mit ihrer farbenprächtigen, detailfreudigen und vielschichtigen Erzählweise die hochdramatische und spannende Zeit der Französischen Revolution einmalig lebendig.

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1789 steht Frankreich kurz vor dem revolutionären Umbruch: In diese Zeit wird das Findelkind Sophie geboren, das zuerst wohlbehütet bei dem Provinzanwalt Fouquet aufwächst, später jedoch als Gesellschafterin Cécile de Montforts nach Paris zieht. Hautnah erlebt Sophie die ständig brodelnde Stimmung, die zuerst von Unzufriedenheit der Bauern und Bürger schon nach kurzer Zeit in Wut und Hass gegen Aristokraten und Klerus übergeht. Gemeinsam mit ihren Wegbegleitern geht sie durch die folgenden Jahrzehnte und erlebt neben dem Erwachen ihrer Liebe zu Jules de Montfort auch fast unerträgliches Leid und den Verlust von Freunden und Bekannten. Neben Jules freundet sich Sophie vor allem mit Pierre Lemaire, Adrienne und Daniel de Vergnieux an und erlebt mit ihnen das Erstarken der Revolution und den Niedergang mancher Freundschaft.

Kirsten Schützhofer hat einen historischen Roman geschrieben, der seinesgleichen sucht. Mit einer geballten Ladung an Information über die Französische Revolution dürfte sich zwar so mancher, der in der Schule nicht aufgepasst hat, überfordert fühlen, die atmosphärische Dichte, die aufgewühlte, brodelnde Stimmung jedoch lässt das Buch von der ersten Seite an lebendig werden. Geschickt konstruiert die Autorin bereits den Prolog und führt den Leser an der Nase herum, lässt ihn seine eigenen Schlüsse ziehen, um ihm zwei Seiten später dann doch eine ganz andere Entwicklung vor die Augen zu führen. Die einzelnen Kapitel sind am ehesten als szenenhaft zu bezeichnen: Alle umfassen sie im Durchschnitt drei bis fünf Seiten und ziehen grundsätzlich einen Personen- bzw. Ortswechsel nach sich. Dies bedingt eine gewisse Sprunghaftigkeit in der Erzählung und durch die schnellen Personenwechsel braucht man auch eine Weile, um sich mit den Protagonisten anzufreunden.

Die Autorin überlässt sich völlig ihrer Geschichte und bald wird klar: Es gibt eigentlich nur einen Hauptcharater und dieser nennt sich Französische Revolution. So entwickelt diese ihr Eigenleben und oft hatte ich das Gefühl, dass Kirsten Schützhofer sich ganz der turbulenten Zeit überließ, schließlich die Kontrolle verlor und nicht mehr entscheiden durfte, wohin die Wege der Personen führen. Dies wirkt sich natürlich auch auf das Lesen aus: Die Französische Revolution hat einen vollständig im Griff und lässt einen erst spät wieder los. Ein bißchen fühlte ich mich wie in einem Theaterstück: Personen treten auf, unterhalten sich kurz, erwähnen die Umstände - aber nicht, wie es dazu gekommen ist - und treten wieder ab. Szenenwechsel.

Kirsten Schützhofer bedient sich weiterer interessanter Stilmittel. Beispielsweise verzichtet sie auf Gänsefüßchen bei wörtlicher Rede, sobald ein Protagonist sich an ein Gespräch erinnert. Die Autorin bedient sich nicht des Konjunktivs, sondern weiterhin der wörtlichen Rede - nur ohne entsprechende Gänsefüßchen.

Normalerweise lernt man den einen Hauptprotagonisten auf den ersten 20 Seiten kennen und begleitet diesen dann konstant (mit kurzen Szenenwechseln) durch das ganze Buch. Das ist bei hier völlig anders. Es gibt mehrere, meiner Meinung nach gleichberechtigte, Hauptprotagonisten. Da ist es verständlich, dass die Autorin nicht so sehr in die Tiefe der Charaktere vordringen kannst. Das macht aber nichts, denn im Vordergrund steht wie oben bereits erwähnt die Revolution - die Personen sind eigentlich nur Statisten. Der Französischen Revolution verleiht Kirsten Schützhofer aber so viel Tiefe, dass es für zwei Bücher gereicht hätte. Natürlich können die Personen ihre Entscheidungen selbst treffen, aber dabei werden sie stark von der Revolution gesteuert und ich hatte oft das Gefühl, dass sie eigentlich gar nicht Herr über sich selbst sind. Alles, was sie tun, hat direkt mit der Revolution zu tun, alles was sie tun, wirkt sich direkt auf die Revoltion (bzw. ihr Leben während der Revolution) aus.

An diesem faszinierenden Buch gibt es nur einen großen Fehler: Den Klappentext. Dieser erweckt nämlich den Anschein, dass man es hier mit einem Liebesroman zu tun haben könnte. Natürlich spielt die Liebe zwischen Jules und Sophie eine Rolle, doch die tritt in den Hintergrund und macht Platz für geballtes historisches Wissen und eine sehr düstere Atmophäre. Ein richtiges Happy-End steht in den Sternen und so ist "Die Tochter des Advokaten" ganz und gar kein Wohlfühlbuch für kuschelige Stimmung. Wer jedoch einen Roman lesen möchte, der sich wohltuend aus der grauen Masse deutscher Publikationen heraushebt, sollte auf jeden Fall zugreifen.
SK
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Sophie Fouquet, einst als Findelkind vor der Tür des Rechtsanwalts aufgefunden, der sie wie sein leibliches Kind großgezogen hat, tritt mit fünfzehn Jahren eine Stelle als Gesellschafterin von Cécile de Montfort ein, der jungen Adeligen, die seit ihrer Hochzeit auf dem Schloss in der Nähe lebt.

Mit Jules, Céciles Ehemann, einem stillen, nachdenklichen jungen Mann, der seit einem schweren Sturz als Kind mit einem steifen Bein geschlagen ist, verbindet sie bald eine Freundschaft, die Cécile ein Dorn im Auge ist.

Wenige Jahre später kommt es zur Revolution, die alles umstößt, was bisher in Frankreich geschriebenes oder ungeschriebenes Gesetz war. Sophie, Jules und einige andere Personen aus ihrem Umfeld werde mitten hineingerissen ins Geschehen, begeistern sich für die neuen Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, doch statt dem hungernden Volk Frieden und Wohlstand zu bringen, führt diese Revolution zunächst zu jahrelangen, erbitterten, blutigen Kämpfen, während derer sich frühere Freunde und Gleichgesinnte auf verschiedenen Seiten wiederfinden und die Guillotine einem Leben nach dem anderen ein Ende setzt.

Es gibt keine richtige Hauptfigur, in meist kurzen, episodenhaften Kapiteln springt die Handlung sowohl in der Zeit als auch von einem Protagonisten zum anderen. Das wirft einerseits prägnante, scharf gezeichnete und auch detailreiche Schlaglichter auf das Geschehen, andererseits fehlt dadurch eine gewisse Kontinuität im Lesefluss und man verliert hier und da den Überblick, wenn man einmal eine längere Lesepause einlegen muss.

Markante Ereignisse und Namen der Revolution werden nur teilweise direkt geschildert und dienen häufig nur als Hintergrund, was für Leser, deren Kenntnisse der französischen Geschichte eher dürftig sind, nicht gerade zum Verständnis beiträgt. Zeittafel und Glossar im Anhang leisten da zwar gute Dienste, könnten aber durchaus noch etwas umfangreicher sein.

Abgesehen von diesen Kritikpunkten gelingt es der Autorin in ihrem Erstling aber wunderbar, mit einigen flüchtigen Strichen Figuren lebendig erstehen zu lassen. Es sind keine minutiös ausgemalten Charakterschilderungen, eher rasch hingeworfene Zeichnungen, die wie eine gute Zeichenskizze das Wesentliche der Personen ganz genau erfassen.

Die Stimmung wird mit fortschreitender Handlung immer düsterer, während die Auswirkungen der Revolution immer deutlicher werden und man begreift, dass das kein glanz- und glorreiches Befreiungsereignis war, sondern ein langer, verlustreicher und teilweise auch sehr ungerechter Kampf.

Übrigens: die Umbenennung von "Die Farbe der Revolution" zum völlig nichtssagenden "Die Tochter des Advokaten" ist sooo schade!
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