Gina Mayer: Die verlorenen Schuhe

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Gina Mayer: Die verlorenen Schuhe
ET (D)
2010
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783522200738

Informationen zum Buch

Seiten
384

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Die beien Männer standen auf der anderen Seite des Gebüschs.

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Handlungsort

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Als sie sich im Winter 1944/45 erstmals begegnen, liegen Welten zwischen Inge aus Schlesien und Wanda aus Polen. Inges Gedanken kreisen um die nahe Zukunft: das Abitur, das Konservatorium und die bevorstehende Eheschließung mit Wolfgang von Brandt. Die Folgen des Krieges registriert sie höchstens am Rande, die Fremdarbeiter auf dem elterlichen Gut nimmt sie kaum wahr. Wanda dagegen hat den Krieg bereits hautnah erlebt: Wie es ihrer Familie geht, weiß sie nicht. Die Deutschen haben sie aus Krakau verschleppt, die Zukunft liegt bereits hinter ihr. Alle Kraft konzentriert sie auf das Hier und Jetzt, jedes Fehlverhalten kann tödlich sein. Als die Rote Armee naht, müssen Inge und Wanda ihren Weg nach Westen gemeinsam finden. Das Überleben der einen liegt in der Hand der anderen.

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Vom Äußeren her gefällt mir der Roman schon gleich sehr gut. Ein wunderschönes, wenn auch traurig stimmendes Cover, das aber damit auch sehr gut zur Geschichte passt. Wie auch der Titel, der sogar so direkt Bezug zum Inhalt nimmt. Gleich vorne gibt es eine Karte, die den langen Weg der Mädchen zeigt und hinten im Buch befindet sich ein Glossar, in dem viele Begriffe, die im Text mit einem Sternchen gekennzeichnet sind, erklärt. Dies finde ich sehr gut gemacht, denn so weiß man gleich, welches Wort sich hinten findet. Und auch, wenn ich die meisten Begriffe kannte, konnte ich zusätzliche Informationen finden und gerade Jugendliche, die ja die Zielgruppe sind, und sich vielleicht noch nicht so viel mit dem Thema beschäftigt haben, finden dort alles sehr gut erklärt.

Die Geschichte selbst hatte mich gleich von der ersten Seite an gefangen. Ginas schöner bildreicher Schreibstil, der mir schon bei ihren anderen Büchern so gut gefallen hat, konnte mich auch hier wieder fesseln, obwohl er insgesamt etwas „einfacher“ gehalten war. Aber ansonsten merkte ich kaum, dass ich ein Jugendbuch las, denn die Geschehnisse sind nun mal nicht zu beschönigen und das, was nicht detailliert ausgesprochen wurde, konnte ich mir natürlich selbst vor Augen führen.

Wanda und Inge, zwei Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und zudem noch Feinde in einem schrecklichen Krieg, müssen sich zusammenraufen. Dies wurde sehr einfühlsam und durch eine glaubhafte Entwicklung der beiden Mädchen, dargestellt. Wurde erst Wanda dem Leser schnell emotional nahegebracht und Inge noch als etwas naiv und oberflächlich zurückgestellt, so erreichte es die Autorin bald, sich auch in Inge hineinfühlen und beide Mädchen sehr gut verstehen und mit ihnen mitleiden zu können. So spürte man die z. T. widersprüchlichen Gefühle der Mädchen zueinander und natürlich auf ihr Schicksal: Hass, Wut, Angst und Trauer, vorsichtige Hoffnung, aber auch die Abgestumpftheit, wenn das Gefühl aufkam, dass alles keinen Sinn mehr hatte.

Auch die Geschehnisse des Krieges und die damit verbundene Flucht, wurden sehr eindringlich geschildert. Die Kälte, der Hunger, die ständige Suche nach einem Unterschlupf, die Gefahren durch die anrückende russische Front und die Bombardierungen. Aber auch die Emotionen der Menschen waren intensiv zu spüren. Die Angst, die Erschöpfung, aber auch die Unbelehrbarkeit immer noch an einen Sieg zu denken, wenn schon alles verloren ist. Und die Rücksichtslosigkeit, wenn es darum geht, sein eigenes Leben zu retten, aber auch die Hilfsbereitschaft, auch sein letztes Stück Brot mit anderen zu teilen.

In diesem Chaos müssen nun die beiden Mädchen irgendwie überleben und es erweist sich mit der Zeit, wie sehr sich die beiden brauchen, besonders wie sehr Inge Wandas Stärke braucht, aber auch wie sehr Inge für Wanda zu einer Familie wird. Denn wenn sie etwas brauchen in dieser Zeit, wo Familien auseinander gerissen werden, dann ist es jemand, zu dem man gehört.

Eine wirklich sehr einfühlsame Geschichte mit starken Charakteren, die schnell ans Herz wachsen, und die auch für Erwachsene sehr schön zu lesen ist.
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"Die verlorenen Schuhe" behandelt ein Thema, über das ich bis dato noch nie ein Buch gelesen hatte: Die Flucht vieler Deutscher gegen Ende des 2. Weltkriegs vor den Russen. Obwohl fast alle der damaligen Flüchtlinge tief traumatisiert sind und es schwere Schicksale waren, wurde das Thema doch kaum behandelt. Umso mehr war ich sehr neugierig darauf, was mich in dem Buch erwartet.

Zu Beginn ist noch alles - fast - harmonisch: Inge wächst wohlbehütet auf einem Gut in Schlesien auf. Vom Krieg bekommt sie so direkt gar nichts mit. Sie hegt weiterhin ihre Träume und Wünsche, während nur die polnischen Zwangsarbeiter einen Hauch von etwas "Anderem" mitbringen.

Doch ganz plötzlich verändert sich Inge's Welt und sie muss von heute auf morgen ihre Heimat verlassen und vor den immer näher rückenden Russen fliehen. Mit der polnischen Zwangsarbeiterin Wanda verbindet sie zuerst eine reine Zweckgemeinschaft, die aber im Laufe ihrer Flucht schließlich einer innigen Freundschaft weicht.

Die Geschichte wird dabei abwechselnd aus der Sicht von Inge oder der von Wanda erzählt und man lernt dadurch die Mädchen sehr gut kennen. Schon bald erkennt der Leser, dass sich hinter den Fassaden der Mädchen viel mehr verbirgt, als man zu Beginn vermuten lässt und auch sie beide entdecken, dass sie sich doch ähnlicher sind und sie viel mehr verbindet, als sie zuerst in ihrer Fremdheit gedacht haben.

Auf der Flucht erleben die Mädchen dabei teilweise sehr erschütternde und furchtbare Dinge, aber gleichzeitig gibt es auch immer wieder so kleine Momente der Hoffnung, die den Mädchen die Kraft zum Weitermachen geben.

Das Buch zeichnet sich dabei wieder durch eine wunderbare bildhafte Sprache und bildliche Vergleiche aus, die dem Leser viele Dinge noch näher bringen und ihn intensiv an den Geschehnissen teilhaben lassen.

Die Mädchen sind mir im Laufe des Buches richtig ans Herz gewachsen und mehr als einmal habe ich mit den Tränen gekämpft. Entweder angesichts der Grausamkeit oder angesichts eines unverhofften Moments des kleinen Glücks. Umso schwerer wiegen diese Emotionen, wenn man sich vor Augen führt, dass der Roman Tatsachen entspricht und der geschilderte Verlauf der Flucht der Mädchen wahrscheinlich noch fast harmlos ist, im Vergleich zu vielen anderen Flüchtlingen, die noch schlimmere oder grausamere Dinge erleben mussten.

Alles in allem ein sehr emotionales und erschütterndes Buch, dass ein Thema behandelt, das zwar oft in den Medien präsent ist, aber nicht so aufgearbeitet wurde, wie es vielleicht für die Betroffenen hilfreich gewesen wäre. Eine sehr mitreißende Lektüre, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und von der ich wirklich hoffe, dass das Buch als Schullektüre Einzug in die Klassenzimmer hält!

Für mich ein absoluter Buchtipp und bekommt dafür 4 Ratten. Die eine Ratte Abzug ist dabei eher eine Gefühlssache, die ich gar nicht so genau begründen kann...
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