Bewertungsdetails

Kinder- & Jugendbücher 2534
Gemischte Gefühle
Gesamtbewertung
 
4.0
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
In einem fernen Sonnensystem gibt es Planeten, die nur aus Wasser und Müllinseln bestehen. Es gibt Planeten, die sehr heiß und trocken sind und Planeten, die von weiten Federgraswäldern durchzogen sind. Jeder dieser Planeten wird von einem Volk besiedelt, welches je ein Mitglied für den Rat der Neun aussendet, um die Galaxie zu verwalten. Nur das Volk der Shotet, ein kriegerisches Volk mit gemischten Wurzeln ist auf der Suche nach seiner Identität und einer Heimat. Die Shotet haben sich auf Thuve niedergelassen, brechen aber mit einem großen Reiseschiff einmal im Jahr auf Beutezug in die Galaxie auf, um an wertvolle Materialien zu kommen.

Jeder Mensch der Galaxie besitzt eine besondere Lebensgabe, die sich auf seine Zukunft auswirkt. Diese Kraft ist manchmal nur schwer zu ertragen und so bedeutet Cyras Noaveks Lebensgabe Schmerz. Die junge Frau leidet seit ihrer Kindheit an permanentem unterträglichem Schmerz, den sie auf andere Menschen übertragen kann und so nutzt Ryzek, der junge tyrannische Anführer der Shotet seine Schwester als Waffe, um zu immer mehr Macht zu gelangen.

Akos Kereseth lebt friedlich mit seiner Familie auf Thuve bis schließlich Ryzeks Soldaten ihn und seinen Bruder Eijeh entführen und ihren Vater dabei ermorden. Die Mutter der beiden, ein berühmtes Orakel, versteckt sich und die Schwester Cici überlebt nur knapp. Akos und Eijeh wachsen als Sklaven der Shotet auf, ganz im Dienste der Familie Noavek, doch Akos hat nur ein Ziel: Seinen Bruder wieder gesund nach Hause zu bringen.

Nach ihrer Trilogie "Die Bestimmung" waren die Erwartungen an Veronica Roth hoch. Mit "Rat der Neun. Gezeichnet" beginnt sie eine zweiteilige Fantasy-Saga für Jugendliche und junge Erwachsene. In den USA sah sich das Buch massiver Kritik ausgesetzt. Rassismusvorwürfe wurden laut und ich habe mich im Zuge der Rezension ebenfalls damit beschäftigt. Beim Lesen konnte ich als Nicht-Betroffene die Vorwürfe nicht nachvollziehen, wollte sie aber gerne verstehen, denn meine Wahrnehmung ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.

Sehr gerne hätte ich deshalb mit Betroffenen über das Buch diskutiert, allerdings führte eine Nachfrage auf Twitter nur zu dem Vorwurf, ich sei sowieso nur eine ignorante Weiße, die nicht akzeptiere, wenn People of Color etwas als rassistisch bezeichnen. Sei es drum. Es gibt einen englischen Artikel, den ich nun eben für mich selbst diskutiere.

Vorab sollte man wissen: Beide Völker, die Thuve und die Shotet, sind mit einander verwandt. Sie zeichnen sich sowohl durch helle, als auch durch dunklere Hautnuancen aus. Basierend auf dieser Tatsache bin ich ratlos, welche Stereotype sich worauf aufbauen. Dem Buch wird vorgeworfen, dass eines der Völker als barbarisch beschrieben werde. Dass die Sprache nicht so schön guttural sei. Dass Menschen versklavt werden.

Was mich nun zu den Fragen kommen lässt: Dürfen keine barbarischen Völker existieren? Dürfen Tötungsmale nicht beschrieben werden? Darf ein friedliches Volk das nicht als verwerflich empfinden? Dürfen die Völker, mit nach wie vor gemeinsam-unterschiedlichen Hautfarben, keine unterschiedlichen Haare besitzen?

Darf in einer Geschichte niemand verschleppt oder versklavt werden? In "Rat der Neun" hat Akos den helleren Hautton. Wäre es nun besser gewesen, die Autorin hätte aus dem Sklaven einen Menschen mit dunklerem Hautton gemacht?

Das sind die Fragen, die mich ernsthaft umtreiben. Ich erkenne die Kritik an Stereotypen, aber ich frage mich dennoch: Was wären die Alternativen? Friedliche Völker mit identisch grüner Haut und keinerlei Konflikten, weil sie nichts voneinander unterscheidet? Keine Naturvölker mehr in Büchern, keine unterschiedlichen Sprachen (oder ausschließlich schön klingende Sprachen)?

Sollte sich jemand mit mir auf Augenhöhe über das Buch unterhalten wollen, dann freue ich mich darüber, wenn meine Wahrnehmung in ein anderes Licht gerückt wird.

"Rat der Neun. Gezeichnet" ist ein Buch, das mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt. Ich fühlte mich über weite Strecken unterhalten und nahm die Handlung auch als sehr divers wahr. Es gibt die besagten unterschiedlichen Hautfarben, es gibt unterschiedliche Völker, Cyra ist eine unglaublich starke weibliche Hauptfigur, deren Schickal aber leider doch wieder mit Männern zusammenhängt, sei es mit ihrem Buder oder Akos. Es gibt sogar ein lesbisches Liebespaar, dessen Geschichte aber nur gestreift wird. Insgesamt bieten die knapp 600 Seiten durchaus einige Längen, aber auch viel Stoff zum Nachdenken. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.
SK
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