Bewertungsdetails

Kinder- & Jugendbücher 3513
Interessante Verbindung von Schokolade und deutsche Kolonialgeschichte
Gesamtbewertung
 
4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
5.0
Mia ist die Tochter einer Chocolatiers-Familie in Meißen. Da ihr älterer Bruder das Geschäft eines Tages übernehmen soll, muss Mia sich nach einem anderen Lebensunterhalt umschauen. Sie hat sich für Journalismus entschieden. Als Aufnahmeprüfung soll sie die Geschichte eines Familienfotos recherchieren und erzählen. Auf einmal fällt ihr das rätselhafte Bild ein, das schon immer in der Familienwohnung steht, das sie aber nie wirklich hinterfragt hat. Darauf sind zwei Männer zu sehen, einer weiß, der andere schwarz und ein lebensecht großes Nashorn aus Schokolade. Das muss doch Stoff für eine Geschichte bieten?

Schnell findet Mia heraus, wer die beiden Männer sind, denn dass ihr Urgroßvater Jakob schwarz war und aus Namibia stammte, wurde zwar in der Familie nie groß thematisiert, aber auch nicht verschwiegen. Der andere Mann auf dem Bild ist Gottlob Herder, Gründer einer großen Schokoladenfabrik aus Lüneburg, das Nashorn war ein Geschenk anlässlich der Hochzeit der Tochter des letzten deutschen Kaisers. Soweit scheint alles beantwortet, doch nun drängen sich Mia neue Fragen auf: wie kam Jakob damals nach Deutschland, warum arbeitete er für Herder und wie konnte er sich später in Meißen sein eigenes Geschäft aufbauen?

Sie beschließt, nach Lüneburg zu fahren und mithilfe der Herder’schen nachkommen genauer nachzuforschen. Als sie sich telefonisch ankündigt, scheint sie bei Wilhelm Herder, Gottlobs Enkel, offene Türen einzurennen. Der alte Mann versucht anscheinend schon lange, mit Mias Familie Kontakt aufzunehmen, wurde aber immer abgeblockt. Doch als Mia dann vor Ort ist, ist auf einmal alles ganz anders.

Das Buch ist, im Gegensatz zum letzten Jugendbuch der Autorin (Die Mühle), kein Thriller. Elisabeth Herrmann verknüpft hier das Thema Schokolade (das aber eigentlich nur Mittel zum Zweck ist und eine Rahmenhandlung bietet) mit dem unangenehmen, dunklen Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte in Afrika, dem eigentlichen Thema des Buches. Ein Thema, das im deutschen Schulunterricht maximal gestreift, aber keinesfalls angemessen ausführlich behandelt wird. Erst seit 2015 erkennt übrigens die Bundesregierung die Auslöschung des Volkes der Herero Anfang des 20. Jahrhunderts offiziell als Völkermord an.

Die Autorin schickt zwei junge Menschen auf eine rätselhafte und teilweise unbequeme Reise in ihre jeweilige Familiengeschichte und zeigt dabei, dass bis heute vieles lieber totgeschwiegen wird anstatt sich mit den Geschehnissen von damals und ihren Folgen auseinanderzusetzen. Diesen Aspekt des Buches ebenso wie die historischen Einstreuungen fand ich sehr beklemmend, aber auch spannend zu lesen und empfehle es daher für heutige Jugendliche auch unbedingt!

Weniger gefallen hat mir die zusätzlich eingebrachte Krimi-Handlung. Hiermit soll natürlich noch mehr Spannung erzeugt werden und das gelingt auch über weite Strecken. Die Auflösung am Ende kam für mich aber nicht überraschend und außerdem fand ich sie leider weniger gelungen als den Rest des Buches.

Insgesamt also auf jeden Fall wieder ein lesenswertes Buch der Autorin mit einer etwas überflüssigen Wendung am Schluss und einem gänzlich anderen Plot als bei ihren letzten Jugendbüchern!
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