Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss - sondern gerät auch in tödliche Gefahr ...
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Das Buch kam mit der Post und eigentlich wollte ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen – es wurde ein Lesenachmittag daraus.
Die Inhaltsangabe gibt erfreulicherweise ziemlich genau wieder, worum es grob betrachtet in dem Buch geht – was ja heutzutage nicht immer der Fall ist. Auch das Cover passt – für mein Dafürhalten wie bereits erwähnt, sehr gut zum Inhalt. Die das Gesicht größtenteils verdeckenden Haare, die Streifen, die das Bild oder die Schrift etwas verwaschen aussehen lassen. Gleichzeitig ist das Mädchen farbig dargestellt. Beides entspricht den Handlungsfäden der Geschichte. Neva will sich ihre Individualität bewahren. Heimatland – ein von einer gigantischen Kuppel geschütztes eigentliches Hightechland Land in der Zukunft auf dem Weg in die Vergangenheit – verblasst dagegen zunehmend. Die Menschen ähneln sich immer mehr, weil ihr Genpool durch Inzucht eingeengt wird. Die Ressourcen werden knapp, alles wird und wurde zu Tode recycelt. Die Individualität geht in einem Einheitsbrei an Vorschriften, Wiederholungen und Aufarbeitungen zugrunde. Während Letzteres ebenso wie die Ressourcenknappheit nachvollziehbar wirkt, scheint die Sache mit der Inzucht anhand des Zeitraumes der Geschichte etwas übertrieben. So etwas dürfte sich in zwei, drei Generationen noch nicht so stark bemerkbar machen. Doch dieses Detail stört nicht wirklich, zumal nicht klar wird, wie viele Bewohner Heimatland je hatte oder wie groß es ist.
Wer das Buch aufschlägt, landet sofort mitten im Geschehen. Die Autorin schreibt keine seitenlange Einführung, man weiß sofort, worum es geht. Neva, mit ihren 16 Jahren gerade volljährig geworden, handelt zusammen mit einigen Freunden gegen Heimatland. Sie ist es, die die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt. Der Leser sieht also alles nur mit ihren Augen und weiß nur von ihren Gedanken und Gefühlen bzw. ihrer Interpretation der Handlungen und Gedanken aller anderen. Obwohl sie gerade erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens steht, scheint es aufgrund der Vorhersehbarkeit bereits beendet. Zukunft weckt keine Hoffnung in ihr, sie wirkt beängstigend. So beängstigend, dass sie sich auflehnt, beispielsweise in dem sie sich (wie viele andere auch) ein Merkmal aussucht, dass sie von anderen abhebt. In ihrem Fall ist es eine tätowierte Schneeflocke, im Fall ihrer Freunde eine Narbe, ein gemaltes Motiv oder Ähnliches. Der eine trägt es auffällig, der andere eher versteckt. Neva zum Beispiel macht Letzteres. Sie entstammt einer der Gründungsfamilien von Heimatland. Dieses wurde im Jahr 2051 von der Außenwelt abgeschottet, nachdem der Terror überhandnahm. Niemand weiß, was außerhalb von Heimatland noch existiert.
Heimatland erwartet von seinen jungen Bewohnern brav zur Vermehrung der auf lange Sicht aussterbenden Bevölkerung beizutragen und die Arbeit zu tun, die man ihnen zuweist. Heimatland erwartet blinden Gehorsam und keine Fragen. Doch statt zu tun, was Heimatland von ihnen erwartet, rebellieren Neva und ihre Mitstreiter. Das geschieht durch kleinere Aktionen, in denen die Öffnung von Heimatland gefordert wird genauso wie durch das Gelübde, dass sie sich gegenseitig abgelegt haben und demzufolge sie keine Kinder in die Welt setzen wollen. Doch Heimatland sieht alles und hört alles, hält seine Bewohner absichtlich unwissend, füttert sie mit falschen Informationen und setzt seine Vorstellungen skrupellos abseits vom Bewusstsein des Hauptteils der Bevölkerung um. Noch nicht einmal die Regierungsmitglieder, wie etwa Nevas Vater, ahnen geschweige denn wissen alles.
Was als vielleicht noch ganz gute Idee begann, ist innerhalb weniger Jahre bzw. Jahrzehnte zu etwas geworden, was sich mit den überall auf der Welt zu findenden Unrechtsregimen vergleichen lässt. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Zeit wach, als Deutschland noch zweigeteilt und der Ostblock noch abgeschottet war. An die Zeit, als der Wunsch nach Freiheit zu harten Strafen, Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar dem Tod führen konnte. Ob man den Blick nach Kuba oder in Staaten lenkt, in denen fanatisch-religöse Vorschriften das Leben begrenzen und reglementieren, überall gab und gibt es Menschen, die den Wunsch daraus auszubrechen bitter bezahlen mussten oder noch immer müssen.
Grant ist es in ihrem flüssig geschriebenen und gut zu lesenden Roman gelungen, die Atmosphäre dicht und düster zu malen, ohne den eigentlich omnipräsenten Bedrohungsteil durch die Regierung überhandnehmen zu lassen. Wer eine absolut dystopische Beschreibung hierzu erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Grants Roman dürfte zu den eher leiseren Vertretern dieses Genres gehören. Heimatland bleibt bei allem etwas verschwommen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Die Autorin lässt sich nur bedingt über diese begrenzte Welt aus, geizt gewissermaßen mit Hintergrundwissen - was vielleicht daran liegt, dass Neva, und nicht die Protektosphäre, im Vordergrund steht. Doch auch sie und mit ihr alle Figuren werden eher skizziert als detailliert beschrieben. So zeigen sich Neva und ihre Freunde altersgerecht in ihrem Aktionismus, ihrer stellenweisen Unentschlossenheit oder Naivität. Sie wirken einfühlsam und sympathisch. Auch die erwähnten Erwachsenen agieren überaus überzeugend. Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Wem man vertrauen kann und wer ein Verräter ist, offenbart sich nicht auf einen Blick. Und keiner hebt sich wirklich vom Einheitsgrau der Protektosphäre ab. Unglaubwürdig oder durchscheinend werden die Charaktere und der Handlungsort dadurch jedoch nicht. Gerade durch das Weglassen gewisser Details scheint die zunehmende Vereinheitlichung und das sich steigernde Verblassen der Individualität des Einzelnen betont zu werden. Die wachsende Resignation, die ansteigende Lähmung durch Angst, Aktionen und Reaktionen - all das wirkt authentisch.
Ohne Melodramatik beschreibt die Autorin Nevas Gefühlswelt, die den gleichen Raum wie die Bedrohungssituation einnimmt. Trotz, Rebellion, aufkeimende Verliebtheit in den Freund ihrer Freundin, damit verbundene Schuldgefühle. Die aufkeimende, eigentlich unmögliche Liebesgeschichte ist in ihrer Andeutung ebenfalls sehr gut in die Hoffnungslosigkeit der gesamten Geschichte verwoben. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Die wenigen innigen Momente, die Grants Hauptcharakter mit Braydon erlebt, erscheinen sehr innig und wirken angesichts der Umgebung und der damit verbundenen Schuldgefühle kostbar. Obwohl sich Neva dagegen wehrt, kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Braydon und Ethan, der Freund ihrer Kindertage, gerät ins Hintertreffen. Ein Ausweichen scheint aufgrund der räumlichen Begrenztheit unmöglich. Heimatland ist zwar tatsächlich ein größeres Land, doch die Menschen werden auf Anweisung der Regierung in wenigen Ballungsräumen zusammengedrängt.
Die Geschichte um Freundschaft, verliebt sein und Verrat, Trostlosigkeit und aufkeimende Hoffnung, Angst und Zuversicht, nimmt einen Verlauf, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Das Ende birgt Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen in sich.
Ein bedrückendes Buch, das sich nicht einfach nebenbei liest. Wenn der neue Trend im Jugendbuchbereich auch Dystopien mögen, so hätte ich doch in gewisser Weise Probleme, das Buch ohne Weiteres allen in der avisierten Altersgruppe zu empfehlen. Das liegt nicht daran, das Grant den Fokus auf Gewaltorgien oder ähnliches lenkt – das tut sie definitiv nicht. Doch das Buch ist – wie Dystopien eben sind - keine allzu leichte Kost und bekommt 5 von 5 Punkten.
Nevas Welt ist klein. Abgeschottet von einer Energiekuppel, angeblich als Schutz gegen die vergiftete Außenwelt, nur mit dem Wissen, dass die Regierung ihnen erlaubt. Wer Fragen stellt, verschwindet spurlos. Auch Nevas Großmutter verschwand eines Tages. Das Leben in Heimatland wird immer schwieriger. Die Ressourcen gehen zu Ende, auch Recycling funktioniert nicht ewig. Der Genpool ist zu klein, schon sehen sich die meisten Bewohner sehr ähnlich. Auch gesundheitliche Probleme nehmen zu. Neva und ihre beste Freundin Sanna wollen das alles nicht einfach hinnehmen. Sie wollen nicht glauben, was ihnen erzählt wird, sie wollen handeln.
„Neva“ ist ein klassische Dystopie. Seit den „Tributen von Panem“ scheint diese Textform im Jugendbuch wieder beliebt zu werden. Die Welt, wie wir sie kennen, verschwindet. Machtmissbrauch und Massenmanipulation sind an der Tagesordnung. Einige wenige bestimmen, wie alle zu leben haben, stellen strenge Regeln auf und greifen hart durch, sollte jemand wagen sich zu widersetzen. Doch gerade Jugendliche haben einen Hang zum Widerstand, lehnen sich nur zu gerne gegen Regeln auf. Das geschieht auch hier.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Was wäre wenn sich wirklich ein Land entscheiden würde, alle Grenzen dicht zu machen. Wie würde ich mich verhalten, wenn ich in solch einer Gesellschaft aufwachsen würde. Hätte ich den Mut zum Widerstand, auch wenn es mich das Leben kosten kann?
Sara Grant schafft es, ein ernstes Thema so zu verpacken, dass man das Buch am Stück durchlesen könnte. Die Spannung ist durchgehend hoch, immer wieder entdeckt man neue interessante Facetten dieser Welt. Die unumgängliche Liebesgeschichte nimmt zwar relativ viel Raum ein, tritt aber nicht in den Vordergrund und der Kitschlevel bleibt niedrig.
Eine düstere Fiktion einer möglichen Zukunft, die einen noch eine ganze Weile nach der letzten Seite nicht los lässt. Das wunderschön gestaltete Cover hatte mich verführt, wie so oft bei den Titeln des PAN-Verlags. Aber auch der Inhalt enttäuscht nicht, auch erwachsene Leser dürfen getrost zugreifen.
Neva wächst in Heimatland auf, abgeschirmt vom Rest der Welt unter einer riesigen Energiekuppel. Niemand weiß etwas von der Welt außerhalb. Seit dem großen Terror finden sich die Menschen mit ihrem Schicksal ab, die Regierung überwacht die Geschehnisse und höchstens innerlich begehren die Bewohner gegen das System auf, erkennen die Nachteile und eingeschränkten Möglichkeiten. Neva scheint anders zu sein. Sie ist mutig und stellt Fragen. Ob ihr das zum Verhängnis wird?
Sara Grant legt das Augenmerk eher auf die zwischenmenschliche Dinge, statt die ganze Welt im Detail zu gestalten. Das ist etwas schade, denn die Geschichte hat Potential. Mir haben Informationen sehr gefehlt und auch das Ende lässt mich mit Fragen zurück. Es ist immer gut, wenn ein Buch auch lang nach dem Lesen noch beschäftigt, weil es einprägsam und anders war. Mit "Neva" ist das etwas unfair, weil ich zwar darüber nachdenke, mir aber Antworten fehlen. Es hat einfach einen unfertigen Beigeschmack.
Die Charaktere sind sehr farblos. Vielleicht versteckt sich ein tieferer Sinn dahinter, den Leser wie Heimatland´s Bewohner fühlen zu lassen... alles als eintönig und gleich wahrnehmen, bis die Wahrheiten verschwimmen. Aber das hat nicht funktioniert.
Natürlich ist die Story interessant und lässt sich flüssig lesen. Hoffnung und Rätsel trieben mich voran. Für die angestrebte Zielgruppe der Jugendlichen dürfte das die perfekte Mischung sein. Auch die erste Liebe kommt nicht zu kurz, im Gegenteil.