Die Karibik mitten im 17. Jahrhundert. Tom Collins, der auf der Insel Nevis lebt, kann eines Nachts beim Fischen zwei Schiffbrüchigen das Leben retten. Der eine ist Ramon, ein sagenhafter Lügenbold, der andere ein junger schwarzer Sklave. Dieser entpuppt sich als Prinz Faisal. Wer ihm hilft zu seinem Vater zurückzukehren wird reich belohnt werden. Tom und Ramon beschließen, sich die Belohnung zusammen zu holen, doch plötzlich sind Ramon und Faisal verschwunden. Nicht mit Tom! Er wird sich seinen Anteil holen. Eine Odysee um die halbe Welt beginnt ...
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Gesamtbewertung
3.0
Plot / Unterhaltungswert
3.0
Charaktere
3.0
Sprache & Stil
3.0
Der dreizehnjährige Tom Collins lebt mit seiner Mutter und seiner Halbschwester auf der kleinen Karibikinsel Nevis. Tom träumt vom großen Reichtum, um seiner Mutter ein besseres Leben zu ermöglichen, und sucht daher nach Wrackteilen und Treibgut. Nachdem ein Schiff vor der Küste gesunken ist, findet er zwei Überlebende: den Spanier Ramon und einen Sklavenjungen. Als Lohn für seine Rettung verspricht Ramon Tom die Hälfte des Sklaven, welcher der Sohn eines Königs aus Westafrika – Prinz Faisal - und ein halbes Königreich wert sein soll. Tom lässt sich darauf ein, doch nach einiger Zeit verschwindet Ramon eines Nachts mit dem Sklaven - und Tom bricht auf, um ihnen zu folgen. Was dann kommt ist eine abenteuerliche Reise quer durch die Karibik.
"Prinz Faisals Ring" ist eindeutig eine Abenteuergeschichte, aber auch eine Geschichte des Erwachsenwerdens und einer Freundschaft. Diese Verbindung tut dem Roman allerdings nicht besonders gut, denn für ersteres ist die Handlung nicht rasant genug, für letzteres fehlt Tiefgang. Bjarne Reuter hat sich anscheinend zu viel vorgenommen, konnte aber nur einen Teil einlösen. Gut unterhalten wurde ich allerdings schon, auch wenn ich manchmal mit den Längen der Handlung zu kämpfen hatte. Zufall und Glück werden teilweise arg strapaziert, was auch in komische Momente umschlagen kann, wenn sich zum Beispiel eine Nebenfigur fragt, weshalb Tom ständig alles in den Schoß fällt …
Dabei steht das Geschehen eindeutig im Vordergrund, denn von den Protagonisten lernen wir nur Tom näher kennen. Alle anderen Personen erscheinen am Rande, um die Handlung voranzutreiben. Und auch bei Tom wissen wir zwar, was ihn antreibt, und können beobachten wie er älter wird, aber wirklich in die Tiefe geht der Blick nicht. Dabei ist er mir ein zu strahlender Held, der sich häufiger auf sein Glück verlässt als auf seinen Kopf. Am meisten Spaß hatte ich jedoch, wenn er sich mit Hilfe seiner Lügengeschichten aus einer Situation laviert (unabhängig davon, welchen Eindruck dies bei jungen Lesern hinterlassen könnte).
Reuter hat einige zeitgenössische Aspekte eingebracht, ohne die historischen Bezüge zu strapazieren, was in einem Jugendbuch ab 12 Jahren sicherlich fehl am Platz wäre. Die Streitigkeiten zwischen den Kolonialmächten hat er sehr amüsant eingebaut, die Inquisition ist ein düsteres, bedrückendes Element. Sklavenhandel und -haltung nehmen natürlich einen größeren Stellenwert ein, aber gerade am Beginn der Geschichte war mir die Darstellung zu unreflektiert. Reuter lässt Tom ziemlich grausam mit „seinem“ Sklaven umspringen, was dem Zeitgeist entspricht, aber für einen jungen Leser nicht unkommentiert bleiben sollte. Oder schätze ich das Urteilsvermögen Zwölfjähriger falsch ein? Auch ein absoluter Vollrausch hat für Tom lediglich die Konsequenz, dass er ausgeraubt wird, ansonsten erscheint es als normal, als Dreizehnjähriger in der Taverne zu sitzen. Zumindest der Blick auf die Sklaverei wird mit Voranschreiten der Geschichte differenzierter.
Insgesamt eine zwar streckenweise langatmige, aber im Ganzen vergnügliche Abenteuergeschichte, die mir allerdings nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.