In den frühen Abendstunden einer drückend schwülen Hochsommernacht in Miami Beach beschloss Simon Winter, ein alter Mann, der sich über viele Jahre beruflich mit dem Tod beschäftigt hatte, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Miami 1995. Als seine Nachbarin Sophie Millstein erdrosselt aufgefunden wird, ist Detective Simon Winter klar, dass ihre Angst berechtigt war: Tags zuvor hatte die Holocaustüberlebende ihm verzweifelt berichtet, ihr sei der Schattenmann begegnet - jener Nazi-Scherge, der damals untergetauchte Juden ans Messer lieferte. Ist er zurückgekehrt, um die letzten Zeugen seiner Taten zu beseitigen?
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Ein typischer Katzenbach
(Aktualisiert: 23 Juli 2012)
Gesamtbewertung
4.3
Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
4.0
Sprache & Stil
4.0
Miami Beach, 1995: Simon Winter, Detective im Ruhestand, ist seines Lebens müde, bis seine Nachbarin Sophie Millstein ihn verschreckt um Hilfe bittet. Sie glaubt, jemanden aus ihrer Berliner Zeit während des Zweiten Weltkriegs wieder erkannt zu haben, den sogenannten „Schattenmann“, einen jüdischen Greifer, der selber Juden an die Gestapo verraten hat. Am Tag darauf wird Sophie ermordet aufgefunden. Während der offiziell mit dem Fall betraute Detective Walter Robinson und die Staatsanwältin Esperanza Martinez zunächst in eine andere Richtung ermitteln, begibt sich Simon Winter auf die Suche nach dem Schattenmann.
John Katzenbach legt mit "Der Täter" einen für ihn typischen Psychothriller vor. Sein etwas ausufernder, eher ruhiger Erzählstil mag gewöhnungsbedürftig sein, für mich ist er genau das Richtige. Der Autor lässt sich Zeit, um seine Figuren zu Wort kommen zu lassen und dosiert seine Actionelemente wohl gekonnt. Das Miami der Gegenwart mit seiner drückenden Hitze entsteht genauso lebhaft im Kopf des Lesers wie das trostlose Berlin der 1940er Jahre.
Sehr geschickt fand ich, wie der Schattenmann nach und nach in die Handlung eingreift. Zuerst wird er nur in den Erzählungen der anderen Protagonisten erwähnt, dann tritt er in einer nervenaufreibend spannenden Szene das erste Mal direkt auf und gegen Ende wird schließlich ein ganzer Abschnitt aus seiner Sicht geschildert. So richtig greifbar wird er jedoch nie, genauso wie ein Schatten.
Das Ende wartet zwar nicht mit aufsehenerregenden Plot Twist auf, ist aber dennoch zufriedenstellend, auch wenn noch die ein oder andere Frage offenbleibt. Das einzige, was ich bemängeln könnte, wäre das recht einseitige Bild vom heutigen Deutschland, das im Roman kolportiert wird; das macht der Autor durch sein Nachwort zur deutschen Ausgabe, in dem er über seinen Berlinbesuch im Jahr 2009 berichtet, mehr als wett.