Das ist ein reichlich mieser Zaubertrick, von der Sorte, bei der ich einfach nur noch wegsehen oder meinen kindischen Instinkten nachgeben und pfeifen möchte.
Igi ist um die 30 und eigentlich Psychologin. Sie ist verheiratet mit Benny, der jedoch die Frau in sich entdeckt hat und sich in Transvestitenbars herumtreibt. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, eines erfolglosen Privatdetektivs, stößt sie in seinem Nachlaß auf eine Kette mit einem Schmetterlingsanhänger. Als sie der Besitzerin, Siv Underland, den Schmuck zurückbringen will, findet sie die Frau tot in ihrer einsamen Holzhütte auf. Die Polizei glaubt an Selbstmord, doch Igi weiß aus den Unterlagen ihres Vaters, daß er auf der Suche nach Sivs ehemaliger Babysitterin war, die vor vielen Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand. Igi ahnt einen Zusammenhang und beschließt auf eigene Faust zu ermitteln.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Irritierendes Graben in der Vergangenheit
Gesamtbewertung
3.0
Plot / Unterhaltungswert
3.0
Charaktere
3.0
Sprache & Stil
3.0
Trist und düster ist der Eindruck, den Pernille Rygg auf jeder Seite hinterlässt. Erstaunlich, dass ich dennoch nie die Lust am Buch verloren habe und immer weiter mit der Geschichte gehen wollte. Denn Rygg verliert sich nicht in einem negativen Einheitsbrei der Beschreibungen, sondern entwickelt viel Fantasie, um die Düsternis zu beschreiben. Da wird der Gehweg von Dachlawinen bedroht, von parkenden Autos eingekesselt; wenn die Sonne über sanfte Felder scheint, brennt das Licht wie Säure in den Augen und kein Wohnhaus ist wohnlich, sondern entweder heruntergekommen, Zeugnis eines spießigen Geschmacks oder scheußlich-modern. Genau diese Vielfalt machte den Roman für mich so lesenswert, weil Tristesse eben nicht gleich Tristesse ist.
Igi Heitmann ist Psychologin und als solche wirkt sie manchmal fast fehl am Platz - sie wirkt, als käme sie schon mit sich selbst nicht zurecht. Ihr Mann wagt einen Spagat zwischen der Ehe mit Igi und Liebschaften mit anderen Männern. Igis Eltern sind geschieden und platzieren sich als Gegenpole: Der scheinbar gescheiterte Vater und die Mutter, die in ihrer zweiten Ehe sich so bürgerlich wie möglich gibt.
Das Misstrauen Igis gegenüber der Todesursache ihres Vaters löst den titelgebenden Schmetterlingseffekt aus: Sie stellt Fragen und der Fall gerät außer Kontrolle. Igi gräbt in der Vergangenheit, um den letzten Fall ihres Vaters mit seinem Tod in Verbindung zu bringen und stößt dabei auf einen zweiten Todesfall, der mehrere Jahre zurück liegt. Am Ende stellt sie fest, dass nicht alle Todesfälle (es bleibt nicht bei diesen zwei) auch wirklich Mord waren. Aber die von Igi ausgelöste Kettenreaktion hat viel ins Rollen gebracht.
Das Buch endet für Igi mit einer positiven Nachricht - aber es wäre wohl kein Rygg'scher Roman mehr, wenn nicht auch hier das Schöne wenigstens ein kleines bisschen relativiert würde.