Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals

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Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals
Verlag
ET (D)
2010
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783463405698

Informationen zum Buch

Seiten
320

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Namibia: Im Windhuker Nobelviertel Ludwigdorf wird ein Mann, der seine Zitronenbäume wässert, über den Elektrozaun hinweg mit einer AK-47 erschossen. 19 Jahre nach der Ermordung des SWAPO-Anwalts Anton Lubowski beginnt so eine Attentatsserie, der nach und nach die damaligen Täter vom südafrikanischen Geheimdienst zum Opfer fallen. Für die junge Windhuker Kriminalpolizistin Clemencia Garises werden die erbitterten Kämpfe aus der Endzeit der Apartheid lebendig, die sie bisher nur aus Erzählungen kannte ... Doch wer ist der Täter? Und warum schlägt er erst nach fast zwei Jahrzehnten zu?

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Der Januar bringt diesmal nicht nur eine extreme Trockenheit nach Windhuk, wo man dringend auf die Regenzeit wartet, sondern auch einen Killer. Das erste Opfer ist Abraham van Zyl, der früher in südafrikanischen Diensten die namibische Unabhängigkeitsbewegung bekämpft hat und an der Ermordung des weißen SWAPO-Anwalts Anton Lubowski beteiligt gewesen sein soll. Kriminalinspektorin Clemencia Garises hält diese Spur von Beginn an für die erfolgversprechendste, aber ihre Kollegen und ihr Vorgesetzter Oshivelo versuchen offensichlich, sie davon abzubringen. Auch als ein Ex-Kumpel van Zyls in Namibia auftaucht und wenige Stunden nach seiner Landung auf dem Flughafen tot aufgefunden wird, kann sich Clemencia noch nicht recht durchsetzen. Sie findet aber auch Unterstützung: bei ihrem Kollegen Angula, der sich wie besessen in alte Akten vertieft, um die Lücken der Beweisführung von vor 20 Jahren zu finden, bei dem Richter, der seinerzeit mit dem Fall befaßt war, und nicht zuletzt bei Claus Tiedtke, Reporter einer deutschsprachigen Zeitung. Schon bald schlägt der Killer auch in Südafrika zu und die Zusammenhänge lassen sich nicht mehr leugnen. Aber während Identität und Motive des Täters weiter im Dunkeln bleiben und Clemencia polizeiintern auf Widerstände aller Art stößt, muß sie sich gleichzeitig auch noch mit ihrer Familie auseinandersetzen, die sie nicht nur als Geldesel und Versorger mit Handyguthaben betrachtet, sondern vor allem auch endlich verheiraten will. Die Tanten hätten zwar jemanden von den „eigenen“ Leuten vorgezogen, aber da sie sich einbilden, Clemencia habe ernste Absichten auf Claus Tiedtke, wird eben dieser in die Mangel genommen ...

Jaumann hat hier den realen und bis heute ungeklärten Mord an Anton Lubowski im Jahr 1989 als Aufhänger für eine spannende Geschichte genommen, in der es nicht um eine banale Mordserie geht, sondern vor allem um noch nicht so weit zurückliegende Vergangenheit, um Politik, um Wahrheit und wie und warum man sie unterdrückt, um Moral und daraus resultierende Konsequenzen für die eigenen Handlungen, und nicht zuletzt um Schuld, Sühne und den Preis, den sie kosten. Das Nachwort sollte auch unbedingt als Nachwort gelesen werden, da es Informationen über die Differenzen zwischen Romanhandlung und Realität und die Grenzen der „literarischen Aufklärung“ des Falles enthält. Daher ist die hier gebotene Auflösung des Falls auch keine absolute, aber im Rahmen der erzählten Geschichte absolut schlüssig und vollständig genug, auch wenn einige Fragen nach Hintergründen und Verstrickungen offenbleiben müssen.

Auch wer sich mit der neueren Geschichte Namibias noch nicht beschäftigt hat, wird sich gut zurechtfinden und viel an Informationen mitnehmen können, da die wesentlichen Hintergründe geschickt in die Ermittlungen eingebettet sind. Darüber hinaus bekommt der Leser einen guten Einblick in die Lebensumstände verschiedener Bevölkerungsgruppen in Namibia, besonders Clemencias Familie bietet hier einiges an Anschauungsmaterial. Bei all dem helfen auch Glossar und die beigegebene Karte Namibias. Und wer mag, kann sich im Internet einen Windhuker Stadtplan suchen und der Inspektorin auf ihren Wegen durch die Stadt folgen. Das alles verleiht dem Roman eine Authentizität und Atmosphäre, die mir sehr gut gefallen haben. Ich bin unter diesen Umständen jedenfalls schon sehr gespannt, welches Gespenst aus der politischen Vergangenheit (oder Gegenwart?) Clemencia im nächsten Band begegnen wird, und natürlich auch, wie sich die Beziehung zu Claus unter dem Einfluß der Tanten weiterentwickelt *gg*

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Die Ermittlungen von Kriminalinspektorin Clemencia Garises beginnen mit einem Desaster: Ein Mann stirbt im Kugelhagel eines Maschinengewehrs - eigentlich behütet in einem guten Wohnviertel, in dem regelmäßig ein Sicherheitsdienst patrouilliert. Garises wird über drei Stunden später erst zum Tatort gerufen, die Spurensicherung ist nicht erreichbar und die Polizisten vor Ort zeichnen sich weder durch Sachverstand noch Mitgefühl aus. Da hilft es wenig, dass Garises Fortbildungen in Europa besucht hat und beruflich wesentlich fitter ist als die meisten ihrer Kollegen. Noch dazu ist sie eine Schwarze - die Hinterbliebenen des ermordeten Abraham van Zyl zeigen von Beginn an, dass sie der Kommissarin weder trauen noch ihr etwas zutrauen.

Als herauskommt, dass van Zyl zu Apartheid-Zeiten beim CCB arbeitete, einer Organisation, die Anti-Apartheids-Aktivisten beseitigte, ahnt Garises, dass in der Vergangenheit der Schlüssel zum Attentat liegen könnte. Doch ihr Chef Ndangi Oshivelo, der sonst große Stücke auf Garises hält, will von der Theorie auch dann nichts hören, als ein zweiter CCB-Agent ermordet wird. Doch Garises bleibt dabei: Es scheint einen Zusammenhang zur Ermordung des populären und erfolgreichen weißen SWAPO-Anwalts Anton Lubowski anno 1989 geben. Bis Garises vernünftig ermitteln kann, verstreicht viel Zeit und der Mörder arbeitet schnell und präzise.

Was mich von Beginn an für das Buch eingenommen hat, ist die Einbindung der realen Ermordung Lubowskis, die bis heute unaufgeklärt ist. Verdachtsmomente gab und gibt es viele, Behinderungen bei der Ermittlung aber auch. Jaumann spinnt um die Fakten herum eine Geschichte, die heute mit jenen Hintergründen durchaus stattfinden könnte: Die späte Rechenschaft mit denen, die damals als dringend tatverdächtig galten, die aber nie verurteilt wurden.

Zugleich erfahre ich einiges über das Namibia von heute. Garises ist für namibische Verhältnisse fast schon zu alt zum heiraten und lebt mit verschiedenen Familienmitglieder in einer Zwei-Zimmer-Hütte in Katutura (was laut Wikipedia übersetzt heißen soll: "Ort, an dem wir nicht leben möchten"), einem Vorort von Windhoek. Besonders die zwei Tanten setzen Garises zu mit ihren Versuchen, sie unter die Haube zu bekommen und ihr Handy mit Beschlag zu belegen. Auch ansonsten ist das Leben eher von liebevollem Chaos, zumal Garises die einzige mit einem geregelten Einkommen ist und zu Hause sicher nicht die Ruhe findet, die sie nach teils zermürbenden Einsätzen benötigt.

Ich fand die Story sehr spannend geschrieben, weil sie eine gut durchdachte Handlung mit Finten hat, Hintergründe erklärt (mich aber auch nicht Fakten erdrückt) und interessante Charaktere zeigt. Inzwischen weiß ich, dass Clemencia Garises bald einen zweiten Fall lösen soll und an diesen Ermittlungen will auf alle Fälle wieder teilhaben. Wenn es - wie in diesem Fall - wieder in einer Leserunde mit dem Autor Bernhard Jaumann selbst geschieht, dann umso lieber.
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