Elisabeth Herrmann: Das Kindermädchen

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Elisabeth Herrmann: Das Kindermädchen
Verlag
ET (D)
2005
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783442464555

Informationen zum Buch

Seiten
440

Sonstiges

Erster Satz
Die Flugzeuge.

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Handlungsort

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Anwalt Joachim Vernau scheint alles im Leben erreicht zu haben: Er wird die Berliner Senatorin Sigrun Zernikow heiraten, er wird Partner in der alteingesessenen Kanzlei ihres Vaters und sein Büro in der Grunewald-Villa einrichten. An seine radikalen Jahre erinnert ihn nur noch seine Studienkollegin Marie-Luise Hoffmann, die in einer Kanzlei im Prenzlauer Berg das Banner des linken Widerstands hoch hält. Die Leiche einer alten Ukrainerin im Landwehrkanal stellt Vernaus Leben mit einem Schlag auf den Kopf. Wer ist Natalja Tscherednitschenkowa, die von dem alten Zernikow Entschädigung fordert? Und warum will dieser nicht zahlen? Als Vernau sich an einen Heizkörper gefesselt einer Pistolenmündung gegenüber sieht, weiß er, dass hier mehr auf dem Spiel steht als ein schwarzer Fleck auf der blütenweißen Weste der Familie Zernikow.

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Joachim Vernau hat es geschafft. Während andere Juristen es gerade mal schaffen, ihre Miete zu bezahlen, fährt er Porsche und ist kurz davor in eine der führenden Familien Berlins einzuheiraten. Seine manchmal tüttelige Mutter ist ihm eher im Weg, zwischen Arbeit, Geschäftsessen in teuren Restaurants und abendlichen Empfängen. Freizeit hat er zwar kaum noch, denn die Kanzlei seines zukünftigen Schwiegervaters deckt ihn fleißig mit Arbeit ein und seine Freundin ist eigentlich nur noch mit ihrer politischen Karriere beschäftigt, für die eine glückliche Beziehung ein nützliches Accessoire ist, aber er beruhigt sich damit, dass das ja nur eine Phase ist.

Doch eines Tages taucht eine alte Russin im Garten des Kanzleianwesens der Zernikowskis auf, die behauptet, dass eine Freundin von ihr Zwangsarbeiterin im Haushalt von Joachims zukünftigem Schwiegervater gewesen wäre und diesen in der NS-Zeit als Kindermädchen betreut hätte. Sie findet kein Gehör und am nächsten Tag wird sie tot aufgefunden. Joachim packt die Neugier und je mehr man ihn zum Schweigen zu bringen versucht, desto tiefer gräbt er nach den verborgenen Leichen im Keller der Zernikowskis und lässt sich dabei auch nicht vom drohenden Zerbrechen seiner Beziehung aufhalten.

Normalerweise stehe ich deutschen Krimis eher skeptisch gegenüber, die Umgebung ist mir häufig zu vertraut um wirkliche Spannung zuzulassen, „Das Kindermädchen“ hat mich vom Klappentext her aber genug angesprochen, um eine Ausnahme zu werden. Negativ fand ich direkt zu Beginn die Auswahl der Namen für die einzelnen Figuren. Sigrun, Joachims Freundin, konnte ich sofort nicht ausstehen, zu unsympathisch in Richtung nordisch-arisches Rassedenken wirkte dieser Name auf mich, Abraham und Aaron hingegen sind für mich jüdisch assoziierte Namen, die nicht so recht zu einer Familie aus altem preußischen Adel passen wollten. Das war aber auch schon so ziemlich das Einzige, was mich wirklich an diesem Buch gestört hat, ansonsten ist „Das Kindermädchen“ nämlich ziemlich gelungen. Joachim ist kein Superheld, sondern einfach nur ein Mann, der eigentlich lieber in Ruhe seine Beziehung pflegen würde, aber seinen Beruf nun halt doch nicht aus finanziellen Gründen gewählt hat, sondern Jurist geworden ist, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Deswegen kann er nicht – auch nicht seiner Freundin zuliebe - ignorieren, dass etwas in ihrer Familie im Argen liegt. Die Gegner wirken allerdings gerade ab der Mitte manchmal etwas zu professionell und die Autorin hat ein paar doch sehr reißerische Szenen eingebaut, die das Buch meiner Meinung nach gar nicht benötigt hätte, aber insgesamt bin ich wirklich zufrieden und bin gespannt welche Abenteuer Joachim im nächsten Buch erleben wird, das glücklicherweise schon hier bereit liegt.

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Von außen betrachtet führt Joachim Vernau das perfekte Leben. Er kommt zwar aus eher einfachen Verhältnissen, doch er hat es geschafft - seine Karriere als Prozessanwalt ist auf dem aufsteigenden Ast, ihm winkt womöglich sogar die Partnerschaft in der Kanzlei seines Quasi-Schwiegervaters, und seine Lebensgefährtin ist Sigrun Zernikow, stellvertretende Bürgermeisterin von Berlin und der vielversprechende Jungstar ihrer Partei. Alles bestens also.

Das alles gerät ins Wanken, als eine alte Ukrainerin plötzlich mit einem Schriftstück in der Kanzlei auftaucht, das Zernikow senior unterschreiben soll. Die Frau wird fortgeschickt und kurze Zeit später tot aus dem Landwehrkanal gefischt. Wie sich herausstellt, sollte die Unterschrift auf dem Dokument dem früheren Kindermädchen der Zernikows eine Entschädigung sichern, denn die junge Frau kam nicht freiwillig während des 2. Weltkrieges nach Berlin - sie war eine von vielen Zwangsarbeiterinnen, die in Fabriken, auf Bauernhöfen und eben auch in Familien arbeiten mussten.

Als Joachim nachhakt, was es mit diesem Kindermädchen auf sich hatte, stößt er nur auf Schweigen und Ablehnung, doch seine Neugier ist geweckt und er fängt an, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Sigrun und ihre Familie sind über sein Herumstochern in der Familienvergangenheit natürlich alles andere als erbaut ...

Anfangs hat es mir Elisabeth Herrmann nicht leicht gemacht, mich in das Buch hineinzufinden. Der im Krieg spielende Prolog machte mich sehr neugierig, doch in der Gegenwartshandlung fand ich Joachim und Sigrun, dieses Society-Power-Pärchen, reichlich unsympathisch und Joachims bissigen Erzähltonfall ziemlich arrogant. Party hier, Fototermin da, die aufgedonnerte Sekretärin, dicke Autos, teures Parfum und Markenklamotten - nicht wirklich meine Welt.

Mit dem Auftauchen der rätselhaften Russin und der darauffolgenden dramatischen Entwicklungen änderte sich meine Wahrnehmung aber ganz gewaltig, und irgendwann hatte mich das Buch dann richtig gepackt, das in einer spannenden Krimihandlung mit Figuren, die sich viel glaubwürdiger entwickelten als befürchtet, auf höchst spannende Weise ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte aufgreift und dabei mit oft spitzer Feder ein ziemlich treffendes Bild vom heutigen Deutschland zeichnet.

Negativ aufgefallen sind mir nur ein paar kleine Schlampigkeiten - es verschwindet z.B. eine Dokumentenkopie aus einer Schreibtischschublade, die Joachim ein paar Kapitel vorher höchstpersönlich zerrissen hat, oder jemand fährt einen "Peugeot Megane". So was ärgert mich einfach.

Davon abgesehen nach schleppendem Beginn ein wirklich gelungener deutscher Krimi mit einer guten Portion Gesellschaftskritik.
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