In einer Art Bordell unter freiem Himmel, hat man einen Toten gefunden, den feinsinnigen und generösen Ingenieur Luparello, zu dem der kompromittierende Ort seines Hinscheidens so gar nicht passen will. War es ein Verbrechen, und - wenn ja - wer sind die Schuldigen? Und das Motiv? Geld? Macht? Mordlust? Das hängt, muß Commissario Montalbano erkennen, ganz von der Form ab, die man dem Fall gibt. Jedenfalls weigert er sich, die Sache einfach als Unfall zu den Akten zu legen, wie man ihm höheren Orts nahelegt.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Gesamtbewertung
4.0
Plot / Unterhaltungswert
4.0
Charaktere
4.0
Sprache & Stil
4.0
Einen richtigen Fall hat Commissario Montalbano eigentlich gar nicht vor sich: In einem gut frequentierten Freiluftbordell stirbt ein erfolgreicher Lokalpolitiker an Herzversagen. Dennoch stutzt er, vor allem, weil ihm der Fundort der Leiche unstimmig erscheint. Warum sollte Ingegnere Luparello seinen Ruf und seine Karriere derart leichtsinnig aufs Spiel setzen? Einmal neugierig geworden, erscheinen ihm einige Indizien zu gut präpariert und er zögert den Abschluss des Falls hinaus. Damit ruft er die Prominenz auf den Plan, die "aus Besorgnis" einen wahrhaft anmutigen Eiertanz aufführt; um der leidgeprüften Familie noch mehr Leid zu ersparen möge er doch bitte auf nutzlose Verzögerungen verzichten.
Camilleri liefert alles, was von einem italienischen Krimi erwartet wird: Verstrickungen, Mafia und Intrigen. Letzten Endes löst sich der Fall ganz anders auf als erwartet. Geschickte Schachzüge machen aus dem natürlichen Tod ein heißes Eisen, das Montalbano mit guter Menschenkenntnis zu entwirren vermag.
Das Buch ist mit einem dezenten Sarkasmus geschrieben, der mir sehr gut gefallen hat. Montalbano geht mit einigen der Beteiligten fast wie eine Vaterfigur um und bekommt dank seiner Art genau die Informationen, aus denen er sich das Puzzle zusammen setzen kann. Er kennt seine Landsleute gut genug, um selbst diese raffiniert eingefädelte Intrige zu durchschauen. Zum Spielball der Drahtzieher lässt er sich nicht machen: Am Ende gibt er dem Fall die Form, die für jene ohne Potenzial und für die Öffentlichkeit plausibel ist. Und er hat am Ende sicher neue Freunde in Vigatà gewonnen.
Der Verlag hat das Buch durch ungewöhnlich große Seitenränder und einen großen Zeilenabstand aufgblasen. Warum das? Das Buch selber hätte es nicht nötig gehabt und die tolle Aufmachung hätte unter einem klassischen Satzbild sicher nicht gelitten.